Zwischen Drama und Dahlem

Im Interview spricht Sofie Eifertinger mit einer Schauspielerin über ihre Suche nach der Balance zwischen Schauspiel und Studium.

Uni auf der einen, Schauspiel auf der anderen Seite. Illustration: Valentin Graepler

Sie spielt in international preisgekrönten Filmen und läuft mit Tausenden anderen Studierenden durch die Flure der FU. Zum Schutz ihrer Privatsphäre veröffentlichen wir das Interview anonym.

FURIOS: Wirst du in der Uni häufig erkannt?

Es geht. Nach einer Vorlesung im ersten Semester ist mal ein Mädchen zu mir hergekommen, um mich nach einem Autogramm zu fragen. Das hat mich total irritiert. Es ist, als ob jemand dir sagt, dass er deine Eltern kennt. Die Person weiß dann mehr über dich, als dir lieb ist (lacht).

Was bedeutet das Schauspiel für dich?

Beim Spielen lasse ich mich auf eine Rolle und ihre Geschichte ein, verbringe Zeit mit dieser Person. Es geht viel darum, wie ich meine Umgebung wahrnehme. Wenn ich über einen längeren Zeitraum für ein Projekt arbeite, merke ich, dass ich beginne, die Handlung selbst zu durchleben.

Wie ist es für dich, nach einem längeren Projekt an die Uni zurück zu kommen?

Manchmal fühle ich mich wie ein Fremdkörper, wenn ich wieder fünf Wochen am Set verbracht habe. Ich habe dann immer ein bisschen Angst, dass mein Kopf mich im Stich lässt. Dass ich eigentlich gerade noch woanders bin. Wenn ich zum Beispiel eine Weile eine Vierzehnjährige gespielt habe, merke ich, dass ich mich kleiner fühle und Leuten anders begegne.

Macht sich das andersrum auch am Set bemerkbar?

Ja, weil ich weiß, dass mich das Studium beeinflusst. Ich war mal parallel zu einem Projekt an drehfreien Tagen in der Bibliothek, um für eine Klausur zu lernen. Manchmal hatte ich auch meine Lernsachen am Set. Aber da habe ich mich gehemmt gefühlt. Schließlich sollte ich mich ja komplett auf den Film einlassen, zu 100 Prozent da sein. Trotz dieses Widerstands rede ich am Set erstaunlich viel über die Uni – und versuche so, die Welten doch miteinander zu vereinen.

Würdest du manchmal lieber nur eingleisig fahren?

Ich bin ein paarmal kurz davor gewesen, das Schauspiel komplett sein zu lassen. Dann merke ich aber wieder, dass es ein schönes Gegengewicht ist. Es ist eine andere Welt, die das intellektuelle Streben im Studium ausgleicht. Filme machen ist immer auch ein sozialer Prozess, da ist Scheitern manchmal eher erlaubt.Ich bin jetzt seit fast eineinhalb Jahren in diesem Zwiespalt: Mache ich das Eine oder das Andere? Ich denke, ich muss etwas finden, in dem ich weder Schauspielerin noch Studentin bin – sondern nur ich selbst.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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