“Ein Fenster zum Weiterstudieren”

Mit dem “Buddy-Programm” bietet die FU Geflüchteten die Möglichkeit, Studierende kennen zu lernen, um einen leichteren Einstieg an der Uni zu ermöglichen. Roxanne Honardoost hat ein Paar getroffen.

Elisa und Mohannad zusammen in der Uni. Foto: Roxanne Honardoost

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Der süße Duft von gebrannten Mandeln hängt in der Luft. Fröhliche Kinder mit klebrigen Händen und von Schokolade verschmierten Gesichtern spielen zwischen den Läden Fangen, sanfte Weihnachtsmusik und lautes Lachen bestimmen die Hintergrundmelodie. Der Ku’dammer Weihnachtsmarkt erfreut jedes Jahr unzählige Menschen aufs Neue. So auch Elisa und Mohannad, die dieses Weihnachten zum ersten Mal gemeinsam da waren. Sie kosteten ein paar Plätzchen und genossen das Treiben. Der Abend zählt zu den bisher besten gemeinsamen Erlebnissen der Beiden, erinnert sich Elisa. Dass sie zu solchen Aktivitäten zusammengefunden haben, haben sie dem Buddy-Programm der FU verdanken.

Mehr als nur Kekse essen

Elisa kommt aus Darmstadt und hat schon ihren Bachelor in BWL in der Tasche und Mohannad stammt aus Aleppo und belegt an der FU einen Deutschkurs. Vom Welcome@FuProgramms, das 2015 für geflüchtete Studierende eingeführt wurde, sind die beiden vor 10 Monaten als “Buddy-Paar” eingeteilt worden: “Buddies” – das sind immer ein*e Student*in und ein*e Geflüchtete*r, die auf der Basis gemeinsamer Interessen zusammengebracht werden. Der Zweck ist eine ergänzende Betreuung für die Geflüchteten, damit auch jede*r einen konkreten Ansprechpartner hat. Elisa, FU-Studi, nimmt gewissermaßen die Rolle einer Mentorin ein und unterstützt Mohannad im Uni-Alltag und bestenfalls auch außerhalb der Uni. Die Hilfe reicht von organisatorischen Hürden wie dem BaFög-Antrag oder der Anmeldung für Kurse, aber auch bei alltäglichen Tipps – wie dem Weg zur leckersten Mensa.

“Ich stellte mir viele Fragen”

Wenn sich Elisa und Mohannad treffen, werden allerdings nicht nur Plätzchen gegessen. Sie zeigte ihm, wie Berlins U-Bahn Netzwerk funktioniert und konnte auch bei Mohannads Präsentation über Syrien viel helfen. Da auch Elisa ihren Schulabschluss im Ausland erworben hat, konnte sie Mohannads Startschwierigkeiten gut verstehen und ihm dabei auch sehr gut weiterhelfen. Für Mohannad hat die Buddy-Erfahrung einen gewaltigen Einfluss gehabt. Er kam vor drei Jahren nach Deutschland und hatte damals große Angst, weil er keine Ahnung hatte wie es für ihn weitergehen würde. “Ich stellte mir viel Fragen”, erzählt er. “Was für Möglichkeiten habe ich? Wie kann ich hier weiter studieren? Habe ich überhaupt eine Chance? Die Angst Fehler zu machen wurde Mohannad dank Elisa genommen. “Es ist ein Fenster zum Weiterstudieren”, sagt er.

Mitmachen kann jede*r

In den letzten drei Jahren ist das Buddy-Programm stetig gewachsen. Dementsprechend wurde das Freizeitangebot stark erweitert: Dieses Jahr gibt es einen Soccer-Cup, Ausflüge zum Gorki-Theater, Freikarten für die lange Nacht der Wissenschaft und vieles mehr. Über 100 Interessent*innen wollten dieses Jahr beim Programm mitmachen – ein neuer Rekord. Das ist auch möglich, weil man, um Buddy zu werden, keinerlei Qualifikation braucht. Nur Interesse am Austausch und genügend Zeit, um seine*n Mentee regelmäßig zu treffen sollte man mitbringen. Elisa ist sehr glücklich über ihre Teilnahme am Buddy-Programm. “Für mich ist es in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung“, sagt sie. Denn für Elisa ist Mohannad nicht nur ihr Mentee, sondern auch ihr Freund. Auch Mohannad ist dem Welcome@Fu-Programm sehr dankbar. Anderen geflüchteten Studierenden, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, rät er, auch daran teilzunehmen: “Macht alle mit. Wir brauchen das!”

Geflüchtete finden Informationen zum Studium auf der Website der FU und bei der Beratung des Asta. Studierende, die am Buddy-Programm teilnehmen wollen, können sich jederzeit über das Online-Formular anmelden.

Refugees can find helpful information about studying on the website of Freie Universität or at the counseling of Asta. Students that want to take part in the buddy program can register online any time.


Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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