Ein Seriendreh in den eigenen vier Wänden

Eine WG muss damit klarzukommen, Zeit in Isolation zu verbringen: Darüber haben FU-Student*innen eine Serie gedreht. Paula Kalisch hat mit ihnen über die Serienproduktion während des Lockdowns gesprochen.

Lara, Elvis und Anna suchen einen Ausweg. Foto: Hannah Häger, Sara Rosenkranz, Melvyn Zeyns

Anna, Lara und Elvis dürfen seit Tagen ihre Wohnung nicht verlassen. Erst gab es einen Tornado, dann folgten ein Schneesturm und schließlich noch eine Hitzewelle. Jeden Tag gibt es eine Katastrophe, wegen der niemand das Haus verlassen darf. Also erfinden die drei WG-Bewohner*innen täglich Aktivitäten, damit sie die Zeit gemeinsam überbrücken: Sie fahren mit Rollschuhen in der Wohnung, machen Workouts, bauen ein Floß und feiern zu dritt eine Party. Und zu guter Letzt, als sie euphorisch glauben, wieder nach draußen gehen zu können, bricht eine Apokalypse über die Stadt herein und Annas Verlobte wird zum Zombie.

Kreative Langeweile

So lässt sich in etwa die Handlung der Serie Thanks I Hate It erzählen, die die Studierenden Hannah Häger, Sara Rosenkranz und Melvyn Zeyns während der Pandemie produziert haben. Das Projekt war der Versuch, die Zeit der Selbstisolation sinnvoll zu nutzen, erzählen die drei im Interview. 

Für Hannah und Sara, beide studieren an der FU Filmwissenschaft, war es naheliegend, sich im Lockdown dem Medium Film zuzuwenden. Auch Melvyn, der kürzlich seinen Master in Information Science beendet hat, war schnell an Bord. Die Situation war anfangs nicht einfach, sagen sie, denn gerade als sie gemeinsam in eine WG gezogen waren, kamen die ersten Corona-Beschränkungen. Selbstisolation und permanentes Zuhause-Sein war neu und so beschlossen Hannah, Sara und Melvyn aus Langeweile, diese Umstände kreativ zu verarbeiten. 

Ihr Ziel war es, den Produktionsprozess einer Serie von vorne bis hinten selber zu durchlaufen. Dazu erarbeiteten sie alles selbständig: Die Handlung und Dialoge, das Filmen, Regie und Schnitt. Zu Beginn wollte Melvyn nicht vor der Kamera zu sehen sein, weswegen er hauptsächlich gefilmt hat. Auch für das Schneiden des Filmmaterials war er zuständig, weil er darin schon Erfahrungen hatte. Ansonsten war die Aufgabenverteilung innerhalb der Produktion paritätisch verteilt, alle haben alles gemacht, berichteten die drei im Interview. 

Wie ist man überhaupt witzig?

Für die drei war es kein Sprung ins kalte Wasser, da sie schon Erfahrungen in der Filmproduktion hatten: Angefangen bei der Freien Filmwerkstatt der FU, über Hochschulprojekte der Deutschen Film- und Fernsehakademie dffb bis hin zu einem eigenen Kurzfilm von Hanna und Melvyn, bei dem Sara in der Regie assistierte. 

Gelernt haben sie bei Thanks I Hate It wie schwierig es tatsächlich ist, gute Witze zu schreiben und was man alles zu dritt mit sehr wenigen Mitteln von Zuhause aus machen kann. Aus jeder Folge lernten sie viel für die nächste. Und: „Der erste Schnitt ist immer scheiße.”

Die rund fünf Minuten langen Folgen erfassen sehr gut den Zeitgeist, nur noch Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, ohne die Corona-Pandemie jedoch direkt zu thematisieren. Somit bietet die Serie eine sehr humorvolle Ablenkung von der Realität. Besonders beeindruckend ist die Qualität der Serie; die drei haben ausschließlich eigene Mittel verwendet.

Eine zweite Staffel ist nicht geplant. Die erste lädt aber weiterhin auf Youtube zum Ansehen ein und macht Lust auf zukünftige Projekte. 

Thanks I Hate It umfasst 10 Folgen und kann auf YouTube angesehen werden. Auch einen Instagram-Account hat die Serie.

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