Studierende der FU simulieren eine UN-Sicherheitsratssitzung zum Thema Klimakrise – ein in jeder Hinsicht realistisches Szenario. Julian Sadeghi war dabei.
Anderthalb Stunden energische Debatte – und am Ende kein Ergebnis. Es klingt wie der Arbeitsmodus so mancher hochschulpolitischer Gremiensitzung, beschreibt aber die Arbeit des UN-Sicherheitsrates. Zumindest, wenn man der Simulation der FU-Teilnehmer*innen am National Model United Nations (NMUN) Glauben schenkt. Die gaben im Rahmen des „FUN-Day“ (ja, so hat man den wirklich genannt) eine Kostprobe ihres diplomatischen Geschicks zum Besten.
Runder Tisch – runde Sache?
Der „FUN-Day“, organisiert von der Universitätsbibliothek, bot im Januar die Möglichkeit, sich näher mit den Vereinten Nationen zu beschäftigen. Im ersten Teil gab es eine Ausstellungseröffnung, Reden und eine kleine Messe für Jobs auf dem internationalen Parkett. Im zweiten Teil veranstaltete das NMUN-Team eine Finissage, im Rahmen derer eine UN-Sicherheitsratssitzung zum Thema „Climate Change: Matter of International Security?“ veranstaltet wurde.
Die Studierenden verschiedenster Fachbereiche saßen im Halbrund um einen Tisch, vor sich die jeweilige Landesflagge und ein Namensschild. Der Realitätsgrad der Simulation ging sogar so weit, dass über die Lehnen der schäbigen Unistühle babyblaue Schärpen gestülpt wurden. Genau wie in New York. Die Studis schlüpften in die Rollen der im Sicherheitsrat vertretenen Länder und versuchten möglichst nachdrücklich ihre jeweiligen Interessen zu verteidigen.
Annika studiert PuK, Nordamerikastudien und Geschichte und nimmt in diesem Semester an dem Projekt teil. Sie betont, dass die UN-Simulation eine gute Abwechslung zum normalen Studienalltag sei. „Man kommt ein bisschen raus aus der sozialwissenschaftlichen Bubble.”
„The Security Council welcomes all Member States and NGO’s to work towards translating our knowledge about climate change into tangible policy […]”
Vor dem nur sehr spärlich besetzten Publikum begann die Debatte relativ unspektakulär. Es wurde geredet von großen Herausforderungen und der Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens. Von Russland und Indonesien waren aber auch Zweifel zu hören: Der Sicherheitsrat sei nicht der richtige Ort für Debatten über die Klimakrise. Die Erhaltung der Umwelt sei nicht gleichzusetzen mit der Frage des Weltfriedens. Die USA und Südafrika brachten eine Formulierung im Entwurf unter, die weiteres Wirtschaftswachstum und wissenschaftlichen Fortschritt als notwendig für die Anpassung an den „natürlichen“ Klimawandel bezeichnete.
Nach den nationalen Statements wurden kurz bilaterale Verhandlungen geführt, in der Folge abgestimmt. Zur Abstimmung standen zwei Resolutionen: Die erste, umfangreicher und weitgehender, fast schon kosmopolitisch. Die zweite zurückhaltender, zögerlicher, in erster Linie auf nationales Handeln bedacht. Am Ende der Abstimmung stand: Nichts. Für keine der Resolutionen fand sich eine Mehrheit, auch weil Russland und die USA von ihrem Vetorecht Gebrauch gemacht hatten. Und so muss man wohl konstatieren: Diese Simulation war erschreckend realistisch.
Wenn sie nicht gerade eine UN-Sicherheitsratssitzung simulieren, schreiben die Teilnehmer*innen an Positionspapieren und Resolutionen und bereiten damit das große Finale vor: Die Simulation einer UN-Konferenz in New York Anfang April. Das sei ganz schön viel Arbeit, sagt Annika und fügt hinzu: „Aber es macht auch sehr viel Spaß.”