Der empörte Student

Studierende an der FU sind weltoffen und tolerant? Unser Porschefahrer hält das für ein Gerücht – wenn er seinen Cayenne zwischen den Dahlemer Instituten spazieren fährt, treffen ihn strafende Blicke. Von Toleranz keine Spur.

Aus dem Weg!!! Illustration: Manon Scharstein

Liebe unmotorisierte Hippies,

ich möchte die Gelegenheit nutzen, um den Studenten eine Stimme zu geben, die am wenigsten Solidarität erfahren: uns Autofahrern! Seit die linksgrünen Umweltideologen die Verkehrspolitik gekapert haben, fühle ich mich mit meinem Porsche Cayenne S Diesel auf dem Campus nicht mehr wohl. Als ich mein Baby noch in der Nähe des Fachbereichs Rechtswissenschaft geparkt habe, musste ich mir immer die feindseligen Blicke der arbeitsscheuen Politikstudenten mit Eisenmangel gefallen lassen, wenn sie auf ihrer Futterachse zwischen OSI und Veggie-Mensa unterwegs waren.
Aus Angst, dass die Kinder der Neidgesellschaft ihren Blicken Taten folgen lassen, parke ich inzwischen etwas abseits. Dort steht mein Schätzchen nun zwischen Gefährten seines Formats, statt wie zuvor den A-Klassen und Minis der anderen Jurastudenten Sonnenschutz zu spenden.

So muss ich auch nicht durch die vermaledeiten Dreißigerzonen rund um die Uni schleichen. Für diese staatlich verordneten Zwangsbremsungen gibt es einfach keine Veranlassung. Das Dahlemer Verkehrsaufkommen ist derart gering, dass auch bei Tempo 80 noch ausreichend Lücken für fahrzeuglose Hippies bleiben, um die Straßenseite zu wechseln. Für die sind die cholerischen Kampfradler auf ihren klapprigen Tretmühlen eh viel gefährlicher. Sie sind nämlich ungleich schlechter zu sehen und zu hören als mein blitzeblank poliertes Geschoss inklusive sattem Auspuffsound.

Dennoch sitzt nun eine Liste im Stupa, die ernsthaft eine Werkstatt für diese zweirädrigen Todesmaschinen betreibt. Nicht nur in der richtigen Politik, auch an der Uni werden wir Autofahrer von der ökofaschistischen Lobby ausgegrenzt. Deswegen appelliere ich an dieser Stelle an meine motorisierten Kommilitonen! Organisieren wir uns bevor es zu spät ist! Wie wäre es mit einer vom Asta subventionierten Campus-Tankstelle? Wir zahlen ja auch für das Semesterticket der anderen! Erst, wenn die letzten SUVs verschrottet worden sind, werden die Menschen merken, dass man mit einem Fixie-Bike keinen Bootsanhänger ziehen kann.

Allzeit freie Fahrt und immer eine Handbreit Sprit im Tank wünscht,
ein hupender Hybridverachter*

*findet Gendersternchen sexistisch und boykottierenswert. Davon distanziert sich FURIOS. Außerdem möchte der Auto(r) anonym bleiben.

Dieser Text stammt aus der 20. Ausgabe von FURIOS (Sommer 2018) – hier als ePaper bei Issuu.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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