Deutschland, deine Perle

Ballermann und Ibiza sind dank Corona-Reisebeschränkungen nicht drin, daher müssen wir uns damit anfreunden, Urlaub in Deutschland zu machen. Dass das tatsächlich schön sein kann, zeigt Lena Marie Breuer mit Brühl.

Sommerurlaub in Deutschland ist für viele erstmal ungewöhnlich. Foto: Frank Schwichtenberg / CC-BY 3.0

Wenn man „die Perle vom Rhein“ hört, denken viele sofort an eine Stadt: Brühl. Und mit viele meine ich: fast niemand. Aber auch Städte, die nicht in den Instagram-Trends sind, können schön sein. Auch wenn sie das Synonym für Wiesen, Wald und Feuchtgebiete sind. Es folgt eine Dauerwerbesendung.

Die Anreise: Zuggeteilte Freude ist doppelte Freude

Nach Brühl kann man relativ einfach reisen, ohne sich hinterher für steigende Feinstaubbilanzen durch Flugverkehr zu schämen: mit der Bahn. Das Abenteuer beginnt am Berliner Hauptbahnhof, hier kann man gemütlich in der zweiten Klasse des ICE-Fahrgäste von den reservierten Plätzen scheuchen und sorgenfrei der Charmanz des Rheinlands entgegenfiebern. Die Zugteilung in Hamm bietet eine angenehme Verschnaufpause, in der man wahlweise hektisch den Wagen wechseln kann, oder, eingesperrt wie ein Zootier, eine schnelle Zigarette im Glaskasten auf dem Bahnsteig genießen kann. Sobald man in Köln angekommen ist, belächelt man selig jene Fahrgäste, die sich einbilden, das Ziel bereits erreicht zu haben. Brühl ist jetzt nur noch zwölf Minuten entfernt!

Die Sprache: Woran hat et jelejen? 

Das Rheinland hat grundsätzlich viel zu bieten, bemerkenswert ist hierbei vor allem der Dialekt. Wenn man die Augen schließt und nicht ganz genau hinhört, klingt es fast so, als würde man einer Fremdsprache lauschen. Wenn man dann die Liebsten zu Hause anruft, könnten diese beim Klang der Personen im Hintergrund denken, dass man es mindestens bis nach Holland geschafft hat!

Sehenswertes: Brühls Wohltaten für müde Augen

Ja, den Namen Brühl hat man doch irgendwo schon mal gehört: Es ist die Stadt mit dem Phantasialand, einem der ältesten Freizeitparks Deutschlands! Da der Freizeitpark in verschiedene Themengebiete eingeteilt ist, fühlt es sich an, als würde man durch Raum und Zeit reisen. Eben war man noch im heutigen China, plötzlich ist man wieder in Deutschland, allerdings im Mittelalter. Also nicht das echte, langweilige Mittelalter mit Pest und Hexenverbrennungen, sondern das coole Mittelalter, in dem man auf sich auf Achterbahndrachen fortbewegt hat. Wenn man die Bilder richtig zurecht schneidet, könnte eine Person mit starkem Sehschaden anhand der Fotos tatsächlich denken, man hätte eine Weltreise gemacht. Ein Spaß für die ganze Familie!

Nicht das erste, was einem in den Kopf schießt, wenn man Brühl hört: Schloss Augustusburg. Foto: Pixabay

Wer es etwas ruhiger mag, kann stattdessen durch das Brühler Schloss und den anliegenden Garten flanieren. Brühl kann etwas bieten, was Rom und Athen nicht können: das Schloss ist noch ganz! Hier kann der Stil des Rokoko bewundert werden und man lernt Namen kennen, die man anschließend beiläufig in Gesprächen erwähnen kann. Die Leute werden staunen, wenn man ganz selbstverständlich mit einem Hauch von Arroganz den Name Balthasar Neumann fallen lässt. Seine Treppenhausdesigns sind wirklich beeindruckend!

Kulinarische Besonderheiten von Bier bis Käsebrot

Auch der Döner hat es nach Brühl geschafft! Hier wird er traditionell mit Cocktailsauce verspeist, was manchen Reisenden ein leichtes Stirnrunzeln ins Gesicht zaubert. Wer sich daran stört, kann den eigenen Frust mit Kölsch ertränken. Achtung: humoristische Aussagen wie „Bäh, das ist doch nur Wasser“ oder „Pussybier“ werden hier mit tadelnden Blicken bestraft! Wer es etwas rustikaler mag, kann sich einen sogenannten „halve Hahn“ bestellen. Hierbei handelt es sich nicht um fettiges, labbriges Hühnerfleisch, sondern um ein schmackhaftes Roggenmehlerzeugnis mit würzigem Gouda. Mhhh, lecker!

Die Währung

Seit dem 1. Januar 2002 wird in Brühl, wie in vielen anderen Teilen der Europäischen Union, mit dem Euro bezahlt.

Brühls Vorteile

In Brühl kann man die Seele baumeln lassen. Hier wird man nicht schief angeguckt, wenn man Fast Food mit Messer und Gabel isst. In Brühl kann man Fußballvereine unterstützen, die im Rest von Deutschland belächelt werden (solange es sich dabei um den 1. FC Köln handelt). Wenn man em Höttche abends ein kühles Kölsch genießt, kann man in Erinnerungen an die guten alten Zeiten schwelgen, in denen Läden noch pünktlich um 19 Uhr schlossen.

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