Akademischer Senat: Die große Zaghaftigkeit

Viel Gesprächsstoff im letzten AS: Anwesenheitspflicht, Prüfungsversuche, rechte Bundestagsabgeordnete auf dem Campus. Bloß konkrete Ergebnisse blieben am vergangenen Mittwoch Mangelware, wie Jette Wiese beobachtete.

Der Eingang zum Sitzungssaal des AS. Foto: Cora-Mae Gregorschewski
Der Eingang zum Sitzungssaal des AS. Foto: Cora-Mae Gregorschewski

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Die Anträge der Studierenden zur Abschaffung der Anwesenheitspflicht in Vorlesungen und zur Erhöhung der Prüfungsversuche wurden vertagt. Man sehe keinen Grund für eine Neuregelung, hieß es aus dem Präsidium.  
  • Auch die Diskussion um eine Strategie im Umgang mit Rechtsextremen blieb ergebnislos. Das Thema war nach dem abgesagten Besuch der AfD-Abgeordneten von Storch wieder aufgekommen.

Die Anwesenheitspflicht in Vorlesungen abschaffen und mehr Prüfungsversuche zulassen – das forderten die Studierenden im Akademischen Senat (AS) am vergangenen Mittwoch. Das Begehren blieb vorerst erfolglos, die Diskussion drehte sich im Kreis und wurde auf die nächste Sitzung im neuen Jahr vertagt. Zuvor hatte der Asta zur Unterstützung der Studierenden-Anträge im AS aufgerufen; während das Gremium tagte, berichtete ein Asta-Vertreter sogar live auf Twitter

Mehr Prüfungsversuche?

Die aktuell geltende Regelung lässt maximal drei Prüfungsversuche zu, allerdings können die Fachbereiche individuell entscheiden, ob sie nur zwei anbieten. Die Studierendenvertreter*innen fordern, dass den Fachbereichen die Wahl gelassen werden solle, mehr als drei Versuche zu ermöglichen. Jedes Fach sei anders und Studierende stünden unter „enormen psychischen Druck“, so Janik Besendorf vom Asta. Die geringe Anzahl der Wiederholungsversuche sei ein „massiver Einschnitt in das Grundrecht auf freie Berufswahl.“ 

Der für Lehre und Studium zuständige FU-Vizepräsident, Hauke Heekeren (VP3), konterte mit Zahlen aus „Campus Management“, denen zufolge es im Sommersemester uniweit nur eine Person gegeben habe, die den dritten Wiederholungsversuch einer Prüfung nicht bestanden habe und deshalb exmatrikuliert wurde. Es gebe deshalb keinen Grund für eine Neuregelung. Eine Mitarbeiterin relativierte die Zahlen später. Sie würden die Härtefälle-Anträge nicht erfassen und träfen daher keine Aussage über den Bedarf nach mehr Prüfungsversuchen. 

Aus der „Vereinten Mitte“, der größten Gruppe der Professor*innen im AS, sprach sich die Theaterwissenschaftlerin Doris Kolesch gegen den Vorstoß der Studierenden aus. Es sei psychologisch bewiesen, dass die Chance, eine Prüfung zu bestehen, geringer werde, je mehr Versuche die Prüflinge hätten, „wir tun damit also niemandem einen Gefallen.“ 

Obwohl zwischenzeitlich durchaus heftig gestritten wurde, mündete die Diskussion letztlich in allgemeiner Ratlosigkeit. Die Studierenden zogen ihren Vorschlag zurück, nachdem Präsident Ziegler versprach, ihn zusammen mit den anderen Anträgen im neuen Jahr wieder aufzugreifen.

Abwarten ist die Devise – auch gegenüber der AfD?

Vertagt wurde auch die Diskussion um den Umgang mit Rechtsextremen auf dem FU-Campus – trotz aktuellem Anlass. Die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch hatte sich im November zu einer Veranstaltung der Public Climate School angekündigt, woraufhin das Präsidium die Organisation übernahm, das Seminar aber kurzfristig doch noch absagte. Präsident Ziegler musste dazu nun im AS Stellung nehmen. Er rechtfertigte das Festhalten an der Veranstaltung: „Es ist wichtig, dass wir uns so eine Veranstaltung nicht zerschießen lassen, nur, weil sich jemand wie Beatrix von Storch ankündigt.“ 

Dass man das Seminar trotzdem kurzfristig absagte, habe an der „aufgeheizten Kommunikation“ gelegen: „Wenn wir es nicht abgesagt hätten, hätte es nur eine Bühne für Krawall geboten, nicht für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung.“ Die Organisation sei zwar nicht gut, aber „bestmöglich“ gelaufen, so Ziegler. Die Forderung der Professor*innen und Studierenden nach einer Strategie für den künftigen Umgang mit AfD-Abgeordneten und anderen Rechtsextremen an der FU wies Ziegler vorerst zurück, man müsse sich darum zwar kümmern, aber auch das sei vor Weihnachten nicht mehr auszudiskutieren. 

Autor*in

Jette Wiese

Lieber lange Wörter als Langeweile.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.