#effyourbeautystandards

Taryn Brumfitt will mit ihrem Dokumentarfilm “Embrace” über weibliche Schönheitsideale ein Zeichen gegen den aktuellen Schönheitswahn setzen. Sofie Eifertinger hat ihn sich angesehen.

Regisseurin Brumfitt bekommt per Mausklick Modelmasse. Foto: Body Image Movement.

“You’ve all seen my nipples – so that’s kind of an icebreaker”, lacht Taryn Brumfitt bei der Premiere von “Embrace”. Nach drei Schwangerschaften und ausgiebigem Training zur Bodybuilderin ist die australische Fotografin Brumfitt mit ihrem Körper unzufrieden. Satt vom Schönheitsdruck postet sie 2013 ein ungewöhnliches Vorher-Nachher-Bild, in dem nicht die Entwicklung zum durchtrainierten Body, sondern zum Körper einer glücklichen dreifachen Mutter erzählt wird. Als der Post weltweit mediales Aufsehen erregt, startet Brumfitt eine Crowdfunding Kampagne für einen Dokumentarfilm über die gesellschaftliche Problematik des weiblichen Schönheitsideals.

Schön sein – aber wie?

„Embrace“ besteht zu großen Teilen aus Interviews mit inspirierenden Frauen aus aller Welt, die trotz ungewöhnlicher äußerer Merkmale mit ihrem Körper zufrieden sind. Besonders ergreifend ist die Geschichte der jungen Marathonläuferin Turia Pitt, die bei einem Buschfeuer starke Verbrennungen erlitt. Lebensfroh sagt sie: “I’m awesome” – und man kann gar nicht anders, als ihr zuzustimmen. Erschreckend dagegen sind die Stimmen überwiegend junger Frauen in Fußgängerzonen, die auf die Frage wie sie ihren Körper finden mit “not perfect”, “disgusting” oder gar “I hate it” antworten.

Der Film macht es sich zur Aufgabe, den aktuellen Schönheitsbegriff zu erweitern und gleichzeitig den Stellenwert des Aussehens zu senken. Dabei gibt es durchaus auch lustige Sequenzen. Zum Beispiel wenn eine charmante, brustamputierte Dame erzählt, dass sie mit ihrer Familie darüber scherzt, ob denn jemand ihre Brust gesehen habe. Szenen wie diese zeigen, wie befreiend ein offener und wohlgesonnener Umgang mit dem eigenen Körper ist.

Auch eine Ärztin wird befragt, die unter anderem darauf hinweist, dass dünn sein nicht gleich gesund sein bedeutet. Dass der Dokumentarfilm insbesondere in Bezug auf Ernährung und Sport wissenschaftlich nicht weiter in die Tiefe geht, lässt sich kritisieren. Der „Feel-Good“-Kitsch mancher Passagen, hauptsächlich von übertriebener musikalischer Untermalung begleitet, steht ebenso in der Kritik.

Get it moving!

Darüber lässt sich jedoch hinwegsehen, da der als Social Impact Documentary gelabelte Film eher die Aufgabe hat, eine Debatte zu entfachen, als allein ein Filmerlebnis zu sein. Dies ist durch die große mediale Präsenz von „Embrace“ geglückt – in Deutschland vor allem der Coproduzentin und im Film ebenfalls portraitierten Nora Tschirner zu verdanken. Die Medien wirken schon im Film als Freund und Feind zugleich. Insbesondere die Modeindustrie wird als Ursache der Unzufriedenheit vieler Frauen ausgemacht.

Gleichzeitig dient Instagram einer jungen Frau als Quelle des Selbstbewusstseins, die hormonell bedingten Bartwuchs zu ihrem persönlichen Beauty Statement macht. Gerade auch die Body-Image-Movement, eine von der Regisseurin ins Leben gerufene feministische Bewegung, lebt von den sozialen Medien. Diverse Hashtags, wie zum Beispiel #ihaveembraced, #nobodyshame oder #effyourbeautystandarts sollen Bilder vereinen, die zu mehr körperlicher Diversität einladen. Ideale Schönheitsbilder mit realistischen Körperbildern konfrontieren – vielleicht kann das der Icebreaker unserer Gesellschaft sein.

„Embrace – Du bist schön“ hatte am 11. Mai Premiere und ist nun in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen, sowie seit dem 18. Mai auf DVD erhältlich.

Dokumentarfilm, 87 Minuten, FSK 12 – 2016

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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