Jump Up, Super Star!

Kleiner Mann, große Mission: „Super Mario Odyssey“ brilliert mit einer Mischung aus Nostalgie und Innovation. Marius Mestermann hat kurz die Konsole weggelegt, um einen Testbericht zu schreiben.

Euphorisch in die Odyssee. Bildmontage / Foto: Screenshot/Nintendo, Illustration: Joshua Leibig

„I’m flipping the switch / Get ready for this / Oh, let’s do the odyssey!“

Kinderkram, werden einige denken und die Augen verdrehen, so, wie sie es bei „Pokémon Go“ getan haben. Wieder eine Spielerei, die äußerlich erwachsen gewordene Millennials in Erinnerungen verfallen lässt. Und das trifft auf den ersten Blick auch auf Super Mario Odyssey” auf der Nintendo Switch zu. Mario, der knuffige Klempner in Latzhose, hat wieder einmal die altbekannte Mission: Seine geliebte Prinzessin Peach aus den Fängen des bösen Bowser zu befreien, der sie zur Heirat zwingen will.

Mein Freund, der Hut

Eine simplere Story mit klarer verteilten Rollen kann man sich kaum vorstellen. Doch das ist keine Schwäche des Spiels: Es legt bewusst den Fokus auf das Entdecken, Verweilen und Ausprobieren, während die Hintergrundgeschichte eher dazu dient, immer neue Absurditäten halbwegs plausibel zu machen. Das fängt schon bei Mario selbst an, oder besser gesagt bei seiner Mütze.

Dank des sprechenden Huts Cappy, dessen Schwester auch entführt wurde, gewinnt Super Mario ein völlig neues Element hinzu: Das Capern. Mario kann mit seiner Mütze nun unzählige andere Wesen kontrollieren, also kapern. Das mag albern klingen, ist aber das Beste am ganzen Spiel. Und es zeigt, dass sich Super Mario trotz allgegenwärtiger Anspielungen auf frühere Spiele weiterentwickelt und vom klassischen Erfolgskonzept emanzipiert hat.

Gemeinsam starten Mario und Cappy also die Jagd auf die gemeine Riesenschildkröte Bowser. Nur hat der ein fliegendes Schiff und ist ziemlich gerissen. Immer wieder scheinen die Protagonisten aufzuholen, immer wieder müssen sie Rückschläge hinnehmen. Dadurch reisen sie von einem „Königreich“ ins nächste und entdecken dabei die „Brutzelebene“, den „Robohain“ oder die Metropole „New Donk City“ mit Bürgermeisterin Pauline.

Die singt übrigens auch den Titelsong „Jump Up, Super Star!“, aus dem die Zeilen zu Beginn dieses Textes stammen. Ohnehin ist die Musik eins der vielen Highlights des Spiels. Zu jedem Zeitpunkt sorgt sie für die passende Atmosphäre, auch einige echte Ohrwürmer sind dabei.

Acht Bit, tausende Überraschungen

Stets begleitet wird das fortschreitende Spielgeschehen von herrlich albernen Namen der Charaktere, etwa dem Bossgegner „Chefgock“ – ein überdimensionierter Vogel, der in einem Vulkan seine Suppe kocht. So schön absurd sind die Levels, so zahlreich die versteckten Münzen, Monde und Outfits, die es zu sammeln gilt, dass man schnell die Zeit vergisst. Den ultimativen Retro-Effekt bieten kleine, oft versteckte Mini-Levels im Stil der alten 2D-Spiele. Und wieder ist da die Liebe zum Detail: In diesen Abschnitten verwandelt sich die Musik bei gleicher Melodie in 8-Bit-Sound. Neugier und Geduld werden also belohnt – wenn das nicht pädagogisch wertvoll ist.

Einziger Wermutstropfen ist zuweilen die Steuerung: Für manche Aktionen im Spiel muss die Konsole/der Controller gedreht oder geschwungen werden, was nicht in allen Lebenslagen praktikabel ist. Die alternativen Button-Kombinationen lösen das Problem leider nicht vollends. Auch der Koop-Modus für zwei ist eher ein nettes Gimmick. Doch was wäre eine Odyssee ohne ein paar Widrigkeiten?

„Super Mario Odyssey“ von Nintendo ist Ende Oktober 2017 erschienen und kostet aktuell rund 50 Euro.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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