Überdosis Salz

Das Essen an der Freien Universität hat es mal wieder in den Montags-Kommentar geschafft. Unsere Autorin Anabel Rother Godoy hat den Geschmackstest gemacht und berichtet live von der Fast-Food-Theke in der Mensa II.

Vor tausenden von Jahren entdeckten die Menschen einen weißen Kristall, der fast jede Mahlzeit geschmacklich verfeinerte. Seitdem war die Menschheit dem weißen „Gold” verfallen. Im alten Rom wurde Salz als Zahlungsmittel genutzt und der Handel mit der Substanz verhalf auch einigen deutschen Städten zum Reichtum. 

Diese Zeiten sind vorbei. Wenn es noch irgendeinen Zweifel daran gab, dass die kristalline Substanz mittlerweile das Primark der Würzmittel geworden ist, hat die Mensa II der Freien Universität diesen nun endgültig aus der Welt geschafft. Es ist kein Geheimnis, dass in der Küche vom Fast-Food-Stand Salz-Attentäter*innen ihr Unwesen treiben. Unzählige Mittagessen wurden durch diese Anschläge schon verdorben.

Natriumchlorid für das Volk

Es ist 14:31 Uhr. In den Augen der Studierenden, die in die Mensa II sprinten, steht die pure Verzweiflung geschrieben. Alle Essensstände sind geschlossen. Alle, außer dem Fast-Food-Stand. Schon wieder Currywurst mit Pommes wären eine Zumutung für den Cholesterin-Spiegel. Also greift man zu der einzigen „grünen” Option an der sonst tiefroten Theke: Ofenkartoffel mit Kräuterquark.

Vorsichtig wird der erste Bissen auf der Gabel zusammengestellt. Ratio von Quark zu Kartoffeln 2:1. Beim ersten Kontakt mit der Zunge wird der fatale Fehler erkennbar, der gerade begangen wurde. Es handelt sich hier nicht um Kräuterquark, sondern um eine cremige Masse, die zu 99% aus Salz besteht. Wohl oder übel wird der Rest hinunter gewürgt, mit jeweils einer Gabelspitze „Quark” auf jedem Stück Kartoffel.

Mensa II versinkt in weißem Gold

Mit der Lasagne ist es auch nicht anders. Hier variiert der Grad der Versalzung von Tag zu Tag, schmackhaft wird es aber nie. Man müsste eigentlich Mitleid haben mit dem offensichtlichen Mangel an Geschmacksnerven in der Küche der Fast-Food-Theke. Aber den täglichen Enttäuschungen der Studierenden, die ihr weniges Geld in eine Mahlzeit investieren, die schlecht genug ist, den ganzen Tag zu verderben, muss definitiv ein Ende bereitet werden. 

Niemand erwartet in der Mensa eine kulinarische Offenbarung und man muss einräumen, dass das Studierendenwerk täglich für wenig Geld eine beeindruckende Variation an Gerichten anbietet. Doch die Zustände an der Roten Theke sind wirklich nicht hinnehmbar.

Dreimal die Woche Currywurst mit Pommes

Es wird Zeit, die Zügel in die Hand zu nehmen und der unnötigen Salzverschwendung ein Ende zu bereiten. Eine Protestaktion mit Sit-In vor der Fast-Food-Theke könnte die Studierendenschaft auf die prekären Verhältnisse aufmerksam machen. Vielleicht würde aber auch eine E-Mail an das Studierendenwerk genügen?

Jedenfalls: Werdet aktiv! Meine Arbeit ist getan, ich bin nur hier, um mich zu beschweren. Die Hoffnung bleibt, dass bald ein Ende in Sicht ist. Bis dahin gibt es wohl weiterhin Currywurst mit Pommes.

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