No more pillepalle

Zwei Saxofone und ein Schlagzeug – mehr braucht die Band „Brass Riot“ nicht, um einer Menge einzuheizen. Josefine Strauß hat sie am Rande eines Konzerts gesprochen – und konnte gar nicht mehr aufhören zu tanzen.

V.l.n.r. Drummer Simon, Saxofonisten Constantin und Carl. Foto: Brass Riot

Fridays for Future in Berlin? Das sind tausende Demonstrant*innen, unzählige Plakate, laute Protestchöre. Und: eine riesige Menge, die zu Saxofon- und Schlagzeugklängen tanzt. Gespielt wird die Musik von Brass Riot, drei Berliner Studenten, die nicht nur auf eigenen Konzerten, Festivals und Straßenfesten, sondern auch bei Fridays for future regelmäßig Stimmung machen.

Tanzbare Blasmusik

Ihre Musik beschreibt das Trio selbst als Mischung aus elektronischer Clubmusik und Saxofonsound, Hauptsache es sei tanzbar. „Man kann unser Album „Matschsafari” online oder auf CD hören, aber live kommt die Idee besser rüber“, so Drummer Simon. 

Auch auf dem Karneval der Kulturen machen die gebürtigen Lüneburger ordentlich Stimmung. Ihr Auftritt ist angesetzt für Samstag 13 Uhr – nicht gerade die beste Zeit, um große Menschenmassen anzulocken. Anfangs ist die Wiese vor der Bühne fast leer, nur vereinzelt sitzen Leute auf dem Boden und unterhalten sich. Nach den ersten Tönen stehen die Zuhörer*innen auf und tanzen. Immer mehr Festbesucher*innen kommen dazu, springen zu den schnellen Beats und Synthesizer-Sounds. Auch die Saxofonisten Carl und Constantin hüpfen so schnell auf und ab, dass man sich wundert, wie da noch Puste für die Blasinstrumente übrig bleibt.

Musizieren geht über Studieren

Viel Luft und Energie braucht die „Band mit Minimalbesetzung“, wie sie sich selbst bezeichnen, auch um beides unter einen Hut zu bringen – Musik und Studium. Denn neben den vollgepackten Wochenenden mit Auftritten in der gesamten Bundesrepublik und wöchentlichen Bandproben studieren alle drei im Bachelor, Simon an der FU, Carl und Constantin an der TU und HU. Viel Zeit für ein Sozialleben bleibe da nicht, auch die Uni komme manchmal zu kurz. „Dafür ist es ein unglaubliches Gefühl, wenn fremde Leute in anderen Städten zu den Konzerten kommen, weil sie unsere Musik hören wollen”, so Constantin.

Noch mehr Sinn sehen sie in ihrer Musik, seit sie sich an den Klimastreiks beteiligen. Über das Engagement in einer politischen Hochschulgruppe und verschiedene Studierende kamen sie in Kontakt mit den Organisator*innen der Berliner Fridays for Future-Truppe, später mit den Verantwortlichen in Hamburg, Bremen und Aachen. „Es ist schön, mit der Musik eine gewisse Mission zu bekommen. Ich mache noch erfüllter Musik, seitdem wir so viel auf politischen Veranstaltungen spielen“, schwärmt Constantin.

Die Band ist sicher, dass die Proteste sie noch länger begleiten werden. Simon ist überzeugt: „Die Bewegung wird nicht aufhören, bis die Politik einlenkt und kein Pillepalle mehr macht“. Neben den Auftritten bei Fridays for Future planen sie in den nächsten Monaten eine EP mit Gesangsunterstützung, eine Clubtour durch Deutschland und verschiedene Festivalauftritte. Man darf gespannt sein, wie sich das Powertrio weiterentwickelt.

Die kommenden Konzerte findet ihr auf der Facebook-Seite der Band. Wer nicht bis zum nächsten Auftritt warten will, findet auf Soundcloud und Spotify die aktuellen Brass Riot-Songs. 

Autor*in

Josefine Strauß

Kann Dinge besser aufschreiben als aussprechen.

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