Die Regale füllen sich mit Lebkuchen und Spekulatius, die Nächte werden kürzer. Können wir uns schon auf Weihnachten freuen? Maj Pegelow wagt einen Blick in die Zukunft.
Weihnachten! Meine Mitbewohnerin sitzt voller Vorfreude auf die kommende Adventszeit vor mir und schwärmt von der ach so gemütlichen Zeit. Etwas überrumpelt – ich komme gerade aus dem warmen Süden – höre ich ihr stumm nickend zu. Wie in jedem Jahr kommen die kalten Tage unerwartet schnell, und ich möchte einfach noch nicht an Plätzchen und bunte Kerzen in unserer Wohnung denken. Vor allem stört mich der Gedanke an die unangenehmen Situationen, den Stress und die Verpflichtungen, die die Vorweihnachtszeit mit sich bringt.
Natürlich, der Wunsch nach Harmonie und Gemütlichkeit schleicht sich auch bei mir ein. Ein kalter, verregneter Abend mit einem heißen Tee und einer guten Serie klingt einfach gut. Das ist aber eher selten die Realität der Vorweihnachtszeit. Stattdessen steckt mein Kopf voller Fragen: Was schenke ich meinen Eltern? Meiner Schwester? Meinem Hund? Kriegen meine Freund*innen Geschenke von mir? Oder kennen sie meine Situation als arme Studentin und sind glücklich, wenn sie nichts von mir bekommen, weil es andersherum genauso aussieht?
Stürzt euch nur in den Konsum!
In der Zeit vor dem „Fest der Liebe” haben mich in den letzten Jahren besonders die vielen Menschen auf der Straße aufgeregt, die die Geschäfte stürmen und auf Teufel komm raus alles kaufen, was ihnen vor die Nase fällt – frei nach dem Motto „Besser haben als brauchen”. Ich dachte dann an die Papier- und Plastikberge, die nach der Bescherung anfallen. Klimaschutz und Vermeidung von Müll scheinen dabei vergessen zu sein. Weihnachten gehört bislang nicht zu den Bereichen, in denen der Mensch sich bereit erklärt, von Traditionen abzuweichen und etwas an seinem Konsumverhalten zu verändern.
In diesem Jahr könnte der Weihnachtseinkauf aber gezwungenermaßen anders aussehen: Einkauf mit Maske und Abstand nimmt den Spaß am Shoppen in Geschäften. Höchstwahrscheinlich werden sich viele stattdessen vor ihren Laptop setzen und Geschenke per Mausklick bestellen. Es wäre wohl zu viel erwartet, dass Weihnachten 2020 zu einem Umdenken anregen wird.
Vielleicht wird Weihnachten ja doch ganz schön
Wie wird es also dieses Jahr werden, frage ich mich, und höre meiner Mitbewohnerin weiter zu. Und mit der Zeit, ich kann es nicht leugnen, freue auch ich mich ein bisschen auf die leicht verbrannten Plätzchen – meistens mit viel zu viel Zuckerguss, oder gleich ganz ohne, weil die Zeit zum Verzieren nicht gereicht hat. Oder auf den viel zu heißen Glühwein, der beim ersten Schluck meine Zunge verbrennt.
Vielleicht wird Weihnachten ja doch ganz schön. Einen Wunsch, der nach diesem Jahr unbedingt erfüllt werden muss, steht auch schon: Endlich mal zur Ruhe zu kommen und Zeit für die Menschen und Dinge zu haben, die wichtig sind.
Dieser Text ist der dritte Teil unserer Ferienserie „FURIOS Extrem”. Im ersten Teil berichtet unsere Autorin Annika von ihrem Kampf mit der FU-Bürokratie vor ihrem Auslandssemester in New York – zum Text geht es hier. Für den zweiten Teil der Serie hat sich unsere Autorin Lena einen Tag lang vor den Fernseher gesetzt – ob sie eckige Augen bekommen hat, erfahrt ihr hier.