FURIOS tüftelt – Bau den Bundeskanzler

2021 endet die vierte Amtszeit Angela Merkels. Ein neuer Kanzler muss her. Wie man so einen bastelt, erklärt Leonhard Rosenauer. (Warnung: Bitte nicht zuhause oder in der eigenen Partei nachmachen!)

In ein paar Jahren wird hier ein neuer Kanzler einziehen. Ob die Populismus-Variante sich durchsetzt, entscheidet ihr. Bild: Pixabay

Politik ist ein Spiel. Doch anders als beim Schach profitieren alle Figuren von einer individuellen Erscheinung und Persönlichkeit. Der Kanzlerfigur kommt dabei besondere Aufmerksamkeit zu. Wie ihr euch den idealen Kanzler tüftelt, erfahrt ihr jetzt.

Geschlecht: Ganz wichtig in Zeiten von Hashtags wie #MenAreTrash und #metoo muss der Kanzler männlich sein. 16 Jahre Merkel das war den Deutschen zu viel geballte Frauenpower. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, ist das Patriarchat spätestens in 200 Jahren am Ende. Ein so rasanter Wandel verschreckt viele Wähler*innen. Also besser der Angst vorbeugen und einen Mann basteln.

Alter: Der Kanzler muss selbstverständlich im fortgeschrittenen Alter sein. Die ein oder andere Sorgenfalte im Gesicht vermittelt dabei die notwendige Ernsthaftigkeit für den Job. Gebrechlich darf der Kanzler allerdings auf keinen Fall wirken. Die Gesamterscheinung muss das Kompliment: „Der hat sich gut gehalten. Er wirkt noch jung und dynamisch“, zulassen können, ohne schallendes Gelächter beim Gegenüber hervorzurufen.

Haar: Ein vielfach unterschätztes Gadget. Doch hier hebt sich der gute Kanzler von seinen kahlen Kontrahenten ab. Verzweifelte Haarverpflanzungen à la Christian Lindner sind nicht erlaubt. Naturgegeben voll muss es sein, außerdem ist Kurzhaarschnitt angesagt. Mit Anton-Hofreiter-Hippie-Frise kann man beim G20 zwar in einem Zelt mit den Protestierenden übernachten, der Sprung aufs Foto mit den anderen Staatsoberhäuptern wird jedoch schwer. Beim Bart gilt es den Punch-Lines von Sigmar Gabriels Tochter zuvorzukommen – also rasieren.

Figur: Ein Kanzler kann noch so schlau sein, einen Napoleon wollen die Deutschen einfach nicht. Daher muss eine Körpergröße von 180 – 195 cm gegeben sein. Zudem sollte der Kanzler stolzer Besitzer einer sich leicht abzeichnenden Plauze sein, die Erinnerungen an Ludwig Erhardts Wohlstand für Alle weckt. Diese ist mit Würde zu präsentieren, Fitness-Freaks lassen Zweifel an der Arbeitsmoral aufkommen. Lässt der Wohlstandsranzen jedoch zu viel Volumen erahnen, ziehen Bunte-Homestorys: „Für einen Politiker doch noch ziemlich fit” nicht mehr.

Kleidung: Hier darf es gewagter zugehen. Der hochgekrempelte Hemdärmel-Look ist der Bringer und verrät: „Ich sitze nicht nur 16 Stunden am Tag in Büros und werde in Limousinen zwischen einem Termin zum nächsten gekarrt, nein, ich pflanze zwischen den Terminen Bäume um selbst etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen“. Anzughose und Schuhe aber bitte makellos und das Sakko immer im Gepäck – an ein paar Regeln muss man sich halten.

Populismus: Keine Illusionen bitte, die Wähler*innen sind anfällig für Populismus. Hier darf es gerne etwas mehr sein. Moderate Hetze macht sich ebenfalls gut. Minderheiten bieten sich dabei als passendes Ziel an. Neologismen zu verwenden, die das gleiche meinen wie Nazi-Vokabular der 30er und 40er Jahre, aber sich komplizierter anhören, ist die Königsdisziplin.

Alternativ Politische Ausrichtung: Als Alternative zum Populismus kann der Kanzler natürlich auch ein echtes politisches Profil haben. Das birgt gegenüber der Populismus-Variante einige Schwierigkeiten, wie den Widerstand von Lobbyist*innen und eine mangelnde Kompatibilität mit rechten Spinner*innen kann sich auf lange Sicht aber positiv auf die deutsche Gesellschaft und Europa auswirken. Tritt der Kanzler gar humanistisch auf und betreibt Politik, die Menschen in prekären Lebensumständen nicht gegeneinander ausspielt, sondern deren Lebenssituation verbessert und eine Spaltung der Gesellschaft verhindert, habt ihr den Turbokanzler.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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1 Response

  1. Heinrich Ernst sagt:

    Perfekt. Nennt mir den Namen und ich wähle ihn! Hoppla, das bin ich ja selbst! Ok, bis auf die Frisur… (Evolution geht vom Fellträger zum Haararmen…)

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