Kapalı Çarşı der Bücherwelt

Bücher für drei, Platten für einen Euro? Das gibt’s nur im FU-Bücherbasar! Wer hinter ihm steht und warum der Erlös an die Philobib geht, haben Elias Fischer, Carry Fuchs und Jette Wiese herausgefunden.

Über 20.000 Bücher stehen im Verkaufsraum des Bücherbasars. Foto: Jette Wiese

Er ist das Pfennigfuchser-Paradies für alle Lese- und Musikbegeisterten unter den Studierenden, in seinen Regalen stehen allerlei sündhaft gute Versuchungen. Von literarischen Klassikern über studienrelevante Sachbücher bis hin zu Schallplatten finden Suchende beinahe alles, vorausgesetzt, sie finden ihn – den Bücherbasar.

Seit 2000 versteckt sich der Bücherbasar in dem ehemaligen Seminarraum JK 29/010 unterhalb der Rostlaube. Für gewöhnlich weist ein Plakatständer an der Fensterfront des K-Ganges auf Höhe der Hörsäle 1a/b nach draußen in eine Transportzufahrt, an der der Basar liegt. Nur steht auch der etwas versteckt – zu Recht, denn „der Ständer wurde hin und wieder geklaut“, schmunzelt Lara, die Vorsitzende des „Förderkreises Philologische Bibliothek e.V.“.

Knappes Bib-Budget nach der Wende – Studis sind eingesprungen

Lara beerbte im November 2018 Susanne Schäfer als Vorsitzende des Vereins, der 1996 zur Unterstützung des „Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie“ auf eine studentische Initiative hin gegründet wurde. Die damals noch eigenständige Bibliothek des Instituts, die längst in die Philologische Bibliothek integriert ist, habe mit finanziellen Engpässen gekämpft, sagt Lara. „Man kürzte die Bezüge, weil nach der Wende auch die Ostberliner Bibliotheken mitfinanziert wurden.“

Die ersten Verkäufe des Bücherbasars fanden noch sporadisch außerhalb fester Räumlichkeiten statt. Mittlerweile, auch wenn die Erlöse 2019 mit 10.000 Euro nur noch halb so hoch wie im Vorjahr ausgefallen sind, erwirtschaftet er ein Drittel des Etats der Philologischen Bibliothek, die über das Geld frei verfügen kann. „Allerdings erhalten alle Bücher, die mit dem Geld aus unserem Verkauf angeschafft werden, einen Eulenstempel – das Symbol unseres Förderkreises“, erklärt Lara. 

Alles, was im Basar zu erstehen ist, entstammt Spenden. „Wir kriegen das hier von Privatpersonen, gelegentlich von Verlagen sowie aus Haushaltsauflösungen“, sagt Lara. Der Förderkreis habe zudem einen Abholservice, der Spenden ab einer gewissen Größe einsammle. „Unter den gespendeten Büchern befinden sich manchmal auch besondere Sammlerstücke“, erzählt Lara. Gerade für die lohnt sich das Stöbern besonders: der Basar veranschlagt für solche Bücher die Hälfte von dem, was ein Buch unter Sammlern wert ist. Die größte Spende während Laras Zeit im Förderkreis erhielt der Basar im vergangenen Jahr von einem Professor. „Der hat uns 20.000 Bücher angeboten.“  

Die meisten Leute finden hier etwas ganz anderes, als sie eigentlich gesucht haben.

– Lara, Förderkreisvorsitzende und Mitarbeiterin im Bücherbasar

Dabei stehen im proppevollen Verkaufsraum schon 20.000 Bücher. Es gibt zwar ein Lager, für das der Verein im Gegensatz zum Verkaufsraum Miete an die Uni zahlen muss, doch auch das ist bis zur Decke hin mit Bananenkartons voller Bücher und Schallplatten gefüllt. „Bei solchen Großspenden müssen wir eine Auswahl treffen“, erklärt Lara. Dabei überlegten sie sich, welche Bücher am besten in welche Abteilung des Ladens passen, welche sich gut verkaufen. „Wir wollen schließlich keine Ladenhüter.“

Nur wenige wollen ehrenamtlich im Basar arbeiten

„Wir“, das sind die sieben Ehrenamtliche, die im Bücherbasar arbeiten. Sie studieren meist etwas Geisteswissenschaftliches und bekommen für ihr Engagement kein Geld. „Arbeitet denn der ältere Herr hier noch?“, fragt ein Kunde, als er an der Kasse seine sechs Bücher bezahlt. „Ja, immer dienstags“, antwortet Lara. Herr Friedemann bliebe den meisten Kund*innen im Gedächtnis. Er sei schon im Ruhestand, arbeite aber weiterhin freiwillig im Bücherbasar und sei ein super Verkaufstalent, erzählt sie und lacht. „Der bringt uns richtig Gewinne.“ 

Bereitschaft, wie sie Herr Friedemann zeigt, ist im Ehrenamt dringend notwendig. Es sei schwierig, neue Mitarbeiter*innen anzuwerben, berichtet Lara. Wenige wollen neben dem Studium ehrenamtlich arbeiten. Schafft man es allerdings, den eigenen Inkasso-Drang abzulegen, scheint der Basar jedoch der perfekte Arbeitsplatz zu sein: Entspannte Musik trällert aus den Lautsprechern, es riecht nach unzähligen Seiten voller Abenteuer und zwischen Büchern über Aristoteles und Schallplatten wie dem legendären „White Album“ der Beatles gerät die Zeit in Vergessenheit – ein kostbares Refugium in der hektischen Rost- und Silberlaube.

Während der Vorlesungszeit öffnet der Basar seine heilige Halle von Dienstag bis Donnerstag, 12-17 Uhr. Mehr Infos auf der Website.

Autor*innen

Elias Fischer

Seine Männlichkeit passt nicht ganz in den Bildausschnitt.

Jette Wiese

Lieber lange Wörter als Langeweile.

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