„Exzellentes“ Comeback der Tutorien?

Die Berliner Unis bewerben sich um Forschungsgelder in Millionenhöhe. Sollten sie Erfolg haben, könnten auch Studierende profitieren. FURIOS liegen Teile der Bewerbung vor. Von Julian von Bülow.

Hinter diesem Prädikat will die FU-Leitung lieber ein Ausrufezeichen für die Uni sehen.
Bild: Eigene Darstellung.

Finanzielle Förderung in Millionenhöhe – die steht der FU in Aussicht, wenn sie gemeinsam mit der TU, HU und Charité als „Berlin University Alliance“ erneut zur „Exzellenz“-Universität gekürt würde. In diesem Fall könnte das auch Veränderungen für die Studierenden mitbringen. Dies geht aus der Verbund-Bewerbung hervor, die FURIOS auszugsweise vorliegt. Darin wird skizziert, wie die Fördergelder verwendet würden.

Mehr studentische Forschung

Mit den zusätzlichen Finanzmitteln würden unter anderem sogenannte „X-Tutorials“ geschaffen. Studierende sollen in diesen Tutorien eigene Forschungsprojekte initiieren, gestalten und leiten, die dabei unter professoraler Schirmherrschaft stünden. Zusätzlich sind „X-Student Research Groups“ unter Anleitung von Nachwuchsprofessor*innen geplant, in denen Studierende an bestehenden Forschungsprojekten mitwirken. Um die Ergebnisse der studentischen Forschung einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, will der Verbund jährlich eine Konferenz mit Vergabe eines Publikumspreises einrichten.

Die Universitäten dürften mit ihren Plänen auch viele Studierende überraschen. Vertreter*innen der Berliner Asten gaben auf FURIOS-Anfrage an, gar nicht in die Konzeption eingeweiht gewesen zu sein. So arbeiten FU-Asta und einige Fachschaftsinitiativen seit Jahresbeginn an Ideen, wie sie die 2002 abgeschafften FU-Projekttutorien wieder einführen können. Der Universitätsverbund reichte die Bewerbung, die genau das verspricht, bereits im Dezember bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein. Die FU spricht davon, dass Studierende im Rahmen der regulären Gremienarbeit einbezogen worden sein. Sie möchte sich zu weiteren Details nicht äußern, bis die DFG ihre Entscheidung über die „Exzellenz”-Universitäten am 19. Juli dieses Jahres getroffen habe.

Berlinweites Studium?

Die einzelnen Universitäten sollen zudem stärker zusammenwachsen: Laut Bewerbung können Bachelor-Studierende dann bis zu 20 Leistungspunkte in interuniversitären Wahlpflichtkursen sammeln. Auch für die Anrechnung von regulären Kursen an den drei Hochschulen sollen mehr Möglichkeiten geschaffen werden. Die Masterstudierenden würden mehr interdisziplinäre Programme bekommen, die an den verschiedenen Verbunduniversitäten wahrgenommen werden können

Investiert werden soll zudem verstärkt in digitalen Unterricht. Mit einer Mischung aus Präsenz- und videobasierter Lehre sollen „räumlich flexible Kurse“ ermöglicht werden.

Fördergelder dank Exzellenz“-Strategie

Beworben haben sich die drei Universitäten gemeinsam als „Berlin University Alliance” für den Titel „Exzellenz“-Universität. Die maximal elf Bewerberinnen, die ausgezeichnet werden, erhalten jährlich je eine Förderung von bis zu 28 Millionen Euro. So buhlen im Rahmen der „Exzellenz“-Strategie von Bund und Ländern deutschlandweit 24 Hochschulen und zwei Verbünde um den prestigeträchtigen wie lukrativen Titel, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergibt

Bereits im September 2018 konnten die Berliner Universitäten jubeln: Die DFG kürte die „exzellenten“ Forschungsvorhaben und Berlin schnitt mit sieben Clustern erfolgreich ab. Dadurch wurden die Vorbedingungen erfüllt, um sich gemeinsam um den Titel „Exzellenz”-Universität zu bewerben.

Der Erfolg ist nicht unwahrscheinlich, denn in den vergangenen Jahren wurden die Freie Universität, TU, HU im „Exzellenz”-Wettbewerb stets prämiert. An diese Vergangenheit will man nun mit dem neuen Verbund anknüpfen. Im Erfolgsfall würden dann auch die Studierenden von den Millionen an Fördergeldern profitieren.

Autor*in

Julian von Bülow

interessiert sich für Politik, Geschichte und Technik. Freier Journalist für Text, Audio und Video. Auf Mastodon und Bluesky erreichbar.

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1 Response

  1. Steffen sagt:

    Die Rückkehr der Projekttutorien wäre natürlich großartig (und gewisser Weise gibt es sie auch an der TU), aber besonders toll wäre es, wenn es ausreichend Gelder für vorlesungsbegleitende Tutorien und entsprechend viele studentische Mitarbeiter*innen geben würde.

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