Mut und Entschlossenheit zeichnen die Widerstandskämpfer*innen der Gulabi Gang aus – am Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, zeigte der studentische Personalrat einen Film über sie. Iris Bischhoff war vor Ort.
Ein Dorf in Uttar Pradesh, Nordindien. Alle Dorfbewohner versammeln sich um ein Haus, in dem sich ein schreckliches Unglück ereignet hat. Sie blicken bestürzt zu Boden, sie wissen nicht so richtig, was sie tun sollen. Die Leiche einer jungen Frau liegt in der Küche. Die Familie ist vor Ort und erzählt der Polizei was passiert ist: Ihre Schwiegertochter hatte einen Unfall beim Kochen. Die Dorfbewohner bestätigen die Aussage, sie haben Rauch aus dem Haus kommen sehen. Für die Polizei ist klar: Es war ein Unfall. Doch dann kreuzt Frauenrechtlerin Sampat Pal mit ihrer „Gulabi Gang“ auf und spricht das aus, was viele ahnen, die meisten aber wissen: Es war Mord.
Diese Geschichte konnten Zuschauer anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen auf der Leinwand mitverfolgen. Ermöglicht haben das Mercedes, Vanessa und Marie aus der AG sexualisierte Gewalt und Diskriminierung: „Wir wollten einen Beitrag zu dem Beratungstag an der FU leisten“, erklärt Mercedes, „aber da wir keine professionellen Fachkräfte sind, haben wir uns entschieden, einen Film zu zeigen.“ Doch warum entschieden sie sich für die weite Reise nach Indien? „Weil uns der Mut und das Engagement der Frauenrechtlerin Sampat Pal beeindruckt hat“, meint Vanessa. „Und weil dieser Film exemplarisch verdeutlich, wie aus zurückhaltenden und unsicheren Frauen selbstbewusste Persönlichkeiten werden“, fügt Marie hinzu.
Von schüchtern und zurückhaltend …
Bereits zu Beginn des Filmes zeichnet sich ab, dass Frauen in Uttar Pradesh in prekären Verhältnissen leben. Im Kindesalter werden sie mit einem Mann verheiratet, gebären mehr Kinder als sie eigentlich versorgen können und müssen ihr Leben lang hart arbeiten. Der Dank dafür: Sie werden von ihren Ehemännern geschlagen, misshandelt, vergewaltigt und sogar getötet. Jedoch kommt es in den seltensten Fällen zu einer Anzeige.
So stellen Sampat Pal und ihre Begleiter*innen schnell fest, dass der „Unfall“ beim Kochen kein Unfall war. An den Wänden sind keine Brandspuren zu sehen und das Dach ist weitgehend intakt. Die Aussagen der Dorfbewohner*innen sind teilweise widersprüchlich. Trotz dieser eindeutigen Beweislage werden die Ermittlungen abgeschlossen. Vorerst. Denn Sampat Pal gibt nicht so leicht auf.
… zu selbstbewussten Persönlichkeiten?
Auch Sampat Pal Devi musste eine harte Kindheit erleben und so entstand der Drang nach Widerstand. 2006 gründete sie die „Gulabi Gang“ (gulabi=pink). Inzwischen marschieren etwa 150.000 Frauen mit pinken Saris durch die Straßen Nordindiens und kämpfen stellvertretend für die Rechte aller Frauen: Sie beteiligen sich an Protesten, Hungerstreiks und notfalls helfen sie sich mit Schlagstöcken. Mut und Energie zeichnet sie aus. Immer wieder machen wütende Männer und uneinsichtige Frauen das Leben der Gulabi Gang schwer. Doch einige Erfolge haben sie schon erzielt. „In meinem Heimatdorf vergewaltigen die Männer zwar immer noch Frauen“, berichtet Sampat Pal, „aber sie denken jetzt zweimal darüber nach.“ Ein ernüchterndes Fazit, dass sie jedoch antreibt, weiterzukämpfen.
Die drei Initiatorinnen, die auch dem Personalrat der studentischen Beschäftigten beiwohnen haben einen Film über mutige, entschlossene und beeindruckende Frauen gezeigt. Und obwohl die tatsächlichen Geschehnisse sich fast 7000 km von der Freien Universität entfernt ereigneten, verdeutlichte die Vorstellung eines dennoch sehr einprägsam: Unrecht über sich ergehen zu lassen, ist keine Option.