Auf Obamas Spuren

Die Ausstellung „Obama: An Intimate Portrait“ bietet einen nostalgischen Rückzugsort von der politischen Realität. Wie man in der Vergangenheit neue Hoffnung finden kann, hat Carlotta Mickeleit erfahren.

Obama in dem Bus, wo sich einst Rosa Parks weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast zu räumen. Bildmontage / Foto: Official White House Photo von Pete Souza, Illustration: Joshua Leibig

Obama in dem Bus, wo sich einst Rosa Parks weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast zu räumen. Bildmontage / Foto: Official White House Photo von Pete Souza, Illustration: Joshua Leibig

„Ich sehe Trump. Das ist das Ende!“ Nein, das ist nicht die pessimistische Meinung meiner Begleitung zur aktuellen weltpolitischen Lage, sondern die Antwort auf die Frage, wo die Fotoausstellung „Obama: An Intimate Portrait“ denn beginne. Über zwei Räume verteilt im Museum The Kennedys wird Barack Obamas Präsidentschaft mit über 60 Bildern von Pete Souza, seinem offiziellen Fotografen, illustriert. Dieser hat in ihren acht gemeinsamen Jahren über zwei Millionen Bilder aufgenommen. Er gilt als einer der renommiertesten Fotojournalisten seiner Generation, was immer wieder in den beeindruckenden Bildkompositionen deutlich wird, die einen fast vergessen lassen, dass es sich bei den meisten Bildern um nicht posierte Momentaufnahmen handelt.

Präsident, Pop-Ikone, Familienvater

Da Souza eine essentielle Rolle bei der Auswahl der Bilder gespielt hat, hat er Obamas Image mit geformt wie kein anderer: gekonnt changierte dieser zwischen den Rollen des Präsidenten, des Entertainers und des Familienvaters. Diese Vielseitigkeit bildet den Schwerpunkt der Ausstellung. Bilder von Obama mit Putin oder Merkel hängen zwischen Schnappschüssen von ihm wie er mit seinen Töchtern im Schnee oder einem Jungen im Spiderman-Kostüm spielt.

Obwohl der Fokus immer auf Obamas Menschlichkeit und seinem Witz liegt, wird auch die Politik nicht aus den Augen verloren. Fortschritte wie die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe, das Pariser Klimaabkommen oder Obamacare werden hervorgehoben und gefeiert, aber auch Schattenseiten wie die Snowden-Affäre oder der Dronenkrieg werden angesprochen. Sein Erbe als erster afroamerikanischer Präsident wird ebenfalls thematisiert: Nachdenklich schaut Obama aus einem Fenster des Rosa-Parks-Busses.

Was bleibt?

Gegen Ende der Ausstellung tauchen die ersten Bilder von Donald Trump auf und im Schlepptau die Frage, wie viel von Obamas Erbe noch übrig ist. Doch auch wenn er bei Trumps Vereidigung angespannt gezeigt wird, findet die Ausstellung einen optimistischen Abschluss. Unübersehbar, in großen Lettern prangt ein Zitat aus Obamas Abschiedsrede an der Wand: „I am asking you to believe. Not in my ability to bring about change – but in yours.”

Den Appell des ehemaligen Präsidenten scheint sich sein Fotograf auf eine ganz besondere Art und Weise zu Herzen zu nehmen: Auf seinem Instagram-Account kontrastiert Souza jeden Fehltritt von Trump, wie zum Beispiel dessen Antwort auf die jüngsten Zweifel an seiner mentalen Stabilität, mit einem passenden Foto von Obama. Natürlich ändern diese Seitenhiebe nichts an der konkreten politischen Lage. Aber wenn einem das nächste Mal allein der Gedanke an die Twitter-Anfälle des derzeitigen Präsidenten Kopfschmerzen bereitet, kann man sich daran erinnern, wie sein Vorgänger Prinz George im Bademantel begrüßt hat; und dann empfindet man nicht nur Nostalgie in der Trump-Dystopie, sondern kann auch Hoffnung schöpfen. Die Werte, für die sich Obama eingesetzt hat, bestehen weiter – eingefroren in Souzas Fotos.

Die Ausstellung „Obama: An Intimate Portrait – The Presidency in Photographs by Pete Souza“ ist noch bis zum 4. März 2018 im Museum The Kennedys zu sehen. Weitere Infos gibt es hier.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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