Bei Miete hört die Freundschaft auf

Das Ristorante Galileo gehört seit über 30 Jahren fest zum FU-Campus. Doch der Lockdown zeigt seine Spuren und die Uni verlangt noch immer die volle Miete. Isabell Geidel hat nachgefragt.

Leider geschlossen - das Galileo steckt aufgrund des Lockdowns in Schwierigkeiten. Bild: Privat
Leider geschlossen – das Galileo steckt aufgrund des Lockdowns in Schwierigkeiten. Bild: Privat

Seit 1990 beherbergt die Rost- und Silberlaube der FU das Ristorante Galileo. Obwohl die Einnahmen seit Monaten gänzlich ausbleiben, weigert sich die Uni, die Miete für die Räumlichkeiten zu mindern. Besitzer Cosimo Dalessandro und seine Frau Chun Wai Dalessandro leiten das Galileo und wünschen sich mehr Solidarität von der Uni. Bis er in seinem geliebten Restaurant wieder Gäste bedienen kann, kocht Cosimo vorerst nur zuhause für den engsten Kreis. Sein Team, das aus einem Koch, einem Kellner und zwei Auszubildenden besteht, befindet sich derzeit in Kurzarbeit zuhause.

FURIOS: Cosimo, wie geht es euch damit, dass das Galileo vorerst geschlossen bleiben muss?

Cosimo: Das schlimmste daran ist, dass wir nicht für unsere Gäste da sein können. Darüber sind wir sehr traurig. Von den treuen Gästen, den Studierenden, Angestellten und Professor*innen an der FU, sind viele zu Freund*innen geworden. Ich kenne alle Stammkund*innen persönlich, sie fehlen uns jetzt natürlich.

Wie beurteilst du die Unterstützung der Gastronomie durch die Regierung?

Solange die finanziellen Hilfen vom Staat noch eintreffen, kann ich nichts kritisieren. Was uns enttäuscht, ist, dass die FU uns nicht hilft. Seit Beginn der Pandemie zahlen wir immer noch jeden Monat die volle Miete, da gibt es kein Entgegenkommen. Es wurde auch eine Petition für uns gestartet. Fast 500 Leute haben unterschrieben, aber von der FU gab es keine Reaktion. Das finde ich schade, uns gibt es schließlich nicht erst seit gestern, sondern seit 30 Jahren.

Leere Tische, leere Räume. Bild: Privat

Wie können die Studierenden dir momentan helfen?

Indem Sie zu uns kommen, sobald wir wieder geöffnet haben.
Außerdem kann man über unsere Website auch Gutscheine kaufen, um uns zu helfen, die Zeit ohne Einnahmen zu überbrücken. Viele Freund*innen und Stammgäste haben das schon getan, wofür wir sehr dankbar sind.

Hast du zu manchen Gästen jetzt auch noch Kontakt, obwohl ihr geschlossen habt?

Viele Gäste schreiben uns E-Mails oder rufen an, um nachzufragen, wie es uns gerade geht, sowohl privat als auch finanziell. Wir sind sehr gerührt, dass sie uns in diesen schwierigen Zeiten nicht vergessen haben.

Cosimo, was wünschst du dir derzeit am meisten für die Zukunft?

Wir wünschen uns natürlich, das Galileo weiterführen zu können. Solange die finanziellen Hilfen vom Staat noch eintreffen, sind wir auch zuversichtlich, den Lockdown überstehen zu können. Das Galileo ist mein Lebenswerk.

Die Pressestelle der FU Berlin äußert sich auf Nachfrage von FURIOS folgendermaßen:

Als öffentliche Institution ist die Freie Universität Berlin verpflichtet, standort- und marktübliche Mieten mit ihren Mietern zu vereinbaren. Vor diesem Hintergrund ist eine Mietminderung nicht möglich. Die Hochschulleitung hat Gespräche mit den Initiatoren der Petition geführt. Im letzten Jahr fanden Gespräche mit dem Betreiber des Ristorante Galileo statt. Auch in diesem Jahr ist die Hochschulleitung offen für Gespräche und möchte diese fortführen.

Wer dem Ristorante Galileo etwas unter die Arme greifen und sich der apulischen Spezialitäten nach der Pandemie sicher sein will, kann hier Gutscheine erwerben.

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2 Responses

  1. Hélène Correy sagt:

    Vielen Dank für den Artikel. Ich bin immer gerne mit KollegInnen und Studierenden ins Galileo gegangen. Ich habe auch schon einen Brief an die FU Verantwortlichen geschickt und bin echt sehr enttäucht und ratlos vor der Sturheit der FU-Verwaltung. Gravierender Mangel an Solidarität in Coronazeiten. Wer hätte das von der FU erwartet?

  2. Dr. Peter KLAUS sagt:

    Vielen Dank für den Artikel. Auch ich habe mich mit so manchem Brief an die FU-Verantwortlichen gewandt, denn als ehemaliger FU-Dozent habe ich regelmäßig mit Kollegen aus dem In- und Ausland und mit meinen Seminarteilnehmern nach Gastvorträgen die Gastfreundschaft unseres “Galileo” wahrgenommen.
    Die Sturheit der FU-Verwaltung in dieser schwierigen Situation ist mir unerklärlich! Wer hindert sie daran, die Miete zu mindern???
    Man hat den Eindruck, man wünscht sich den Ruin unseres “Galileo”!

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