Geld regiert die Hochschulwelt

Private Hochschulen werden beliebter und geben immer mehr Alternativen zu Studiengängen an staatlichen Hochschulen aber nicht für alle. Da muss etwas unternommen werden, meint Maj Pegelow.

Am Bildungshorizont geht eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft auf, welche immer heller strahlt. Die Privathochschulen boomen. Im Wintersemester 2018/19 immatrikulierten sich dort sieben Prozent Studierende mehr als noch im Jahr zuvor, im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Nachfrage sogar auf das über Zehnfache gestiegen. In Deutschland stieg die gesamte Anzahl der Studierenden seit 2000 hingegen um lediglich 38 Prozent.

Der Erfolg kommt nicht ohne Grund. Private Hochschulen locken unter anderem mit flexiblen Studienangeboten, wie einem Teilzeitstudium oder einem Studium neben dem Beruf. Auch sind die Studiengänge meist praxisorientierter als an staatlichen Hochschulen und der Abiturschnitt entscheidet nicht darüber, ob und was möglich ist zu studieren. Unter Umständen zählt höchstens noch das Bestehen eines Aufnahmetests, im besten Fall kommt nach der Bewerbung direkt ein Studienangebot.

Bloß durchschnittliche 5000 Euro

Zu schön, um wahr zu sein? Leider ja. Denn ein ganz entscheidender Aspekt wurde noch nicht genannt: Das Ganze kostet. Und zwar nicht einen kleinen Semesterbeitrag von 200 bis 300 Euro, sondern einen happigen Beitrag von 1000 bis 8000 Euro pro Semester. Das muss man erstmal zahlen können. Oder man hat Glück und die Eltern zahlen, denn mal ehrlich, welche*r durchschnittliche Student*in kann sich das bitte leisten?

Kein ausreichender Abischnitt, kein ausreichendes Geld – aus der Traum vom Studium. Statt auf ein Stipendium zu hoffen, wäre der Ausbau staatlicher Hochschulen eine Alternative, sodass ein besser zugängliches Bildungsangebot geschaffen wird. Aber Bildungsministerin Anja Karliczek ist erfreut über den Boom: Private Hochschulen würden zu unserem starken Wissenschaftsstandort beitragen. Ja, Frau Karliczek, der Sinn der Hochschulen ist Wissen, aber dann doch bitte auch für alle.

Was ergänzt hier wo?

Auch das Vorstandsmitglied des Verbands Privater Hochschulen, Peter Thuy, sagt im Interview mit dem Handelsblatt, dass private Hochschulen das Hochschulangebot erweitern würden und nichts wegnehmen. Sie nehmen nichts weg, aber sie geben eben auch nur denen, die Geld für Bildung haben und das meist eine ganze Menge. Wie wäre es also damit, dass sich das Bundesministerium an dem Erfolg privater Hochschulen orientiert und keine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Bildung entstehen lässt?

Bildung sollte kostenlos sein und auf gleichen Chancen beruhen. Mit bloßem Lob auf das private Hochschulsystem ist es einfach nicht getan. Wenn der Trend immer weiter Richtung Studium geht, dann kann man auch eine angemessene Reaktion des Bildungsministeriums erwarten. Aber mit einem kritischen Umgang mit Fakten oder gar Initiative ist hier wohl nicht zu rechnen.

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