Geht ins Ohr, bleibt im Kopf

Unser Autor Julian Sadeghi vermisst die tägliche Fahrt nach Dahlem und holt sich die U-Bahn-Gespräche seiner Kommiliton*innen einfach nach Hause: FU-Studis produzieren ganz unterschiedliche Podcasts.

Auf den ersten Blick definitiv überzeugend. Quelle: apropos anthropo, fsi wiwiss

Um 16.30 Uhr in der U3 zwischen Podbielskiallee und Heidelberger Platz, der U-Bahn-Wagen ist voll. Nebenan fachsimpeln zwei Studentinnen angeregt über ihr Studienfach Sozial- und Kulturanthropologie. Gegenüber stehen drei Menschen zusammen und reden über das nächste Fachschaftsplenum der FSI Wirtschaftswissenschaften. Was noch vor wenigen Monaten Alltag war, kommt so schnell wohl nicht wieder. Wer die alltäglichen, munter zwischen Belanglosigkeit und Geistreichtum changierenden U-Bahn-Schwätzchen seiner*ihrer Kommiliton*innen vermisst, sollte in zwei von FU-Studis produzierte Podcasts reinhören.

1.     Apropos Anthropo

Worum geht’s?

Eine Gruppe Studierender der Sozial- und Kulturanthropologie an der FU produziert seit 2018 in sehr unregelmäßigen Abständen Folgen mit einer Länge von 30-90 Minuten rund um die Themen ihres Studienfachs. Die Gestaltung der Episoden folgt keinem klaren Muster: mal wie ein abendlich weinseliges Gespräch in der WG-Küche (Folge 4 – Geht das viral), mal aufwendig produziert mit wissenschaftlichem Anspruch (Folge 2 – Und täglich grüßt die SKA)

Welche Folge zuerst hören?

Folge 2 – Und täglich grüßt die SKA

Hörenswert?

Ein schöner Podcast! Die Moderator*innen, alle mit angenehmen Stimmen ausgestattet, führen souverän und sympathisch durch die Welt der Anthropologie. Die Produktionsqualität ist ab der zweiten Folge hoch, die Musikeinspieler sind gut gewählt und auch die Titelmelodie ist erstaunlich eingängig. Dabei reflektieren die Themen der bisherigen vier Folgen die Bandbreite der Sozial- und Kulturanthropologie – sehr vielseitig. Die neueste Folge, die sich dem Thema Corona widmet, ist jedoch etwas langatmig. Besonders hervorgehoben werden muss das Logo des Podcasts: Verrückte Vögel im Anzug vor 70er-Jahre-Tapete – zu den Begabungen der Podcaster*innen gehört neben der Mediengestaltung von Ton offensichtlich auch die von Bild.

2.     Sonderzug nach Dahlem

Worum geht’s?

Drei Mitglieder der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften an der FU reden über ihre Arbeit bei der Fachschaft, den Alltag von Studierenden der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre und mit Menschen vom Fachbereich. Es gibt aber erst drei Folgen.

Welche Folge zuerst hören?

Folge 2 – Kartenkontrolle auch für Profs

Hörenswert?

Die Titelmusik ist unterirdisch, die Gags ein wenig gestelzt, die Audioqualität mittelmäßig. Hat man sich mit diesen Mankos arrangiert, entfaltet der Podcast sein Potential. Die Moderator*innen führen launig durch das Format, ein wenig bekommt man den Eindruck, als wohne man der erfahrungsgemäß etwas weniger konzentrierten zweiten Hälfte eines studentischen Plenums bei: Abschweifungen und ironisierende Kommentare hangeln sich entlang des lose gespannten Gesprächsfadens. Falls sich die kommenden Folgen an der zweiten Episode ausrichten, in der Professor Andreas Löffler vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, kann „Sonderzug nach Dahlem“ ein unterhaltsames, mitunter lehrreiches Format werden. Dennoch ist der Podcast aufgrund der vielen fachbereichsbezogenen Meta-Gesprächsthemen bislang eher nur für Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der FU interessant.

Autor*in

Julian Sadeghi

Einer der Julian Sadeghis dieser Welt.

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