Sekt statt Selter – FU bleibt Exzellenzuni

Ein millionenschwerer Geldregen geht über den Berliner Universitäten nieder. Warum und wie es um die DJ-Qualitäten des FU-Präsidenten steht, berichten Jette Wiese und Julian von Bülow.

Eine Wand aus Fernsehteam und Fotograf*innen hat sich vor den Berliner Uni-Präsident*innen aufgebaut. Während sie sichtlich angespannt auf Kinosesseln im Dunkeln den Livestream verfolgen, zündet hin und wieder ein Fotoblitz. Dann die entscheidenden Worte: “Verbund der Berliner Universitäten”. Das Blitzlichtgewitter bricht los – der Geldregen kann kommen.

Berlin ist „exzellent“! Künftig gehört die Berlin University Alliance (BUA), der Zusammenschluss aus FU, TU, HU und Charité zu den deutschen „Exzellenzuniversitäten“. Der Verbund erhält bis zu 28 Millionen Euro jährliche Förderung und ist für sieben Jahre Teil der deutschen Hochschulelite. 2026 müssen sich die Universitäten lediglich überprüfen lassen und sich nicht völlig neu bewerben, wie es bislang der Fall war. Insgesamt elf Universitäten und Verbünde sind nun Teil der Förderung, neben München und Heidelberg ist auch der Newcomer Hamburg dabei.

„Wir haben es tatsächlich gerockt“

Man hatte sich zuvor bescheiden gegeben. Die an die Verkündung anschließende Party stand unter dem vorsichtigen Motto „Sekt oder Selters“. „Wir freuen uns einfach ein Loch in den Bauch, wir haben es tatsächlich gerockt“, jubelte HU-Präsidentin Sabine Kunst in einer kurzen Ansprache.

Während sich die Wissenschaftler*innen über Millionenförderung freuen können, rücken für FU-Studierende vor allem die Einführung studentischer Tutorien mit eigenen Themenschwerpunkten in greifbare Nähe. Des Weiteren ist ein gemeinsames Berliner Klimaforschungszentrum geplant, dabei sei man auch in Gesprächen mit Aktivist*innen von „Fridays For Future“.

„We don’t need no education“

Doch neben all der Feierlichkeit gab es auch Kritik: Die Studierendenvertretungen mehrerer Universitäten (darunter die der FU und HU) gaben eine gemeinsame Pressemitteilung heraus. Darin heißt es, die Exzellenzpolitik schaffe ein Zweiklassen-System der Hochschulen, denn während die „exzellenten“ Universitäten große finanzielle Unterstützung erhielten, hätten die übrigen Hochschulen mit Sparzwängen zu kämpfen.

Auch vor den Türen der Urania protestierten Mitglieder von Verdi und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und prangerten die aus ihrer Sicht mangelhaften Arbeitsbedingungen an den Berliner Hochschulen an. „Die Unis sind vor allem exzellent in der Erfindung von prekären Arbeitsformen“, so Claudius Naumann, stellvertretender Vorsitzender des FU-Gesamtpersonalrats.

Nach der Ergebnisverkündung feierten die Gäste ausgelassen: Professor*innen und Präsident*innen tanzten zu der Musik, die der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, und FU-Präsident Günter Ziegler als DJs auflegten – unter anderem Pink Floyd mit dem Refrain „We don’t need no education“. 

In der vorigen Fassung des Artikels fehlte der Verweis auf Verdi. Wir haben diesen ergänzt.

Video (Rechtsklick >> Abspielen / Wiedergabe)

Autor*innen

Julian von Bülow

interessiert sich für Politik, Geschichte und Technik. Freier Journalist für Text, Audio und Video. Auf Mastodon und Bluesky erreichbar.

Jette Wiese

Lieber lange Wörter als Langeweile.

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2 Responses

  1. Claudius Naumann sagt:

    Danke für den Bericht. Möchte darauf hinweisen, dass es sich um eine gemeinsame Aktion von GEW *und ver.di* gehandelt hat und auch viele ver.di-Mitglieder protestiert haben.

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