Nach Brexit – Zukunft von Erasmus unklar

Drei Jahre nach dem Brexit-Beschluss wird immer noch über ein Abkommen zwischen Großbritannien und der EU diskutiert. Was der Austritt für Erasmus-Studierende bedeutet, hat Maj Pegelow herausgefunden.

Ob Großbritannien die EU verlässt, ist weiter unklar. Foto: unsplash.com

James Richmond kommt aus Sheffield, England. Für zwei Semester studiert er Jura an der FU. Seit er Deutsch in der Schule hatte, stellt er sich vor, für einige Semester nach Deutschland zu kommen und einen Austausch zu machen. Durch das Erasmus-Programm ist dies einfach möglich. Außer einiger bürokratischer Angelegenheiten, besonders in Deutschland, hat James nicht viel zu erledigen. Durch den Brexit steht diese unkomplizierte Möglichkeit des Austauschs auf der Kippe.

Das denken sich viele Studierende. Etwa 2350 Student*innen aus Großbritannien studieren pro Semester in Deutschland. Umgekehrt sind es etwa 5000, das entspricht zwölf Prozent aller Teilnehmer*innen am Erasmus-Programm aus Deutschland. Finanziert wird dies durch den EU-Haushalt, welcher wiederum aus Beiträgen der Mitgliedsländer zustande kommt. 

Großer Unterschied, ob geregelter oder ungeordneter Brexit

Ob und wie der Brexit abgewickelt wird, bleibt weiterhin ungewiss. Die Form des Abkommens ist jedoch ausschlaggebend für zukünftige Austauschstudierende. Ein geregelter Austritt führe laut Bundesministerium für Bildung und Forschung dazu, dass Großbritannien zumindest bis 2020 definitiv am Erasmus-Programm teilnehme. Die Zukunft des Programmes hänge von den weiteren Austrittsverhandlungen ab.

Anders jedoch bei einem „No-deal“-Brexit. Ein ungeordneter Austritt Großbritanniens bedeutet für die Studierenden, dass das Programm zunächst so nicht mehr zwischen Großbritannien und anderen EU-Staaten stattfinden kann, da Großbritannien seinen Status als Programmland verlieren würde. 

Niemand will einen harten Brexit. Trotzdem bereiten wir uns auch auf den Ernstfall vor.

Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung

Ab dem Datum des Austritts Großbritanniens wären dann keine neuen Austausche mehr möglich. Für Studierende, deren Erasmus-Zeit bereits begonnen hat, die sich also zum Zeitpunkt des Austritts im Ausland befinden, gilt das Erasmus-Programm weiter. „Niemand will einen harten Brexit. Trotzdem bereiten wir uns auch auf den Ernstfall vor“, sagt Bundesministerin Anja Karliczek. „Gerade Bildung, Wissenschaft und Forschung leben von grenzüberschreitender Zusammenarbeit.“ Finanziert würde die Übergangsregelung durch eine Europäische Notfallmaßnahme aus dem EU-Haushalt.

Eine erneute Aufnahme in das Erasmus-Programm müsste bei Verhandlungen im Nachhinein beschlossen werden, wie es auch bei anderen Staaten Europas, die nicht der EU angehören, wie Serbien, Norwegen oder Island, möglich gemacht wurde.

Rückschritt der Globalisierung und verpasste Chancen

Sobald das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil der EU ist, wird für Erasmus-Teilnehmer*innen aus Großbritannien ein Aufenthaltstitel in Deutschland nötig. Für Brit*innen gilt eine Übergangszeit von drei Monaten, in denen der Titel erworben werden muss. Studierende in Großbritannien, die aus einem EU-Land kommen, müssen einen „Settled Status“ beantragen, der je nach Brexit-Deal ein oder eineinhalb Jahre nach Austritt bestätigt sein muss.

Durch den Brexit wird es für Studierende in Zukunft schwieriger sein, einen Austausch zwischen Großbritannien und anderen EU-Staaten zu machen. Für James bringt der Austausch eigentlich viele Chancen mit sich. Es sei die Möglichkeit, Menschen aus anderen Kulturen in ihrem täglichen Leben kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und über die eigenen Landesgrenzen zu blicken, was in einer globalisierten Welt unbedingt nötig sei. Man könne nicht in der Schule oder Uni lernen, wie andere Kulturen und Menschen ticken, man müsse es erleben, sagt James. 

Wie der Brexit jedoch ausgehen wird und was die Folgen für Erasmus sein werden, bleibt durch die erneute Verschiebung weiterhin ungewiss. Deutlich ist allerdings, dass sich das Bundesministerium für eine Fortführung des Erasmus-Programms mit dem Vereinigten Königreich einsetzen will.

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