Innovative Musik einer diversen Community – das bietet die neue Radiosendung Refuge Worldwide Radio. Seit Ende Januar wird regelmäßig gesendet– bisher meist Musik, aber auch Interviews und Diskussionen zu zeitgenössisch politischen und sozialen Themen. Zuhören lohnt sich, meint Anna Schönenbach.
Eine kurze Einordnung vorab: Die Initiator*innen der Radiosendung gehören zu der Fundraising-Plattform Refuge. Die Plattform arbeitet besonders mit Non-profit- und Grassroot-Organisationen, die Minderheiten und marginalisierte Gruppen eine Stimme geben, schützen und fördern. 2020 wurde dann Refuge Worldwide als öffentliche Plattform und Radiosendung gestartet. Verschrieben haben sich die Initiator*innen einer möglichst gleichen Repräsentation der Geschlechter unter den Künstler*innen und den in der Musik- und Unterhaltungsbranche unterrepräsentierten Gruppen, der LGBTQ-Community und BPoC. Vor allem neuen und lokalen Musizierenden soll so ein Forum geboten werden.
Von Psych Rock über Disco, New Wave bis Electro
Neben reinen Musikslots gibt es moderierte Musiksendungen, in denen Kollektive oder individuelle Künstler*innen sich und ihre Musik vorstellen. Die Musikgenres variieren sehr mit jeder Sendung. Wer auf der Suche nach Neuem ist, wird fündig – von Jazz und Ambient über HipHop, Indie und Rock bis in die verschiedenen Nischen von Electro und Techno wird alles gespielt. Auch die Moderationen sind sehr abwechslungsreich. Während Cromby einen sanft und mit wenig Worten durch seine entspannte Ambient/Instrumental-Playlist leitet und zum Entspannen einlädt, erzählen drei Mitglieder des DJ-Kollektivs Raiders von der Mission und Geschichte ihrer Gruppe. Neben dem Genuss von schnellen, neuartigen Beats im Breakbeat- und Footworkstil, bekommt man etwas Einblick in die Themen, mit denen sich eine immer bekannter werdende Musikgruppe so beschäftigt. So erzählten die DJs, dass die damals noch Ghettorade genannte Gruppe sich mit wachsendem Erfolg der Verantwortung als Musiker bewusst wurden. Sie entschlossen daher nicht nur ihren Namen zu ändern, sondern auch die damals Cis-Männer-dominierte Gruppe diverser zu gestalten.
Unlikeable women
Neben den Musik-Shows bei Refuge Worldwide Radio wurde dieses Jahr bisher eine Diskussions-Sendung, softserve, von den Macherinnen des Magazins softeis herausgebracht. softserve soll monatlich gestreamt werden und Themen wie Popkultur und Soziales in Musik, Lesungen, Interviews und weiteren Formaten behandeln.
Die letzte Sendung stand unter dem Motto „Weiblichkeit“ und dem Thema „unlikeable women“. Beleuchtet wurde es leider jedoch nur von wenigen Seiten. Es beginnt mit einer Lesung über die soziale und rechtliche Stellung von (insbesondere Trans-) Sex-Arbeiter*innen der Moderatorin Lilo, gefolgt von einem Gespräch über verschiedene als „unsympathisch“ geltende Frauen der Öffentlichkeit, wie Fiona Apple und Azealia Banks, zwischen Verity und Beth vom Podcast weekly obsessions, sowie Selbstreflektionen über eigene Momente des Unbeliebt-machens. Personen, die die Celebrity-Szene nicht verfolgen, fehlt jedoch der Kontext, um dem Gespräch gut folgen zu können. Die Sendung bezieht sich primär auf prominente „unsympathische“ Frauen, bespricht konkrete Beispiele und reflektiert deren öffentliches Image. Eine tiefergehende Diskussion über eine verdrehte Wahrnehmung starker Frauen und die Ansprüche und Erwartungen an Frauen im Alltag bleibt aus. Dennoch ist es lohnenswert in die Sendung hineinzuhören, um einen ersten Eindruck von dem Thema zu bekommen.
Refuge Worldwide Radio ist für alle zu empfehlen, die Lust auf neue Mucke haben, dabei den guten Zweck einer inklusiveren Musik- und Unterhaltungsbranche unterstützen möchten und Gefallen an gesellschafts-kritischen Themen im Plauderton haben. Die nächsten angekündigten Shows werden am 4. (Musik) und 25. Februar (Diskussion und Talkshow) gesendet. Neben coolen Beats sind weitere spannende Geschichten aus der Musikwelt, sowie ertragreiche Diskussionen zu erwarten.
Refuge Worldwide Radio wird auf deren Webseite (https://refugeworldwide.com/), sowie auf soundcloud und mixcloud gestreamt. Die Sendung läuft auf Spendenbasis. Mitglieder zahlen monatlich 3, 4 oder 5 Euro. Die Spenden werden zwischen Refuge Worldwide, den zur Sendung beitragenden Personen und Charity-Organisationen aufgeteilt.