Präsident Alt – Zwischen Exzellenz und Protest (2010 – 2013)

Nach acht Jahren FU-Präsidentschaft räumt Peter-André Alt seinen Platz und wendet sich wohl einem neuen Amt zu. Ein Rückblick auf zwei Amtszeiten von Julian von Bülow – Teil 1.

Licht und Schatten? Acht Jahre war Peter-André Alt Präsident der Freien Universität.
Foto: Hannah Lichtenthäler (Archiv)

Exzellent, forschungsstark, international. Mit diesen Worten wirbt die FU auf ihrer Webseite für sich. Dass diese Worte auch in Zukunft gelten können, hatte sich FU-Präsident Peter-André Alt zur Aufgabe gemacht. Nach zwei Amtszeiten verlässt dieser im Sommer die Universität.

Als Konsequenz auf die Entscheidung des vorherigen Präsidenten Dieter Lenzen, zur Universität Hamburg zu wechseln, wählte der Akademische Senat (AS) der FU im Juni 2010 den „hauseigenen“ Literaturwissenschaftler Peter-André Alt zum 7. Präsidenten der Universität. Die Konkurrent*innen Raúl Rojas (FU) und Christiane Lemke (Hannover) zogen beide bereits vor der Wahl ihre Kandidaturen zurück.

Exzellenzbestrebungen

Als Meilenstein in der Amtszeit Peter-André Alts gilt die Etablierung der FU als „Exzellenzuniversität“. Von Bund und Ländern wurde im Jahr 2005 die Exzellenzinitiative zur Förderung von universitärer Spitzenforschung ins Leben gerufen. Zwei Jahre später hatte sich die Uni im Wettbewerb um die Fördergelder in Millionenhöhe behaupten können, was beispielsweise die Einrichtung der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule ermöglichte, deren Sprecher Alt bis 2010 war.

Der neugewählte Präsident stand nun vor der Herausforderung, bei der nächsten Förderrunde den Exzellenzstatus der Freien Universität zu behaupten und erneute Gelder zu sichern. Doch nicht alle an der Universität zeigten sich von den Exzellenzbestrebungen und deren Ausgestaltung begeistert: So zog 2011 die professorale Liste „Exzellenz und Transparenz“ unter Raúl Rojas mit zwei Sitzen in den AS ein, welche der Exzellenzinitiative kritisch gegenüberstand und eine Demokratisierung der Universität forderte.

Studierende kritisierten den steigenden Leistungsdruck und den neoliberalen Charakter, den die Universität angenommen habe: Der Weg zur Exzellenzuniversität sei gepflastert von Bibliotheksschließungen, Stellen- und Demokratieabbau.

2012 schaffte es die Freie Universität unter die elf als exzellent ausgezeichneten Unis. „Herr Alt hat einen sehr hohen Anteil daran. Er hat zahlreiche eigene Ideen eingebracht und war ein Motor des Erfolgs“, so Doris Kolesch. Die ehemalige Dekanin des Fachbereiches Philosophie und Geisteswissenschaften gehört der Professor*innenliste „Vereinten Mitte“ an, welche Alt ins Amt brachte.

Im Tagesspiegel-Interview hob Alt hervor, dass durch diese Fördergelder Forschungsprojekte initiiert worden seien, die es anderenfalls nicht gegeben hätte. Der Aufbau von Kooperationen mit anderen Universitäten oder die Etablierung der sieben Verbindungsbüros, die die FU in anderen Ländern vernetze, wäre nicht so umfangreich geschehen. Auch neue Dozent*innen mit innovativer Forschung habe man so für die Uni gewinnen können.

Ein Jahr im Zeichen der Rahmenstudien- und Prüfungsordnung

2012 strebte das Präsidium eine Reform der allgemeinen Studienstrukturen an. Nachdem versehentlich ein Entwurf einer Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) an Studierende weitergeleitet worden war, forderten die studentischen Vertreter*innen im AS im April 2012 die Einsicht in den Entwurf durch das Präsidium. Dieses lehnte das ab und verwies auf eine spätere, befassungsfähige Vorlage.

Der bereits geleakte Entwurf stellte eine Verschärfung der Studienbedingungen in Aussicht, was zum Beispiel eine verpflichtende Beratung von Langzeitstudent*innen oder die Begrenzung auf drei Prüfungsversuche bedeutete. Von den studentischen Vertreter*innen gab es sowohl Kritik an den Inhalten als auch am Verfahren der Ausarbeitung, da sie kaum einbezogen worden seien. Auch ein Entgegenkommen bei den Verhandlungen sei nicht zu beobachten gewesen, wie das Studierendenparlament (Stupa) in einer diesbezüglichen Resolution feststellte.

Durch Proteste bei den folgenden Sitzungen des Akademischen Senats wurde der Beschluss der RSPO massiv verzögert. Das Präsidium sah sich im Frühjahr 2013 genötigt, auf Polizei- und Wachschutz zurückzugreifen und die sonst öffentliche Sitzung an einen, selbst den AS-Mitgliedern zuvor unbekannten Ort zu verlegen. Nachdem dort durch das Veto der studentischen Vertreter*innen der Beschluss der RSPO um einen Monat aufgeschoben wurde, beschloss man die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung im März. Zur der Eskalation am Jahresbeginn äußerte sich Alt im FURIOS-Interview.

Wie es ab 2014 weiterging, lest ihr im zweiten Teil unseres Rückblicks.

Autor*in

Julian von Bülow

interessiert sich für Politik, Geschichte und Technik. Freier Journalist für Text, Audio und Video. Auf Mastodon und Bluesky erreichbar.

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