Get On Your Dancing Shoes, again!

Das neue Album der Arctic Monkeys ist lahm. Trotzdem haben sie nichts von ihrem Biss verloren. Nach dem Konzert in der Columbiahallle ist Klara Siedenburg überzeugt: Holt Eure Tanzschuhe wieder raus!

Bildmontage/ Foto: Zackery Michael; Illustration: Joshua Liebig

Es ist 5 Jahre her, seit die Columbiahalle in Kreuzberg ihre Türen für ein Konzert der britischen Band Arctic Monkeys öffnete. Nun tut sie es wieder und ist mit zwei aufeinanderfolgenden Konzerten restlos ausverkauft. Neben Vollblut-Fans in voller Merchandiseausrüstung finden sich auch viele herausgeputzte Hipster, die gespannt auf den Auftakt warten.

Die Arctic Monkeys werden alt

Nachdem das Anfang Mai erschienene Album „Tranquility Base Hotel & Casino“ auf Facebook von den Fans der vierköpfigen Gruppe bereits einiges an schlechter Kritik erntete, erscheint die Stimmung zum Einlass des Konzertes eher gedrückt. Dass sich Bands in ihrem Klang weiter entwickeln, ist nicht ungewöhnlich und gehört zum Dasein als Künstler*innen vermutlich einfach dazu. Allerdings erinnert das neue Album mit seinen ruhigen hypnotischen Pianoklängen eher an einen Solo Trip des Frontsängers Alex Turner als an die ursprüngliche Indie Band. Viel ist von dem Stil der Alben wie „Suck it and See“ nicht übrig geblieben. Es scheint, als würden sie langsam alt.

Und neben all den Leiden, die so ein Konzert mit sich bringt, wie schlechte Luft und überteuerte Getränke, ist die Befürchtung groß, bei diesem Konzert enttäuscht zu werden. Während Cameron Avery, ein Mitglied der Band Tame Impala, einen großartigen, aber eher ruhigeren Start als Vorband hinlegt, quatschen die meisten im Publikum ausgelassen miteinander.

Holt die Tanzschuhe raus

Nach einer halben Ewigkeit geht das Licht aus. Dann leuchten auf der Bühne sieben große Letter. „Monkeys“ steht dort geschrieben und die Menge verstummt kurz, um dann in ohrenbetäubenden Lärm auszubrechen. Unter den Lettern erscheint die Band und beginnt ohne ein Wort der Begrüßung zu spielen. Die Befürchtung, enttäuscht zu werden, weicht einem unbändigen Drang, das Tanzbein zu schwingen. Und genau das tun die 3000 Menschen in der Columbiahalle auch. Und spätestens beim zweiten Song „Do I wanna know?“ sind alle Zweifel am Konzert verflogen. Die Arctic Monkeys spielen ihre alten Songs mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte es das neue Album nie gegeben und die paar neuen Songs, die sich geschickt in die Setliste eingeschlichen haben, mindern die Stimmung nicht im Geringsten. Sie klingen auf einmal gar nicht mehr so lahm.

Die Menge tanzt, tobt und singt mit. Alle sind schweißgebadet, denn eins zeigt das Konzert – die Arctic Monkeys haben nichts von ihrem Biss, Charm oder Groove verloren. Sie sind vielleicht reifer geworden, aber noch lange nicht alt.

Nach 90 Minuten endet der etwas kurze, aber dafür intensive Auftritt. Mit wenig Worten und unter Applaus verlassen Alex Turner & Co die Bühne. Draußen vor der Konzerthalle tummeln sich alle Menschen, kaufen noch Poster oder liegen sich schunkelnd in den Armen. Wer die Chance hat, die Arctic Monkeys auf dem diesjährigen Hurricane-Festival zu sehen, sollte unbedingt seine Tanzschuhe einpacken und sich ein großartiges Konzert anschauen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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