Wohnungsmarkt bezeugt Politikversagen

Das Semester beginnt und wieder kann der studentische Wohnungsmarkt dem Ansturm der Studierenden nicht standhalten. Schuld daran ist die Politik, meint Leonhard Rosenauer.

Jetzt sind sie da. Für knapp 190.000 Studierende hat das Wintersemester in Berlin begonnen. Viele von ihnen sind derzeit noch ohne Wohnung oder WG-Zimmer. Dabei war längst abzusehen, dass sich die Lage auf dem studentischen Wohnungsmarkt zuspitzt. Dass es so weit gekommen ist, ist Politikversagen.

Erst vor einigen Tagen belegte eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft, dass die Preise für studentischen Wohnraum in den letzten zehn Jahren massiv gestiegen sind. In Berlin um 67 Prozent. Mehr als 4.200 Studierende stehen auf der Warteliste des Berliner Studierendenwerks für einen Wohnheimplatz. Die LandesAstenKonferenz ruft alle Studierenden dazu auf, Berichte über ihre persönlichen Erfahrungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt einzusenden, wenn sie “sich in einer prekären Wohnsituation befinden oder drohender bis faktischer Wohnungslosigkeit ausgesetzt sind.” Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, sagte im Interview mit FURIOS: „Die Frage zum studentischen Wohnen bereitet mir natürlich Bauchschmerzen.“ Passiert ist trotzdem nichts.

Senat baut unzureichend

Wenn der Senat den sozialen Wohnungsbau in diesem Tempo weiter vorantreibt, dürfen heutige Masterabsolvent*innen vielleicht hoffen, als Rentner*innen endlich eine bezahlbare Wohnung zu finden. Denn der BER ist nicht das einzige Bauprojekt mit dem Berlin seine Trägheit zur Schau stellt. Bereits im Juni 2015 setzte der Senat sich zum Ziel 5.000 studentische Wohneinheiten zu schaffen. Diese Zahl ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Schlimmer ist jedoch, dass von den 5.000 bisher lediglich 700 Einheiten fertiggestellt wurden. In einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung heißt es, es werde bis 2022 dauern, das Ziel zu erreichen. Bis dahin dürften die aktuellen Erstsemester ihren Bachelor fertig studiert haben.

Der Bund hat sich aus der Verantwortung gezogen

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Der Bund hat sich völlig aus der Verantwortung gezogen. Innenminister Seehofer hat es durch die Causa Maaßen geschafft, von der Untätigkeit seines Ministeriums abzulenken. Auf dem Wohngipfel im September verabschiedete man ein Papier, in dem rein gar nichts zum Thema studentisches Wohnen steht. Gelder, die die Länder bräuchten, um Wohnraum zu schaffen, werden vom bayerischen Bauminister verweigert.

So viel Ignoranz ist ebenso unbegreiflich wie fahrlässig. Das Thema Wohnen wird so zur neuen sozialen Frage. Für Studierende bedeutet es zunächst, dass ein Studium in Berlin nur noch mit finanzieller Unterstützung der Eltern möglich ist. Wer die nicht hat, bleibt auf der Strecke. Ein Armutszeugnis für das Land und seine Hauptstadt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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