Science Slam in Berlin: Komische Wissenschaft

Wissenschaft gilt als trocken und dröge? Dass es auch anders geht, hat Silvia Bartel beim Wettbewerb der Forscher*innen herausgefunden.

Das Science Slam Team (von links nach rechts): Carsten Hartmann, Dr. Uwe Gaitzsch, Katharina Goergens, Cem Avsar, Vanessa Wergin, Susanne Adele Schlüter (vorn), Foto: Silvia Bartel

Von selbstmordgefährdeten Robotern, versagenden Sportler*innen und gerappter Nachhaltigkeit: Dass Wissenschaft nicht langweilig sein muss, zeigten am 7. Mai vier wackere Forscher*innen, die im SO36 zum Science Slam antraten. Wer mit dem Ausdruck „Science Slam“ noch nichts anzufangen weiß, dem ist das Prinzip schnell erklärt: Studierende, Promovierende, Dozierende – besser gesagt all Jene, die sich in einem wissenschaftlichen Gebiet bewegen und eine eigene Forschung führen, dürfen selbige präsentieren. Doch sie haben dafür nur zehn Minuten Zeit und treten im Wettbewerb gegeneinander an.

Die Gestaltung des Vortrags steht den Konkurrierenden frei, allerdings gilt es die wohl härteste Jury überhaupt zu überzeugen: Das Publikum. Die Ansprüche sind hoch, denn welche*r Student*in kennt es nicht, nach fünf Minuten in der Vorlesung vom Dozierenden eingeschläfert zu werden. Wissenschaft ist nicht gerade für ihren Unterhaltungswert bekannt, doch Komik wird von den Slammer*innen erwartet. Dennoch soll auch der Informationsgehalt nicht zu kurz kommen.

Power Points müssen nicht langweilig sein

Der 63. Science Slam wird von Moderatorin Susanne Adele Schlüter eröffnet. Mit unnützem Wissen zum Fliegen und einem Bericht über Forschung zu idealen Sexstellungen in der Schwerelosigkeit, stimmt sie das Publikum auf den wissenschaftlichen und zugleich humoristischen Abend ein.

Die erste Kontrahentin des Abends ist Katharina Goergens. Sie erklärt dem Publikum Nachhaltigkeitsmanagement am anschaulichen Beispiel mit „Party Petra“ und „Porno Paul“ in einer unkonventionellen Power Point. Verständlich macht sie deutlich, dass Mieterstrom (Nein, damit ist nicht der Andrang auf den Wohnungsmarkt gemeint) durch Solaranlagen unterstützt werden könnte, die Umrüstung aber nicht von heut auf morgen möglich ist – und wen kann man nicht mit gewieften Alliterationen zum Schmunzeln bringen?

Eigensinnige Drohnen und suizidale Roboter

Vor der Pause macht sich Cem Avsar gnadenlos an den Lachmuskeln des Publikums zu schaffen. Mit seinem Studierendenteam entwickelte er einen Mars Rover für den „DLR SpaceBot Cup“. Der Wettbewerb endete jedoch ohne Siegerehrung, da die Roboter nicht so ganz liefen wie geplant: Während manche Roboter einfach stehen, liegen oder hängen bleiben, sieht man in einem Videoausschnitt, wie eine Drohne gegen die Abgrenzung des Wettkampfbereiches fliegt und verunglückt.

Eine zweite Drohne hat scheinbar dazugelernt und nimmt über die Abgrenzung Reißaus. Ein anderer Bot fährt rücklinks gegen die Wand und aktiviert eigenständig seinen Notausschalter. „Ich wusste bis dahin auch nicht, dass Roboter selbstmordgefährdet sein können“, kommentiert Avsar das Ende des Bots.

Die Wissenschaft des Scheiterns

Nach einer Pause zum Entspannen des Zwerchfells lässt die Performance alles andere als nach – im Gegensatz zu den Leistungen der Sportler*innen, mit denen sich Sportpsychologin Vanessa Wergin befasst. Mit ihren Rollschuhen gleitet sie über die Bühne und lässt Fußballerherzen höher schlagen. Wer erinnert sich nicht an das 7:1 Deutschland gegen Brasilien? Hat die deutsche Mannschaft überragend gespielt oder haben die brasilianischen Fußballer gnadenlos versagt?

Den Leistungseinbruch bei Mannschaften hat Wergin näher untersucht und einen Unterschied bei handlungsorientierten und lageorientierten Personen festgestellt. Während handelnde Personen nicht groß nachdenken und dadurch auch von dem Leistungseinbruch nicht groß betroffen sind, fangen die lageorientierten Sportler*innen an (zu viel) zu überlegen, was dann zum Versagen führen kann.

Nachhaltigkeit im Sprechgesang

Als letzter Kandidat liefert Dr. Uwe Gaitzsch seine Gedanken zu mehr Nachhaltigkeit in gerappter Form. Mit seinem Song leitet er das Thema „Erneuerbare Energie durch Biomüll“ ein. Wer möchte seinen Kindern schon eine Welt voll CO2 und Radioaktivität hinterlassen? Seine Lösung für ein geeignetes Material, das selbst den hohen Temperaturen beim Verbrennungsvorgang von Müll stand hält: Legierungen mit Aluminium.

Mit der Beantwortung von kritischen Fragen, die er in den verschiedensten deutschen Dialekten vorträgt, kann er auch die letzten Zweifelnden überzeugen. Mit einer Flasche Sekt (die jeder Slammende bekam), einem Paar Boxhandschuhen und dem Sieg geht Gaitzsch als glücklicher Gewinner nach Hause. Zum vierten Mal hat er mit diesem Slam gewonnen und strebt jetzt einen Sieg bei den deutschen Meisterschaften an.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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