28, Studentin, glücklich

Deutsche Studierende brauchen im Schnitt länger für ihr Studium als der europäische Durchschnitt. Dafür sind sie auch glücklicher. Ein Schelm, wer einen Zusammenhang erkennen will. Von Klara Siedenburg.

Regelstudienzeit – Kaum ein Wort verfolgt Studierende im Universitätsalltag mehr. Studienverlaufspläne geben vom ersten Tag an vor, wie man zu studieren hat. Werden die Pläne mal nicht eingehalten, sorgen Bafögamt und Stipendiate für finanziellen Druck. In der vorgegebenen Zeit zu studieren ist taff, kostet viele Tränen und Nachtschichten in Bibliotheken. Das muss nicht sein und wie eine Studie des “Centrum für Hochschulentwicklung” zeigt, ist anscheinend vielen deutschen Studierenden bereits bewusst, dass ein bisschen länger studieren niemanden umbringt – im Gegenteil.

Im europäischen Vergleich der Hochschulen schneidet Deutschland nicht gut ab, so die Studie des CHE. Bei nahezu der Hälfte der deutschen Fachbereiche liege der Anteil der Abschlüsse in Regelstudienzeit unter dem Durchschnitt. An der FU liegt der Schnitt bei knapp 8 Semester für den Bachelorabschluss.* Im Vergleich zu anderen europäischen Studierenden sind deutsche Studis aber zufriedener mit ihrem Studium, so die Studie. Heißt das, Menschen die in Regelstudienzeit studieren, sind unglücklich?

Keine Zeit fürs Studieren

Das wäre nicht weiter verwunderlich. Bevor Studierende richtig an den Unis angekommen sind und sich mit Freude aufs Lernen stürzen, sind sie dank festem Studienplan auch schon wieder aus der Uni raus. Wer in Regelstudienzeit studiert, hat keine Zeit, sich vernünftig aufs Studieren zu konzentrieren. Keine Zeit sich zusätzliche Themen, Theorien und echtes Wissen anzueignen, halt Dinge die wirklich interessieren. Keine Zeit eine neue Sprache vernünftig zu lernen. Keine Zeit ein Erasmussemester zu genießen.

Stattdessen bestehen die ersten fünf Semester aus Binge-Learning. Dann wird die Bachelorarbeit im sechsten Semester geschrieben. Auch hier bleibt nicht wirklich Zeit, sich in das Thema zu vertiefen, da zeitgleich noch die letzten vier Vorlesungen und Seminare abgespeist werden müssen. Am Ende steht man da, hat die Regelstudienzeit geschafft, seinen Abschluss in der Tasche und weiß eigentlich nicht so richtig, was man die letzten drei Jahre so gelernt hat. Denn Inhalte wurden nur angerissen, Themen nur angeschnitten und in Theorien nur Einführungen gegeben. War ja keine Zeit für mehr. Wenn dann nicht der Master folgt, sind die tollen Zwanziger, von denen die Eltern immer geschwärmt haben, vorbei bevor man 22 ist. Schon steht man in Beruf und darf ackern – bis zur Rente mit 72.

Pfeift einfach drauf!

Bei der aktuellen Lebenserwartung haben wir lange Zeit in unserem Berufsfeld zu arbeiten, da ist es schon okay erst mit Ende zwanzig richtig damit anzufangen. Statt durchs Studium zu hecheln, solltet ihr euch auch ein bisschen treiben lassen, einen Kurs weniger belegen oder direkt eine Pause machen, vielleicht für ein richtiges Praktikum, um überhaupt zu wissen, auf was ihr da hinstudiert. Und um kein Burnout zu bekommen, weil genau das mit dem Nebenjob nicht vereinbar ist.

Viele Studis haben es anscheinend schon verstanden, haben sich dem Leistungsdruck schon entzogen. Allen anderen die Empfehlung: Pfeift auf Regelstudienzeit, werdet glücklich.

*Quelle: Studierendenstatistik der FU

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.