„Die Corona-Krise hat uns kalt erwischt”

Wie verändert das Coronavirus den politischen Alltag an der FU? Im zweiten Teil unseres Überblicks haben wir studentische Hochschulgruppen gefragt, wie sie mit dem Digitalsemester umgehen. Von Maj Pegelow und Jette Wiese

Die studentischen Klimaaktivist*innen protestierten in kleiner Runde vor dem Brandenburger Tor. Foto: Jette Wiese

Studentische Hochschulgruppen beleben den manchmal recht einförmigen Unialltag. Doch was passiert, wenn sich diese durch die Verlagerung ins Digitale nicht mehr treffen können? Wenn lange geplante Projekte verschoben werden und von der hitzigen Debatte bis zum Feierabendbier die gemeinsame Zeit am Campus ausbleibt? Von Totalausfall bis business as usual – drei Hochschulgruppen der FU haben uns erzählt, wie sie sich durch das Ausnahme-Semester hangeln. 

Fridays for Climate Justice

Nach dem Höhenflug kam die Ernüchterung: Das ist das derzeitige Schicksal der Fridays for Climate Justice-Gruppe an der FU. Noch vor ein paar Monaten demonstrierten sie jede Woche mit tausenden, besetzten vier Tage lang einen Hörsaal und zogen im Januar als stärkste Liste ins Studierendenparlament ein. Statt wie zu Spitzenzeiten 30 Aktive kämen zuletzt nur noch etwa zehn Studierende zu ihren wöchentlichen Treffen per Video, erzählt Henrike, die im Team für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Die Gruppe beteilige sich trotzdem weiter an den freitäglichen Online-Demonstrationen und verfolge die digitale Public Climate School, die mehrere Ortsgruppen aus ganz Deutschland Ende Mai veranstalteten. 

Zu deren Auftakt versammelte sich sogar eine Handvoll Berliner „Students for future“ vor dem Brandenburger Tor und baute eine Art Hörsaal auf, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Doch wo sie vor acht Monaten an der Seite von 200.000 Demonstrant*innen standen, wollte an diesem Montagmorgen bei kaltem Wind und klapprigem Mikrofon nicht so richtig Revolutionsgeist aufkommen. Henrike kann der Krise dennoch etwas Positives abgewinnen. Die Gruppe organisiere gerade vieles im Hintergrund, sie hätten jetzt Zeit, „Kräfte zu sammeln und zu schauen, was wirklich wichtig ist.“ Das gelte auch insgesamt für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel: „Gerade wird viel reflektiert, was eigentlich langfristig relevant ist, fair bezahltes Medizinpersonal zum Beispiel“, sagt Henrike. Das sei eine gute Grundlage, damit das Klimathema nach der Krise wieder prominent behandelt wird. 

Studentische Projekttutorien an der FU 

„Leider hat uns die Corona-Krise kalt erwischt“, sagt Lukas von der Liste für studentische Projekttutorien an der FU. Die Gruppe ist ebenfalls im Stupa vertreten und will unabhängige Tutorien von Studierenden an der Uni etablieren. „Wir hatten für das Sommersemester Proteste geplant und wollten Menschen zusammenbringen, die sich für selbstorganisierte Lehre an der FU stark machen“, erzählt Lukas. All das sei jetzt nicht möglich. Auch die regelmäßigen Treffen fielen aus, stattdessen hätten sie sich einen Plan gemacht, wer was organisiere und kommunizierten seither hauptsächlich über Telegram. Trotzdem will die Gruppe ihr Anliegen im Akademischen Senat vortragen und hofft auf weitere Unterstützung aus der Studierendenschaft.

International Club

Der Internationale Club der FU kann statt gemeinsamer Unternehmungen nur Tipps für Berlin und die Umgebung anbieten. Normalerweise werden für internationale und Berliner Studierende Aktivitäten organisiert, um Berlin kennenzulernen. Doch das falle durch die Coronakrise aus, sagt Isabelle, Leiterin des Internationalen Clubs. Der Club weiß sich zu helfen und macht das Beste aus der Situation. Jetzt ist der Club auf Instagram vertreten und gibt Tipps für Aktivitäten, die man alleine in Berlin unternehmen kann. Dabei sind die üblichen Berliner Sehenswürdigkeiten, aber auch Online-Workouts und Restauranttipps. Sogar Rezeptideen hält der Account bereit. Wie viele Erasmus-Studierende überhaupt in Berlin sind und die Tipps nutzen können, kann der Internationale Club jedoch nicht abschätzen.


Im ersten Teil haben wir uns die hochschulpolitischen Gremien im Corona-Semester angesehen. Hier geht es zum Artikel.

Autor*innen

Jette Wiese

Lieber lange Wörter als Langeweile.

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1 Response

  1. Wer die Initiative für Studentische Projekttutorien erreichen möchte, schreibt uns am besten an projekttutorien@systemli.org oder auf Twitter @Projekttutorien

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