Tagsüber die Pisten unsicher machen und abends zusammen kochen, essen und trinken – Skiurlaub mit Freunden macht Spaß. Allerdings leidet die Stimmung sehr, wenn das Kochen schief geht. Von Paul Lütge
Wir befanden uns mitten im Schuljahr. Während sich die Abiturient*innen durch die mündlichen Prüfungen quälen mussten, bekamen wir, die restlichen Schüler*innen der Oberstufe eines Kleinstadtgymnasiums, ein paar Tage frei. Vier Freunde und ich planten deshalb einen Skiurlaub. Runter von der Couch, raus aus unserem Kaff und ab auf die Pisten in den Schweizer Alpen – so der Plan.
Die Vorfreude war groß, als wir uns gut gelaunt in den Zug Richtung Berner Oberland setzten. Es konnte eigentlich nichts schiefgehen, hatten wir doch alles dabei, was man für einen erfolgreichen Skiurlaub benötigte: Unsere Rucksäcke waren bis oben hin voll mit Klamotten, die uns im Freien warmhalten würden, und Getränken, mit denen wir uns von innen zu wärmen gedachten. Womöglich verstörten wir einige anderen Fahrgäste mit unserer exzellenten Musikauswahl, die lautstark durch den Zug schallte. Aber abgesehen davon kamen wir nach einigen Stunden Fahrt wohlauf in einer hübschen Ferienwohnung mitten in den Bergen an.
Der Magen knurrt
Nach kurzer Eingewöhnungsphase in unserer neuen Unterkunft kamen die ersten Fragen auf. Für die Piste war es bereits zu spät. Was also tun? Da wir eine lange Fahrt hinter uns hatten, begannen die Mägen schon bald zu knurren. Essen musste her, und zwar schnell! Wir entschieden uns für einen Klassiker, auch in Berliner WG-Küchen: Nudeln mit Tomatensoße. Überzeugt von meinen Kochkünsten übernahm ich bereitwillig die – wie ich dachte – dankbare Aufgabe, die Nudeln zu kochen.
Ein Fehler, wie sich schon kurze Zeit später herausstellen sollte. Denn kaum schüttete ich ein Paket Nudeln in kochendes Wasser, mischte sich einer meiner Kumpels in das Vorgehen ein. Er bemerkte – wohl zurecht – dass ein Paket Nudeln für uns alle kaum reichen könne und kippte kurzerhand ein komplettes weiteres Paket in den Topf. Leider war der Nudeltopf ziemlich klein und nun maßlos überfüllt.
So nahm das Unglück seinen Lauf: Binnen kürzester Zeit sogen die Nudeln das komplette Wasser auf und füllten den ganzen Topf aus. Es brutzelte und ehe wir uns versahen, war es zu spät für jegliche Rettungsversuche. Ein unappetitlicher Geruch verriet uns, dass die Nudeln bereits angebrannt waren. Aus einem Kilo Pasta wurden so ganz schnell lächerliche 200 Gramm, die halbwegs genießbar waren. Der Rest klebte als schwarze Masse am Topf.
Gebrandmarkt fürs Leben
Im Angesicht dieser kargen Mahlzeit erreichte die bislang sorglose Stimmung bereits am ersten Abend einen Tiefpunkt. Zu viele Köche verderben eben doch den Brei. Meine Erklärungsversuche, dass auch mein Kumpel nicht ganz schuldlos zum Desaster beitrug, wurden einfach ignoriert. Schnell war ich als Alleinschuldiger für das Versagen gefunden.
Für den Rest des Urlaubs überließ ich dann das Kochen den anderen. Allerdings war der Vorfall nach dem Urlaub längst nicht aus der Welt. In meinem Freundeskreis bin ich bis heute gebrandmarkt und darf mir die Anekdote regelmäßig anhören, wenn wir zusammen Kochen oder es darum geht, den nächsten Urlaub zu planen.