Senat will Dozierende an Schulen einsetzen

Die FU reagiert mit starkem Protest auf Pläne, Dozierende aus der Lehrerbildung in Schulen einzusetzen. Nun rudert die Bildungsverwaltung zurück. Von Rabea Westarp und Klara Siedenburg.

In Berlin werden ab dem nächsten Schuljahr über 500 Lehrer*innen fehlen. Foto: Pixabay

In Berlin gibt es nicht genügend Lehrer*innen – soweit nichts neues. Doch mit immer mehr Schüler*innen und weniger Lehrkräften werden die Maßnahmen der Bildungsverwaltung zunehmend verzweifelter. So plant Bildungssenatorin Sandra Scheeres, Lehrer*innen von den Universitäten abzuziehen, um sie wieder an Schulen einzusetzen. Denn Berlin fehlen im nächsten Schuljahr voraussichtlich rund 500 Lehrer*innen. Trotz Quereinsteiger*innen und länger arbeitenden Pensionär*innen können längst nicht alle Stellen besetzt werden. Durch die neuen Pläne könnte sich das Problem in Zukunft weiter verschärfen. Denn die Lehrkräfte, die derzeit an der FU unterrichten bilden dort Lehramtsstudierende aus, die in den nächsten zwei bis drei Jahren die Situation an den Berliner Schulen entspannen sollen. Durch einen Rückruf würden Ressourcen aus der Lehrerbildung abgezogen, die nach Wunsch des Senats eigentlich noch weiter ausgebaut werden soll.

Wie die Berliner Zeitung berichtet, kursiert bereits eine Liste mit den Namen der teilabgeordneten Lehramtsdozierenden, die im Sommer von den Universitäten abgezogen werden sollen.

“Unterrichten statt Kellnern”

Unter dem Motto „Unterrichten statt Kellnern“ versucht der Berliner Senat außerdem, Masterstudierende auf Minijobbasis und auch im größeren Rahmen für die Lehre an Schulen zu gewinnen. Was den angehenden Lehrer*innen als “Kompetenzenerweiterung” und attraktive Verdienstmöglichkeit schmackhaft gemacht werden soll, kommt bei den Universitäten alles andere als gut an. Schließlich sollen Lehramtsstudierende in ihrem Praxissemester nicht gleichzeitig Lernende und Lehrende sein, das ist eigentlich fest zwischen Land und Universitäten vereinbart.

Gerade der Abzug von Dozierenden könnte diese Situation noch verschärfen, denn durch den Wegfall so vieler Fachkräfte können womöglich nicht alle Studienplätze wie geplant angeboten werden. Deshalb haben die Leiter*innen der Institute der FU mit einem Schreiben an die Abteilung für Bildung der Senatsverwaltung gegen die Pläne protestiert. Darin heißt es: „Die abgeordneten Lehrer*innen sind ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Universität und Schule. Sie betreuen die Studierenden deshalb schwerpunktmäßig in ihren Praxissemestern.”

Senat verspricht Aufschub

Auf Anfrage von FURIOS dementierte die Senatsverwaltung für Bildung die Berichte, wonach schon im Herbst ein Rückruf von den Universitäten anstehen könnte. Man ziehe “keine teilabgeordneten Lehrkräfte zum kommenden Schuljahr” ab.

Michaela Sambanis vom Institut für Englische Philologie sieht die Pläne der Bildungssenatorin jedoch weiterhin kritisch. Zwar werden in diesem Jahr noch keine Lehrkräfte abgezogen, der Aufschub bis 2019 lasse aber eine gewisse Unsicherheit zurück. „Gerade an jenen Stellen, in denen im Lehramtsstudium der Praxisbezug eine besondere Rolle spielt, sind die teilabgeordneten Lehrer unersetzlich“, so Sambanis.

Ob der Einspruch der Dekanate dauerhaft Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Zu hoffen ist, dass es Universitäten und Politik bis 2019 gelingt, gemeinsam eine langfristige Lösung zu erarbeiten. Bis dahin wird die Lehrer*innenbildung wohl weiter im Krisenmodus laufen.

Autor*in

Rabea Westarp

Das Schreiben nutzt Rabea Westarp als Waffe gegen ihre immense Faulheit und Lethargie. Klappt eigentlich ganz gut.

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