Kaltschnäuzige Barmherzigkeit

In der FU-Kleintierklinik Düppel retten Haustiere mit Blutspenden Leben. Rabea Westarp hat einen wohltätigen Vierbeiner bei der Spende begleitet.

Tiere sind nicht immer unkomplizierte Spender. Foto: Rabea Westarp

Vier Menschen halten Paco gleichzeitig fest, während die Ärztin die Nadel einführt. Er wimmert und scheint sich zu fürchten, wehrt sich, doch ist bereits fest fixiert. Was brutal aussieht, erfüllt tatsächlich einen guten Zweck: Paco ist ein fünfjähriger Riesenschnauzer, der stolze 37 Kilo auf die Waage bringt. Seine Blutspende kann später anderen Hunden das Leben retten.

Großer Hund leistet große Hilfe

In der Kleintierklinik der FU Berlin, die 1980 gegründet wurde und im fernen Düppel residiert, herrscht reges Treiben. Im Wartezimmer sitzen einige besorgte Herrchen und Frauchen mit ihren Vierbeinern. Ein Boxer humpelt durch den Raum, kurz darauf wird ein meckernder Schwan vorbei getragen. Hier arbeiten neben 30 Ärzt*innen, und drei Professor*innen und einer Privatdozentin auch etwa 25 Studi-Pfleger, also Studierende der Veterinärmedizin. Bei durchschnittlich 30 Tieren auf Station und 70 bis 100 tierischen Patienten täglich ist die große Menge an Pflegekräften auch nötig.

Was viele nicht wissen: Neben den besonders prädestinierten Fachabteilungen wie der Inneren Medizin und der der Chirurgie hat die Klinik auch Tierblutspenden im Angebot. Zwar ist das Verfahren mittlerweile sehr gängig, im Jahr 1996 war sie deutschlandweit jedoch die erste Klinik, die sie durchführte.

Spende nur nach Untersuchung

Riesenschnauzer Paco ist mit seinem Herrchen angereist. Bevor er Blut spenden darf, wird zunächst eine umfassende Untersuchung durchgeführt, denn nur gesunde Hunde und Katzen mit genügend roten Blutzellen dürfen spenden. Außerdem müssen sie ein Mindestgewicht vorweisen und sollten nicht älter als neun sein. Regelmäßige Impfungen und Entwurmungen sind ebenfalls Voraussetzung. Sind all diese Vorgaben erfüllt, kann ein gesundes Tier problemlos bis zu viermal jährlich spenden.

Paco ist, wie die Untersuchung ergibt, kerngesund und ist ein idealer Spender. Der Rüde darf pro Kilogramm Körpergewicht 10 Milliliter spenden. Wohlerzogen springt er auf Kommando auf den Behandlungstisch, bekommt es dann aber mit der Angst zu tun. Sein Herrchen und zwei Pfleger*innen halten ihn ruhig, während die Ärztin zuerst die Vene frei rasiert und ihm dann das Blut abnimmt. Der riesige Hund findet das sichtbar befremdlich, aber das gute Zureden seines Herrchens scheint Wirkung zu tragen.

Win-Win für die Wauwaus

Nach rund zehn Minuten ist die Prozedur bereits vorbei. Paco darf runter vom Tisch, die Ärztin entlohnt ihn mit Leckerlies. Sein Herrchen ist sichtlich stolz auf ihn und hat vor, demnächst regelmäßig zu kommen: Die regelmäßige Spende in der Kleintierklinik rettet nicht nur vielen geliebten Haustieren bei Verletzungen oder Operationen das Leben. Auch für Paco und sein Herrchen gibt es eine Belohnung: Pro Spende erhalten Tierhalter einen Sack Futter und die vorangehende Untersuchung bringt Gewissheit über die Gesundheit des Tieres. Negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Spendertieres hat die Blutspende laut Frau Prof. Dr. Kohn, der stellvertretenden Direktorin der Klinik, nicht.

Direkt nach der Spende wird das Blut zentrifugiert, man separiert die roten Blutkörperchen vom Blutplasma. Dieser Vorgang wird in der Klinik durchgeführt, die die Blut- und Plasmaspenden auch einlagert. Das gefrorene Plasma lässt sich bis zu einem Jahr aufbewahren, das Blut ungefähr einen Monat.

Gerade Katzen sind bei der Blutspende gern gesehen, denn aufgrund des geringeren Gewichts können sie weniger Blut spenden als ein Hund. Von Tierhaltung auf dem Klinikgelände zum alleinigen Zweck der Blutspende sieht Prof. Dr. Barbara Kohn ab.

Wer mit seinem Tier spenden möchte, kann in der Kleintierklinik Düppel telefonisch einen individuellen Termin vereinbaren.

Autor*in

Rabea Westarp

Das Schreiben nutzt Rabea Westarp als Waffe gegen ihre immense Faulheit und Lethargie. Klappt eigentlich ganz gut.

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