Immatrikulationschaos an der FU

Für Studienanfänger*innen ist das Onlinesemester eine besondere Herausforderung. An der FU wurde es einigen noch zusätzlich erschwert: Sie wurden erst nach Vorlesungsbeginn immatrikuliert. Clara Baldus hat mit drei Betroffenen gesprochen.

Das Studierenden-Service-Center scheint überlastet zu sein. Foto: Iason Stemshorn

Einige Erstsemesterstudierende an der FU konnten diesen November nicht wie geplant mit dem Studium beginnen. Es kam zu erheblichen Problemen und Verzögerungen bei ihrer Immatrikulation. Das Studierenden-Service-Center (SSC) scheint im Zuge der Corona-Pandemie an den Rand seiner Kapazitäten gestoßen zu sein. Über 40 Betroffene haben sich in einer Whatsapp-Gruppe vernetzt. Wie viele darüber hinaus betroffen sind, ist unklar. Öffentliche Informationen liegen nicht vor, die Pressestelle der FU hat sich trotz mehrfacher Anfragen zu der Thematik nicht geäußert.

„Ich habe mich intensiv darum gekümmert, wurde jedoch immer wieder abgewimmelt.“

Janina. Foto: privat

Janina, 21, studiert seit diesem Semester Deutsch und Biologie auf Lehramt. Bei ihr begannen die Ungereimtheiten schon vor der Immatrikulation, sie erhielt gleich mehrere Zulassungsbescheide auf einmal, von denen einige ungültig waren. Nachdem sie sich korrekt eingeschrieben hatte, passierte länger gar nichts. Auch wenn Janina zunächst gelassen blieb, beunruhigte sie die immer näherkommende Anmeldungsfrist für platzbeschränkte Lehrveranstaltungen auf Campus Management. Auf Nachfrage beim Studierenden-Service-Center der Freien Universität wurde sie mehrmals mit dem Versprechen vertröstet, bis dahin seien auf jeden Fall alle immatrikuliert.

Das war bei Janina jedoch nicht der Fall. Sie wurde erst am 5. November immatrikuliert. Ihre Unterlagen seien laut SSC wohl auf dem Weg zur Zedat untergegangen. Außerdem erklärte man ihr, dass dieses Jahr wegen Corona alles länger dauern würde.

Ohne Zugang zu den Zedat-Portalen verpasste Janina die erste Vorlesungswoche und konnte sich nur im Nachrückverfahren für Seminare anmelden. Momentan hat sie viel damit zu tun, den verpassten Stoff nachzuholen.

„Ich muss bei allen Sachen selbst hinterher sein.“

Elai. Foto: privat

„Der aktuelle Stand ist, dass ich eigentlich immatrikuliert war, es jetzt aber irgendwie nicht mehr bin.“ So beschreibt Elai, Ersti in Kunstgeschichte, seine Situation. Obwohl Elai schon einen Immatrikulationsbescheid erhalten hatte, wurde er wenig später aus heiterem Himmel per E-Mail über seine Exmatrikulation informiert.

Bis heute wartet Elai auf seine Immatrikulation, verfügt über kein Semesterticket und hat keinen Zugang zur Zedat. Niemand weiß, was genau schiefgelaufen ist. Das SSC teilte ihm mit, dass es momentan völlig überlastet sei und ein Fehler unterlaufen sein müsse. Eine Lösung ist momentan nicht absehbar. Wie lange es bis zu seiner Immatrikulation noch dauert, ist unklar, vielleicht sogar ein paar Wochen.

Wie Elai die Kommunikation der Freien Universität ihm gegenüber erlebt hat? Langsam. Er musste mehrmals beim SSC anrufen und die Auskunft variierte je nach Gesprächspartner*in.

Um an der Lehre teilzuhaben, muss Elai alle Dozierenden einzeln kontaktieren und Lehrmaterial sowie wichtige Informationen aus Whatsapp-Gruppen und E-Mail-Verkehr beziehen. Das bedeutet einen erheblichen Mehraufwand, raubt Zeit und Energie. Insbesondere in Pandemiezeiten, wo alles online stattfindet, ist es umso schwieriger, sich zu vernetzen. Kommiliton*innen haben Elai zwar geholfen, aber wirklich kennenlernen konnte er sie noch nicht.

„Es ist zwar alles ein kleiner Kampf gewesen, aber ich bin drangeblieben.”

Angelina. Foto: privat

Angelina ist 20 Jahre alt und hat dieses Semester mit dem Studium der Politikwissenschaft begonnen. Auch sie ist in der dritten Vorlesungswoche noch immer nicht immatrikuliert. Warum ihre Immatrikulation so lange dauert, weiß scheinbar niemand. 

Mitte Oktober hat Angelina ihre Zulassung erhalten. Nachdem sie noch nachgeforderte Unterlagen eingereicht hatte, erhielt sie wenig später eine vorläufige Immatrikulationsbescheinigung. Doch seitdem ist gar nichts mehr passiert.

Da Angelina jegliche Zugänge zu den universitären Online-Plattformen fehlen, klickte sie sich durch das Vorlesungsverzeichnis und kontaktierte auf eigene Faust die Dozierenden per E-Mail. Nur durch viel Eigeninitiative ist sie imstande, an der Lehre teilzunehmen. 

Vonseiten der Studierendenverwaltung der FU habe Angelina weder Unterstützung bekommen, noch habe eine zureichende Kommunikation stattgefunden. Ihr wurde vom SSC mitgeteilt, sie solle sich einfach gedulden. Doch zugesicherte Fristen, zu denen ihre Immatrikulation abgeschlossen sein sollte, wurden immer wieder nicht eingehalten.

Was diese Umstände für ihren persönlichen Studieneinstieg bedeuten? „Stress!” und einen sehr großen Zeitaufwand.  Zu ihrem Glück reagierten die Dozierenden und Professor*innen im direkten Kontakt verständnisvoll und hilfsbereit. Auch auf Kommiliton*innen ist sie proaktiv zugegangen, die ihr nun alle wichtigen Informationen weiterleiten. Zusätzlich war ihre Mentorin eine große Hilfe.

Update 21.11.: Nach Veröffentlichung dieses Artikels erreichte uns eine Stellungnahme der FU-Pressestelle: Aufgrund verlängerter Bewerbungsfristen habe man dieses Jahr weniger Zeit als gewöhnlich für die Immatrikulation gehabt. Weiter heißt es dort: “An der Freien Universität ist es dennoch unter großen Anstrengung und zusätzlicher Wochenendarbeit gelungen, dass an der Freien Universität Berlin sämtliche Immatrikulationsanträge pünktlich bis zum 30.10.2020 bearbeitet und geprüft werden konnten. Verzögerungen kann es dann gegeben haben, wenn Vorgänge unvollständig waren und die Verwaltung auf die Nachreichung von Nachweisen von neu Zugelassenen warten mussten.” Man habe jedoch über den Info-Service beratend zur Seite gestanden und vorläufige Immatrikulationsbescheinigungen verschickt, um eine Nutzung des Semestertickets zu ermöglichen.

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