Es ist Sommer. Zeit für ein Bier draußen. Schade nur, dass FU-Studierenden diese Freude nicht vergönnt ist. Corinna Cerruti findet, wir sind alt genug zu entscheiden, wann und wo wir trinken.
Mit 18 Jahren wird uns attestiert, offiziell erwachsene menschliche Wesen zu sein, die für sich selbst sorgen und Verantwortung tragen können. Der FU scheint dieses Siegel allerdings nicht genug zu sein. Schieben wir mal die Bologna-Reform und die damit einhergehende Verschulung unseres Bildungssystems beiseite. Vielmehr wird die Haltung unserer Hochschule an einer fundamentalen und doch so alltäglichen Sache deutlich: die fehlende Schanklizenz auf dem Campus.
Andernorts normal, hierzulande verbannt
Gerade Studierende anderer Universitäten, die es für ein neues Studium an die FU verschlägt, fällt die Kinnlade herunter, sobald sie feststellen, dass es nirgendwo in unserer Dahlemer Blase ein Bier zu erstehen gibt. An anderen Hochschulen ist es völlig normal, nach Feierabend ein Etablissement nicht unweit vom eigenen Institut aufzusuchen. Dort wird noch mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk angestoßen und feuchtfröhliche Bindungen zu den Kommilitonen*innen aufgebaut.
Spätestens im Auslandssemester wird der Unterschied umso deutlicher: Klagen meine FU-Kommilitonen*innen darüber, nicht mal während der WM-Übertragungen ein kühles Blondes kippen zu dürfen, komme ich in das Vergnügen von gleich vier studentischen Pubs auf dem hiesigen Campus der Umeå Universität in Nordschweden. Jede Woche finden hier Dinnerpartys und Clubabende statt – natürlich inklusive Toxikum der Wahl. An der FU hingegen hat es gerade mal die Gruppe „Initiative Campusbar“ ins Stupa geschafft. Bisher allerdings noch ohne Erfolg.
Berliner Uni ohne Campusleben
Wer ein reges Campusleben an der FU erwartet, wird somit nach kurzer Zeit enttäuscht: Enden die letzten Seminare am Abend, lässt sich ein Fluchtreflex Richtung U-Bahn beobachten. Was bleibt, ist nackte Einöde auf den Fluren der Unigebäude. Die intensiven Gespräche bei einem Gläschen Wein finden dann woanders statt.
Denn weil es kein Bier in Dahlem gibt, flüchten wir eben – nach Kreuzberg, nach Neukölln, in die WG-Küche. Dabei würden wir doch gerne so wie andere Studierende außerhalb Berlins ein bisschen Abendluft am hiesigen Campus genießen können. Auch Dahlem könnte zur Sommerdämmerung, in bunte Lichter und Stimmengewirr gehüllt sein. Die FU müsste uns nur einen Anlass geben, zu bleiben.
Die FU ist das besorgte Elternteil
Trotzdem herrscht auf dem Campus unnötige Prohibition. Wie kann gerade eine Berliner Hochschule so viel Prüderie beweisen, gilt doch die Großstadt als Zentrum der Sünde und des Verfalls. Liebe FU, vor was willst du uns beschützen? Selbst wenn wir kotzend in der Ecke liegen – was sehr wahrscheinlich nicht nach zwei oder drei Bieren passieren wird – so what! Soll das Studienleben uns nicht zu selbstständigen Bürgern*innen erziehen? Die FU hilft uns nicht dabei, eine Wohnung in Berlin zu ergattern, unseren Stundenplan zusammenzustellen oder einen Nebenjob zu finden. Aber in Sachen Alkohol spielt sie auf einmal das besorgte Elternteil.
Dabei hat die Geschichte bewiesen, dass Restriktionen im Alkoholgewerbe meist wenig Erfolg haben. Und selbst in Schweden, wo der Verkauf von Spirituosen streng reguliert ist und eigentlich dem hohen Alkoholismus entgegenwirken soll, schießen sich Studierende jedes Wochenende umso mehr ins Nirwana. Denn als wir „erwachsen“ geworden sind, haben wir eins gelernt: Je strenger das Verbot, desto größer die Verlockung.
Dafür gibt es in Umea weder subventioniertes Essen für Studenten (Mensa) noch deutsche Preise für Bier. Alkohol darf in Schweden auch nicht in der Öffentlichkeit getrunken werden. Ob Schweden also jetzt wirklich das passende Beispiel ist?
Im Cafe Kauderwelsch gibt es Bier. Und in einigen FSI Räumen. Beispielsweise FSI Informatik und im Histo-Cafe