@home in Europa

Was ist Heimat für Dich? Ein Ort, ein Gefühl oder etwas total Unwichtiges? Beim
Nachbarschaftsfest des Museums Europäischer Kulturen fand Pauline Sachs mehr als
eine Antwort.

Beim Nachbarschaftsfest des MEK ging es vor allem um Begegnungen. Foto: Pauline Sachs

In Dahlem unterschrieb Albert Einstein 1914 den Aufruf an die Europäer und appellierte
damit für europäischen Zusammenhalt. Wenige Straßen weiter feierte am Sonntag das
Museum Europäischer Kulturen ein Nachbarschaftsfest, das mit Blick auf den Europatag am
9. Mai im Zeichen europäischer Identitäten stand. Während sich die Kinder im Garten kreativ
am Basteltisch auslebten, lud ein vielfältiges Programm die „Großen“ dazu ein, sich mit
Heimat(en) in Europa auseinander zu setzen und ins Gespräch zu kommen.

#HeimatenMuseum

In der ständigen Ausstellung Kulturkontakte ist die Frage nach Heimat immer präsent. Die
Exponate erzählen von der alltäglichen Kulturenvielfalt Europas. Zwischen Trachten und
Kunstgewerbe stehen auch eine Döner-Statue und eine madonnenhafte Conchita Wurst auf
der Mondsichel. Für Judith Schühle, Kuratorin der Sammlung, lassen sich die vielschichtigen
europäischen Identitäten nur als buntes Sammelsurium darstellen. Das Museum ermöglicht
den Austausch dieser Identitäten. So können Besucher*innen unter „#HeimatenMuseum“
festhalten, was Heimat für sie persönlich ist – denn Heimaten gibt es so viele wie Menschen.

Kulturkontakte auf dem Nachbarschaftsfest

Dass Heimat nur im Plural gedacht werden kann, zeigt das Herzstück des Fests, der
persönliche Austausch der Besucher*innen: Nach Vorbild der Speakers’ Corner im Hyde
Park konnten Redner*innen auf eine Getränkekiste klettern und beschreiben, was Europa für
sie bedeutet. Für Victoria, Geographiestudentin und Mitglied der Jungen Europäischen
Bewegung, etwa ist Europa Freiheit. Kunst und Kultur sind für sie identitätsstiftender als
nationale Grenzen – und Heimat nur ein Wort.
Dem „Speed-Dating“ gelang es eindrucksvoll, an den Bierbänken verschiedene Bilder von
Heimat und Europa zusammenzubringen. Für Malody, aufgewachsen in einer
niederländischen Kolonie in der Karibik, ist der Kolonialismus die Verbindung nach Europa,
dem „Mutterland“. Zwei ältere Damen sprachen sich resolut für das Europa aus, „was der
Franzose da macht“. Alt-Dahlemer*innen und eine geflüchtete syrische Familie trafen
aufeinander und tauschten Anekdoten über Heimat und geteilte Identität aus.

„Ich habe mich nicht verabschiedet“

Den Verlust von Heimat und das Leben im Exil aus Sicht von 33 Frauen erzählt die
Fotografin Heike Steinweg in der Ausstellung, durch die sie selbst zum Abschluss des Fests
führte. Mit Porträts starker Frauen, die in Berlin im Exil leben, will Steinweg gegen die
mediale Darstellung Geflüchteter als Masse angehen und die Erfahrung „einzelner Menschen
anschaulich machen“. So kommen die Frauen auch selbst zu Wort. Mit den anderen
intensiven Eindrücken des Tages konnten die Besucher*innen diese berührenden Statements
mit nach Hause nehmen.

Die Ausstellung “Ich habe mich nicht verabschiedet. Frauen im Exil” ist noch bis zum 15. Juli
im MEK zu sehen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.