„Das X steht für Exzellenz“

Ab nächstem Semester sind aufgrund der Exzellenzstrategie wieder studentische Projekttutorien an der FU möglich. Zusätzlich wird es studentische Forschungsgruppen geben. Wie das aussehen wird, erklärt Julian von Bülow.

Studierende in Berlin sollen demnächst einfacher gemeinsam forschen können. Symbolbild: “2016 Exemplary Student Research Program” vom Argonne National Laboratory, CC BY-NC-SA 2.0

Studierende, die Studierende unterrichten? Gemeinsam mit aufstrebenden Wissenschaftler*innen forschen? Und sich für beides ECTS-Punkte anrechnen lassen? Im Rahmen der Berlin University Alliance (BUA) – des Zusammenschlusses aus FU, TU, HU und Charité – soll dies im Sommersemester 2021 mit dem Student Research Opportunities Program (STUROPX) möglich werden. Bis zum 11. Dezember können dafür Anträge eingereicht werden.

Studentische Tutorien: X-Tutorials

Ab Sommer sollen pro Semester berlinweit acht studentisch organisierte Projekttutorien mit selbst gewählten Themen stattfinden, erklärten die STUROP-Referentinnen bei einer Infoveranstaltung am vergangenen Freitag. Dazu können Sach- und Reisekosten von 750 € beantragt und Kooperationen mit NGOs, Vereinen, Museen, Politik und Forschungseinrichtungen eingegangen werden. Ein*e Professor*in muss die Realisierbarkeit des Vorhabens begutachten und als Berater*in zur Verfügung stehen. „Ihr setzt die Inhalte, ihr gestaltet euer Projekt“, betont dabei Referentin Nina Lorkowski, „die Professor*innen sollen nur da sein, wenn ihr sie braucht.“ Alle Studierenden ab dem dritten Bachelor-Fachsemester können Anträge einreichen, zur Teilnahme anmelden können sich Studierende aller Verbundunis über das Campus Management.

Bewertungsmaßstab X-Tutorien
Gewichtete Antragskriterien für die studentischen Projekttutorien. Screenshot: BUA-Präsentation/FURIOS

Studentische Forschungsgruppen

Neben den Tutorien wird ein weiteres berlinweites Format eingeführt. Bei den sogenannten X-Student-Research Groups sollen zwischen fünf und fünfzehn Bachelor- und Master-Studierende gemeinsam mit einer*einem Nachwuchswissenschaftler*in ein Forschungsprojekt bearbeiten. „Studierende sollen hier nicht einfach Ergebnisse aus Forschungen lernen, sondern selbst forschend tätig sein. Sie sind involviert in die Auswahl der Methoden, das Erheben von Daten sowie die Auswertung“, so Referentin Lorkowski. Unterschiede der geplanten 16 Forschungsgruppen zu den Tutorien sind dabei die Lehrpersonen und deren Bezahlung.

Wie geht es jetzt weiter?

Die im Dezember eingereichten Anträge bewertet im Januar ein geschlechterparitätisch besetzter Expert*innenkreis und spricht Förderempfehlungen aus, über die anschließend die Vizepräsident*innen für Lehre von FU, TU, HU und Charité entscheiden.

Im März/April findet dann für alle STUROP-Lehrenden ein Workshop statt, um sie auf die Lehre im Sommersemester vorzubereiten. Zum Abschluss sollen die Tutorien und Forschungsgruppen ihre Ergebnisse in selbstgewählter Form auf der im Herbst 2021 erstmalig stattfindenden Berlin Conference for Student Research vorstellen.

Kritik von studentischer Seite

„Das X steht für Exzellenz“, erklärt Referentin Julia Rueß die Namen der Formate und lässt damit bei manchen Studierenden die Warnglocken läuten. Denn bis heute wird die Exzellenzstrategie von Studierenden kritisch gesehen. Das ist auch den Referentinnen bewusst: „Die BUA berücksichtigt die Kritik, dass bei der Exzellenzinitiative früher viel Geld in die Forschung floss, aber die Studierenden wenig davon hatten“, erklärt Lorkowski. 

Ein Teil der Studierenden bleibt dennoch skeptisch: Lukas von der FU-Gruppe Studentische Projekttutorien missfallen die begrenzten Mitbestimmungsmöglichkeiten der Studierenden. Denn aus der Präsentation wird deutlich: Welche Tutorien und Forschungsgruppen zustande kommen, entscheidet letztlich ein Gremium aus vier Professor*innen und je zwei Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen sowie die Vizepräsident*innen der Universitäten. Außerdem wäre es fatal, wenn durch das neue Veranstaltungsformat die bestehenden Tutorien und Projektwerkstätten an HU und TU eingeschränkt würden, mahnt Lukas.

Überblick: Was forderte die Gruppe Studentische Projekttutorien, was kommt nun?

ForderungenX-Tutorien
Finanzierung von Sach- und Reisekosten750 € pro Jahr, in Ausnahmefällen höher
Studentische GeschäftsstelleOrganisation läuft über die BUA
Kommission mit studentischer MehrheitGremium aus vier Profs, zwei Studis, zwei WiMis bewertet und empfiehlt; Vizepräsident*innen für Lehre entscheiden
Förderung für bis zu vier Semester pro TutoriumFörderung für zwei Semester pro Tutorium
Bis zu 10 ECTS-Punkte prüfungsfrei5 bzw. 6 ECTS-Punkte (je nach Uni) prüfungsfrei, Reflexionsbericht für Tutor*innen sowie STUROP
Für Studierende ohne Modul “Allgemeine Berufsvorbereitung” (ABV) möglichFür Studierende mit ABV, überfachlichem Wahlbereich sowie freiem Wahlbereich möglich. Zusätzlich Absprachen mit Prüfungsämtern möglich.
Zwei Stellen à 40 Monatsstunden pro Tutorium, bezahlt nach TVStud IIIZwei Stellen à 40 Monatsstunden pro Tutorium, bezahlt nach TVStud III

Autor*in

Julian von Bülow

interessiert sich für Politik, Geschichte und Technik. Freier Journalist für Text, Audio und Video. Auf Mastodon und Bluesky erreichbar.

Ähnliche Artikel

1 Response

  1. 11. März 2021

    […] mit studentischer Partizipation führt die Freie Universität Berlin: Schon 1989 wurden studentische Projekttutorien ermöglicht, die an die Anfangstage der Hochschule und „autonome Lehre“ anknüpften. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.