Kojoten auf dem Campus

Kojoten in den verschiedensten Formen ziehen sich durch die FU mal mehr, mal weniger versteckt. Was es damit auf sich hat, fand Elias Fischer bei einer Führung durch die Holzlaube heraus.

Kunst an den Türen der Campusbibliothek. Foto: Elias Fischer

Kommunikativ, provokant, gewieft und verstohlen: Diese Eigenschaften schreiben viele Kulturen der Figur des Tricksters zu. Eine metaphorische Konstruktion, die oftmals die Gestalt eines Kojoten annimmt. Eine hölzerne Nachbildung eines solchen Kojoten bildet das Herzstück der Installation „Kunst am Bau“. Seine Verstohlenheit beweisend entzieht sich das Konstrukt zur Zeit jeglicher Betrachtung. Jedoch nicht freiwillig: Leider gab es missglückte Diebstahlsversuche, bei denen der Steppenwolf aus Eichenholz beschädigt wurde und nun restauriert werden muss. Glücklicherweise ergeben sich bei aufmerksamer Safari durch die Holzlaube zahlreiche weitere Momente, einen genaueren Blick auf den Trickster in mannigfaltigen Variationen zu erhaschen.

Der Kojote, der nicht zufällig vor der Holzlaube aufgestellt wurde, stellt nur ein Segment des von Robert Patz geschaffenen dreiteiligen Kunstprojekts, das den 2016 ausgeschriebenen Wettbewerb „Kunst am Bau“ für sich entschied. Die Aufgabe beinhaltete, die verschiedenen Forschungsbereiche und -prozesse unterhalb des Daches der Holzlaube aufzugreifen und zusammenzuführen. Dem Künstler nach erfordere das stetige Spiel zwischen Frage und Antwort, Erkenntnis und Unwissenheit einen ständigen Perspektivwechsel durch Kreativität, Forschung und Interaktion. Dies werde durch die Skulptur des Kojoten versinnbildlicht. Er stehe figurativ für das Wechselspiel zwischen Lösung und Rätsel durch sein Auftauchen und Verstecken. Genauso verhalte es sich in Forschungsprozessen – man gelangt zu Wissen, welches neue Bereiche zur Erschließung aufzeigt.

Treppenaufgang als Ort visuellen Entdeckens

Der zweite Teil des Projektes findet sich in den Treppenaufgängen der Holzlaube wieder. Sechs zylinderartige Aluminiumkonstruktionen unterschiedlichen Ausmaßes ragen von der Decke hängend in die lichten Öffnungen. Die einen wirken aufgrund ihrer Länge wie massige Schlangen, die sich von einem Ast langsam gen Boden abwickeln. Andere wiederum erscheinen von unten betrachtet wie ein winziger Leuchter.

  • Der Kojote als wiederkehrendes Motiv. Foto: Elias Fischer

Auf den eingefärbten Seiten zeige sich die Vielfältigkeit der verschiedenen Fachbereiche in unterschiedlichsten geometrischen Formen, Grundrissen, Skizzen, Andeutungen von Schriften und natürlich im Kojoten. Dies sei mit der Idee der Lesbarkeit verknüpft, doch gestatte die Wölbung die Sichtbarkeit des Zusammenhangs nur durch einen Perspektivwechsel, so der Künstler. Beim Treppenlaufen erblickt man das Ende, verliert den Anfang; erkennt das Ganze und sieht sich direkt mit neuen Gliedern eines größeren Ganzen konfrontiert – und immer wieder begegnet den Studierenden eine Skizze des Tricksters.

Chaos gegen Ordnung

Wo kann man die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft besser finalisieren, als in der alles verbindenden Bibliothek? Auf der Länge des Hauptganges der Campusbibliothek erstreckt sich an einer Wand ein Druck gleich denen auf den Blechen. Eine willkürliche Anordnung schwarzer Symbole auf weißem Grund aus Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft schmückt diese und scheint der geordneten Welt der Bücherregale zu widersprechen. Im Kopf spielen sich hunderte Assoziationen ab. Jede Form will man schon einmal gesehen, jede Schrift schon einmal gelesen, jede Skizze schon einmal gemalt haben. Diese Wand voller Zeichen bildet einen Grat zwischen Neugier nach Wissen und dem Drang, Wahrnehmungen eine bekannte Bedeutung zuzuordnen. Nach dem Verstehen der Gedankenwelt des Künstlers bleibt den Studierenden der FU der kojotische Gang in die Welt der eigenen Fragen und Interpretationen – Erkennen und Entziehen.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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