Stiftungsprofessur – FU bindet sich an chinesische Gesetze

Nach neuen Recherchen des Tagesspiegels hat sich die FU bei einer umstrittenen Stiftungsprofessur umfangreichen Anforderungen des chinesischen Vertragspartners unterworfen.

Das Institut für Sinologie in der Holzlaube. Foto: Bernd Wannenmacher

Die FU muss sich im Kooperationsvertrag mit China an chinesisches Recht halten. Das berichtete der Tagesspiegel, dem der Vertrag über die Einrichtung einer Stiftungsprofessur am Institut für Sinologie an der FU vorliegt. Darin heiße es, China könne die Finanzierung der Professur reduzieren oder sogar stoppen, wenn die FU chinesische Gesetze verletzt. Außerdem ist eine jährliche Evaluation der Zusammenarbeit vorgesehen, nach der die chinesische Seite entscheiden kann, die Förderung einzustellen. Auch habe sich die FU in dem Vertrag verpflichtet, die „Interpretation und Vollstreckung der Vereinbarung” chinesischem Recht und Gerichten zu unterwerfen.

Hintergrund der Recherche ist die von China gestiftete Professur für Didaktik des Chinesischen sowie Sprache und Literatur Chinas des Sinologen Andreas Guder am Institut für Sinologie der FU. Die Berufung löste eine Debatte über den Einfluss Chinas an deutschen Hochschulen aus, in der sich um die Wissenschafts- und Forschungsfreiheit besorgte FU-Studierende und Alumni mit einem offenen Brief an die FU und den Berliner Senat wandten und forderten, die Kooperation zwischen Berlin und Peking einzustellen. 

Im Akademischen Senat mahnte Vizepräsidentin Blechinger-Talcott, selbst Professorin am Ostasiatischen Seminar, zur Ruhe. Der Vertrag sei lose und könne jederzeit von der FU gekündigt werden, wenn die Einflussnahme die Wissenschaftsfreiheit gefährde. Nach Informationen des Tagesspiegels stimmt diese Aussage nicht. Laut Vertrag könne die FU nur aussteigen, wenn sie selbst oder die chinesische Seite die Gelder für den Studiengang nicht mehr aufbringen oder sie den Lehrstuhl nicht besetzen könnte. Der Vertrag enthalte weiterhin eine Klausel, nach der vor einer Kündigung zunächst Vermittlungsgespräche geführt werden müssten. Der Berliner Senat prüft die Kooperation derzeit, eine offizielle Stellungnahme der FU gibt es nicht.

Autor*in

Jette Wiese

Lieber lange Wörter als Langeweile.

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