FURIOS verlustiert sich: Spielend leicht durch die Corona-Zeit

Soziale Distanzierung ist nicht leicht, gerade wenn man zuhause wirklich nichts mehr zu tun hat. Annika Grosser hat sechs Brettspiele ausprobiert, die die Zeit in Quarantäne verkürzen.

Nicht nur unter Rentner*innen ein Renner: Brettspiele. Foto: Annika Grosser

Ist die Hausarbeit geschrieben, die Wohnung geputzt und das Home-Workout fertig, wird jedes Hobby neu aufgerollt. Wer während der Covid-19 Krise mit seiner*ihrer Familie in Quarantäne steckt, hat immerhin noch einen Ausweg aus der Langeweile: Spieleabende. Denn selbst der harmonischsten Familie, die sich trotz Ausnahmezustand noch immer nicht auf die Nerven geht, kann ein gutes Gesellschaftsspiel frischen Wind ins Haus bringen. So setze auch ich meinen Familienfrieden aufs Spiel und arbeite mich einmal quer durch unsere eingestaubte Brettspielsammlung. Zu Beginn zerbricht gleich der erste Stuhl. Was für ein Auftakt.

Pronto Bronto

Altersfreigabe: 4 Jahre. Das Niveau scheint nicht zu hoch, bietet also einen harmlosen Einstieg in den Familienspieleabend. In dieser Auflage aus dem Jahr 1992 sammeln pflanzenfressende Dinosaurier Bäume, während sie von einem fleischfressenden Tyranussaurusrex verflogt werden. Für „Kinder mit schwachen Nerven” gibt es eine extra Anleitung, der T-Rex wird hier ausgelassen. Alle Spieler*innen gewinnen oder verlieren gemeinsam, ihr einziger Feind ist die Zeit. Pädagogisch vermutlich sehr wertvoll, das Gefühl der eigenen Überlegenheit bleibt aber leider aus. Wozu also noch weiter spielen?

Scrabble

Schon im zweiten Anlauf wagen wir uns mit Scrabble auf ganz dünnes Eis. An diesem linguistischen Spielspaß sind schon einige Freundschaften zerbrochen. Um Zorn und Zwietracht vorzubeugen, widmen wir der Spielanleitung gute zehn Minuten, bevor es endlich losgeht. Am Ende müssen wir trotzdem zwei Lexika und den Online-Duden konsultieren, bis sich alle mit dem Endergebnis abgefunden haben. Notorische Nörgeleien gehören dazu.

Cluedo

Wer den oscarprämierten Film „Knives Out” genießen durfte, bevor die Kinos schließen mussten, weiß um den Unterhaltungsfaktor dieses Brettspiel-Meisterwerks. Ich liebe es, vor allem weil ich immer gewinne. Durch kombinieren von Hinweisen soll während des Spiels ein Mordfall aufgeklärt werden. Diesmal hat Professor Bloom die Tat mit einer Pistole im Salon begangen. Sag ich doch.

Mensch ärgere dich nicht

Heute ärgert sich tatsächlich niemand. Meine Erwartungen an diesen Brettspiel-Klassiker waren zugegebenermaßen nicht riesig, werden aber meilenweit übertroffen. Die Nostalgie, die Spannung, die überraschenden Wendungen, das große Finale. WOW.

Schach

Scrabble ist nun schon über eine Stunde her und unsere intellektuellen Kapazitäten nehmen langsam aber sicher ab. Zeit für etwas Denksport. Schach ist das vermutlich bekannteste Strategie-Brettspiel, schon fast ein kulturelles Erlebnis und darf an diesem Abend keinesfalls fehlen. Eine Runde reicht dann aber auch, die letzten Endorphine klingen selbst beim Gewinner schließlich ab.

Solitär

Da am Ende niemand mehr mit mir weiterspielen möchte, bleibt nur noch ein Spiel übrig. Für alle Einsiedler*innen, die aus gegebenen Gründen nicht in den Genuss der Corona-Brettspiel-Familienfeier kommen, ist Solitär genau das richtige. (Nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Kartenspiel Solitaire, das eigentlich Patience heißt und natürlich auch eine gute Alternative für Singles und Einzelgänger*innen bietet.) Keine Konkurrenz, kein Druck, kein Genörgel. Nur du, 33 Felder, 32 Steine und ein Ziel. Klingt fast schon meditativ, aber Achtung: Bei übermäßigem Gebrauch kann das Spiel zu Risiken und Nebenwirkungen, sowie Frustgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen führen.

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