Im Kampf gegen Rassismus

Drei Tage antirassistischer Ausnahmezustand: Beim „festival contre le racisme” an der FU machen Konzerte und Workshops auf Diskriminierung aufmerksam. Von Leonhard Rosenauer und Anselm Denfeld.

Der Asta zeigt sich bunt. Foto: Leonhard Rosenauer

Du kommst nach Hause und siehst deine nette alte Nachbarin mit der Morgenpost in der Hand vor den Briefkästen stehen. Sie schüttelt den Kopf: „Wir müssen aufhören den Flüchtlingen das ganze Geld hinterher zu werfen, wenn Menschen bei uns auf der Straße leben!“, sagt sie. Was tust du? Einfach weglächeln oder auf strukturelle Diskriminierung von Geflüchteten aufmerksam machen?

Flaggschiff des studentischen Engagements

Im Workshop „Argumentationstraining gegen rassistische und rechtsextreme Sprüche” spielt die Referentin von der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus mit den Teilnehmer*innen genau solche Szenarien durch. Geschult wird vor allem, wie Alltagsrassismus begegnet werden kann, wann diskutieren oder klares positionieren sinnvoll ist. Der Workshop ist Teil des vom Asta organisierten „Festival Contre le Racisme”, das in Berlin und 16 weiteren Städten in Deutschland stattfindet. Neben verschiedenen Workshops werden bis Donnerstag Filmscreenings, Vorträge, Ausstellungen und abschließend ein Konzert im Theaterhof angeboten.

FU verweigert Rundmail

„Das Festival soll möglichst viele Leute erreichen und für die verschiedenen Themen rund um Rassismus sensibilisieren.”, meint Kai Padberg vom Asta der FU. Es sei die zentrale Bildungs- und Kulturveranstaltung des Sommersemesters, welche mit einem erheblichen personellen und finanziellen Aufwand einhergehe. Auch aus diesem Grund habe man sichergehen wollen, möglichst viele Studierende zu informieren. Man sei enttäuscht gewesen, als sich die Universität, trotz der Einreichung eines notwendigen Antrags, nicht bereit erklärte, alle Studierenden über die Veranstaltung per E-mail in Kenntnis zu setzen. Die Universität bewarb jedoch einzelne Veranstaltungen auf ihren Social-Media Kanälen und machte das Festival auf ihrer Webseite publik. Darüber freue man sich, so Padberg. In einer Pressemitteilung erklärt Fabian Bennewitz, Referent für Hochschulpolitik des Asta dennoch: „Wer sich für Weltoffenheit und Toleranz einsetzen will, muss dies aktiv tun. Ein erster Schritt wäre es, die Mitglieder der eigenen Hochschule in ihrem Engagement zu unterstützen.”
Auf Anfrage von Furios nannte die Universität keine Begründung für die Ablehnung des Antrags. Jedoch äußerte Kanzlerin Andrea Bör im Akademischen Senat, dass man „Rundmails auf ein Mimimum reduzieren” wolle, auch wenn man das „Engagement nachdrücklich unterstütze”.

Feiern und Fremdenhass bekämpfen

Trotz der Schwierigkeiten die Studierenden auf dem weitläufigen Campus zu informieren, sind die Workshops gut besucht. Beim Argumentationstraining muss zeitweise im Freien weitergemacht werden, da der Raum für die vielen Studierenden zu klein ist. Nicht nur welche Argumente am besten ziehen, lernen die zahlreichen Teilnehmer*innen beim Workshop. Bei aller Kritik solle man seine Lebensenergie auch sinnvoll verwenden. Wenn die alte Dame aus dem dritten Stock „Parolenhopping” betreibt, also zusammenhangslose Vorurteile aneinenander reiht, könne man zum eigenen Wohl auch mal die Diskussion abbrechen und dem Rassismus in der Situation keinen Raum geben. Das geht auch, indem man eine antirassistische Party feiert. Zum Beispiel heute um 17 Uhr beim Abschlusskonzert im Theaterhof.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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