„Ich bin ein Berliner!“

Pünktlich zu seinem 100. Geburtstag kommt der 35. Präsident der Vereinigten Staaten an das nach ihm benannte Institut der Freien Universität Berlin. Eine Begegnung mit John F. Kennedy. Von Leonhard Rosenauer

Dem echten Kennedy zum Verwechseln ähnlich: Caspar Phillipson. Foto: Leonhard Rosenauer

Da steht er nun in einem halbvollen Hörsaal am Rednerpult und spricht die berühmten Worte: „Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country“. Jung und dynamisch wirkt er dabei, fast so, wie er früher von vielen Anhängern gesehen wurde, aber eben nur fast. Denn bei dem Mann, der dort vorne John F. Kennedys berühmte „Inaugural Address“ vorträgt, handelt es sich um den Schauspieler Caspar Phillipson, welcher derzeit neben Natalie Portman in deutschen Kinos in dem Film Jackie zu sehen ist. Phillipson, der dem früheren Präsidenten verblüffend ähnlich sieht, ist eigentlich Däne und tourt zusammen mit seinem Partner Anders Agner Pedersen derzeit mit einem Programm, bei dem er Reden Kennedys performt, nachdem Pedersen den Zuschauer*innen deren historischen Kontext erläutert.

Ehemaliger US-Botschafter plaudert aus dem Nähkästchen

Das Duo ist Teil der Konferenz „Utopian and Dystopian Visions of American Politics from Kennedy to Trump“, die anlässlich des 100. Geburtstages von John F. Kennedys im nach ihm benannten Institut der FU stattfand. Ziel der Konferenz sei es „im Licht der Gegenwart auf die Vergangenheit zurückzublicken“, teilt Prof. Lora Anne Viola den Gästen in ihrer Begrüßungsrede mit.

Neben der Live-Performance erwartet die Gäste ein Vortrag des ehemaligen U.S.-Botschafters John Kornblum. Der Diplomat berichtet aus erster Hand von der Angst, die in Zeiten des kalten Krieges innerhalb der Amerikanischen Gesellschaft zu spüren war und von der Hoffnung, die die Wahl John F. Kennedys insbesondere für die jüngere Generation mit sich brachte. Kornblum kritisiert jedoch auch Kennedys Politik und demaskierte Mythen rund um den ehemaligen Präsidenten, wie etwa dessen Selbstdarstellung als vitaler Familienvater. Dennoch kommt der Diplomat zwischenzeitlich ins Schwärmen: „He was Bob Dylan. He was Andy Warhol, but above all he was not our parents“, konstatiert er nostalgisch auch im Hinblick auf das fehlende staatsmännische Verhalten des aktuellen Präsidenten sowie dessen fehlende positive Vision für das eigene Land.

Von Kennedys Utopie zu Trumps Dystopie

Zusätzlich werden die Dokumentationen Adventures on the New Frontier (1961) und Betting on Trump: Coal (2017) gezeigt, gefolgt von einer Diskussionsrunde unter dem Titel „Canaries in the Coal Mine: Deindustrialization, Poverty, and Populism“, an der sich ein Großteil der lehrenden Professoren des Instituts beteiligen. Auch hier wird der Kontrast zwischen Kennedys visionärem Bild der USA und Trumps Dystopie deutlich.

Bevor die Besucher*innen den Tag bei einem Glas Wein ausklingen lassen können, wird die von Regina und Harald Wenzel initiierte Fotoausstellung über das Leben und die Zeit Kennedys eröffnet: Entlang der Wände des Instituts begegnen den Besuchern Szenen aus der Ära des Kalten Krieges, sowie Bilder Kennedys als junger Mann in Harvard, als Präsident oder im Kreis der Familie. Ganz so, wie er sich selbst wohl gerne in der Öffentlichkeit gesehen hätte.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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