Die Riesenseerose ist zurück

Mit einem Festakt wurde das Gewächshaus der Riesenseerose Victoria im botanischen Garten wiederöffnet. Theo Wilde hat sich dieses illustre Ereignis angeschaut. Fotos: Anke Schlieker

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Der Heilige Vater war zuletzt wohl erkältet. Andernfalls hätte er sicherlich auch dem Festakt anlässlich der Wiedereröffnung des Victoriahauses im botanischen Garten beigewohnt, das von nun an wieder seine Namensgeberin, die Riesenseerose Victoria, und andere tropische Wasserpflanzen beherbergt.

Und der Papst wäre in prominenter Gesellschaft gewesen: Der regierende Bürgermeister Müller samt seiner grünen Umweltsenatorin Günther sprachen ebenso ein Grußwort wie FU-Kanzlerin Bör und der Direktor des botanischen Gartens Berlin Thomas Borsch. Letzterer überreichte vor ca. 600 Gästen im überwiegend gesetzten Alter der Fernsehköchin Sarah Wiener die Patenschaftsurkunde für die schwimmenden Bedecktsamer. Im Publikum befand sich neben Abgeordneten aus dem Bundestag und dem Berliner Abgeordnetenhaus auch der kubanische Botschafter. Reichlich überzogen für eine Veranstaltung zu Ehren einer Seerose, könnte man meinen.

Sanierung überschreitet Budget nicht

Ganz anders sahen das die genannten Redner*innen auf der Wohlfühlveranstaltung, die nicht müde wurden, die weltweite Bedeutung der tropischen Wasserplanzensammlung in Berlin zu betonen.
Den Tourismus soll die Victoria ebenfalls ankurbeln, da waren sie sich auf der Bühne einig. Tatsächlich sind Tourist*innen in Dahlem bisher noch nicht allzu präsent, aber sicherlich werden bald Scharen von Seerosenenthusiasten auch hier die öffentlichen Verkehrsmittel verstopfen.

Besonders stolz war man auch darauf, dass die 2013 begonnene umwelt- und denkmalgerechte Sanierung des Gewächshauses und des Nahwärmenetzes im Botanischen Garten das eingeplante Budget von 10 Millionen Euro nicht überschritten hat.

Posen mit Rosen

Nach den warmen Worten ging es für die Prominenz und die Medienvertreter*innen dann in das feuchtheiße Victoriahaus. Dort nahmen die Protagonist*innen, allen voran Sarah Wiener, verschiedene Posen ein, um den Fotograf*innen schöne Motive mit den imposanten Schwimmblättern der Pflanzen zu liefern, die einen Durchmesser von bis zu 2 Metern erreichen können. Allzu lange war das allerdings nicht möglich, da binnen kurzer Zeit jede*r in einer solchen Atmosphäre bis zur vollkommenen Unfotogenität durchgeschwitzt ist. Zeitgleich bildeten die anderen Gäste eine lange Schlange. Sie wollten sich offensichtlich weder von Sekt vertrösten lassen noch von den dazu gereichten Häppchen, die im Übrigen recht enttäuschend ausfielen und wohl auch nicht von Sarah Wiener stammten.

Eigentlich obligatorisch bei einer solchen Veranstaltung wäre es gewesen, ein Kind auf eines der Seerosenblätter zu setzen, um die immense Tragfähigkeit der Victoria zu demonstrieren. Leider wurde darauf verzichtet – vermutlich in Ermangelung eines Kindes unter den Gästen.

Allen, die nach diesem Text immer noch Lust haben, sich die Victoria einmal aus der Nähe anzusehen – und gegebenenfalls ihre Bälger darauf abzusetzen, denen bietet der Botanische Garten Berlin in der nächsten Zeit im Rahmen des Victoriasommers ein ganz besonderes Programm. Bis zum 25. August finden regelmäßig die Victorianächte statt, an denen die Gewächshäuser bis 24 Uhr geöffnet haben. Darüber hinaus gibt es im Victoria Kabinett eine Fotoausstellung zur 166-jährigen Geschichte der Riesenseerose im Botanischen Garten und auf der Bühne neben dem Victoriahaus finden zahlreiche Sommerkonzerte statt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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