In der Welt zu Hause

Mit Videoinstallationen, Gipsskulpturen und modernen Stillleben präsentiert die Ausstellung Common Ground #3 individuelle Auseinandersetzungen mit der Frage des Zuhauses in einer global vernetzten Welt. Anna Hödebeck hat sich umgeschaut.

Der Begriff der Heimat ist vielfältig. Wo ist Zuhause? Foto: Daniel Rodríguez
Der Begriff der Heimat lässt sich auf viele Weisen darstellen. Foto: Daniel Rodríguez

Was bedeutet Zuhause? Ist es der Ort, an dem man geboren wurde? Das Haus in dem die Eltern leben? Oder der aktuelle Aufenthaltsort? Die Möglichkeiten sind zahlreich und immer an ganz persönliche Vorstellungen gebunden. In der Ausstellung Common Ground #3- Where the Circles Intersect, die von Studierenden der FU und der HU kuratiert wurde, präsentieren sechs Künstler*innen sechs verschiedene Antworten auf die Frage der Heimat.

Den Kurator*innen der Ausstellung war es wichtig, die Vielfalt des Begriffs Zuhause und auch seine Losgelöstheit von nationalen Grenzen zu betonen. Nachdem die vorherigen Expositionen bei teilnehmenden Künstler*innen in Bangalore und Bombay stattfanden, hat Kuratorin Rebecca John nun die Möglichkeit, den dritten Teil in Berlin zu präsentieren – ihrem aktuellen Zuhause. Die Stadt eröffnet die Chance, die künstlerischen Positionen in einen neuen Kontext zu setzen. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Zuhause dabei durch ihre Arbeit, die mit verschiedenen, aber gleichzeitig auch verschmelzenden Kulturräumen die Verbildlichung des „common ground“ darstellt.

Verschwimmende Grenzen

Unter dem Titel „Still Life with a Curtain“, spielt der Beitrag der Künstlerin Tara Kelton auf besondere Weise mit Räumen. Über die Online-Plattform “Mechanical Turc” ließ sie verschiedene Menschen ein impressionistisches Stillleben beschreiben. Eine andere Gruppe von Grafikdesiger*innen in Bangalore hatte dann die Aufgabe, die entstandenen Texte visuell umzusetzen. Das Ergebnis: Sechs digitale Stilleben, die sich zwar im Motiv ähneln, aber auch von einem subjektiven Charakter geprägt sind, da sie sich auf sehr unterschiedliche persönliche Eindrücke stützen. Versucht man anhand dieses Kunstwerks einen Entstehungsort festzumachen, stellt sich schnell heraus, dass dies in Zeiten digitaler Vernetzung schier unmöglich ist und das Konzept nationaler Grenzen hierbei komplett in den Hintergrund tritt.

Bei einer globalen Betrachtungsweise von Kunst fällt es vielen schwer diese nicht an nationale Vorstellungen zu binden. Denn häufig werden Kunstwerke auf ihre Herkunft reduziert und der Fokus auf ihre vermeintliche Andersartigkeit gelegt. Common Ground #3 wirkt dem entgegen. Es werden Gemeinsamkeiten herausgearbeitet, die die kulturellen Verflechtungen zeigen und Kunst nicht als homogen und an Grenzen gebunden darstellen.

Themen wie diese vertiefte die Kleine Humboldt Galerie in einer Podiumsdiskussion mit Jamila Adeli, Eva Ehninger und Monica Juneja, bei der insbesondere die Schwierigkeiten des Umgangs mit Kunst aus translokaler Perspektive besprochen wurden. Es wurde mehrfach ausgeführt, dass die Betrachtung möglichst dezentral und nicht vom europäischen Kunstverständnis geprägt sein und Kategorisierungen aufgebrochen werden sollten. Rebecca John betont, dass der Fokus bewusst auf Lokalitäten und ihre Vernetzungen anstelle von Nationen gelegt werden sollte, da die bloße Zuordnung zu einer Nation der Vielfältigkeit der individuellen Hintergründe nicht gerecht würde. „Local“ hingegen könne ein Mensch oder ein Kunstwerk in verschiedenen Kontexten gleichzeitig sein.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18.07.17 in der Kleinen Humboldt Galerie zu sehen. Alle Infos findet ihr hier

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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