Foodtrucks statt Mensen: Imbiss-Deutsch für Studierende

Zwei Foodtrucks sind momentan das einzige Verpflegungsangebot des studierendenWERKs Berlin. Alle Mensen sind coronabedingt geschlossen. Ein Blick auf das Jetzt und das vermeintlich Kommende. Von Elias Fischer.

Foodtruck vor dem Wohnheim am Franz-Mehring-Platz. Foto: Elias Fischer

Vor zwei Wochen vor dem Wohnheim des studierendenWERKs (STW) Berlin am Franz-Mehring-Platz in unmittelbarer Nähe des Ostbahnhofs. Eine Reihe Student*innen in Jogginghosen und Adiletten, wahlweise auch Stiefeln, steht bei Temperaturen um 5 Grad Celsius und nasskalter Luft bibbernd vor einem Imbisswagen. „Einmal die Falafel mit Auberginen, bitte”, sagt eine Studentin zur Frau an den Herdplatten. Die erwidert: „Ich hab’ dat Jemüse von den janzen anderen Jerichten ma’ zusammenjekippt. Aubergine alleene schmeckt doch scheiße. Wollen se trotzdem?” Die Studentin nickt zustimmend in Richtung Foodtruck des STW, die derzeit einzige Alternative zur Mensa, und bekommt Falafel mit Erbsen, Mais, Schwarzwurzel und Auberginen.

Als sich im März 2020 die FU-Leitung dazu entschloss, das Uni-Geschehen coronabedingt auf den Präsenznotbetrieb zu reduzieren, bedeutete das auch, dass die Mensen vorerst geschlossen bleiben würden. „Unsere Mensen sind Mieter*innen der jeweiligen Hochschulen – sind diese geschlossen, sind es auch unsere Einrichtungen”, teilte die Pressestelle des STW auf Anfrage mit. Die Verantwortlichen entwickelten alternative Konzepte, um den Studierenden in Berlin dennoch eine warme Mahlzeit bieten zu können. Eines davon basiert auf einem Foodtruck, der seit Juli letzten Jahres an wöchentlich wechselnden Standorten Essen bereithält. Anfang Februar nahm ein zweiter Foodtruck den Betrieb auf, der bereits in der zweiten Woche aufgrund des starken Schneefalls und der Kälte ruhte.

Das Essen in den Foodtrucks ist kein Hochgenuss, dennoch eine solide Alternative zu Nudeln mit Ketchup. Bei der Auswahl bemühen sich die Verantwortlichen. Zwar bleibt die Speisekarte innerhalb einer Woche nahezu unverändert, dafür wird von der Vorspeise bis zum Dessert alles angeboten. Hauptspeisen gibt es – meistens zwischen drei und fünf verschiedene – solche, die vor Ort aufgewärmt werden sowie kalte, verschweißte, die die Studierenden zuhause aufwärmen können. Und die Wartezeiten sind kurz, besonders an kälteren Tagen.

Lästig allerdings sind die Unmengen an Plastik und anderem Müll: Plastikbesteck hier, Alufolie da, Plastikfolie dort. Umweltorientierte Nachhaltigkeit sieht anders aus. Man selbst finde den vielen Müll auch nicht gut, erklärt das STW. Die Hygienevorschriften ließen es jedoch nicht anders zu.

Wohnheime bevorzugt

Die tägliche Reise der Foodtrucks beginnt an der Mensa in der Treskowallee. Dort werden die Gerichte vorbereitet, auf die Foodtrucks verteilt, zum jeweiligen Standort transportiert und auf Bestellung zubereitet. Doch nicht jeder beliebige Standort eignet sich, um einen Foodtruck zu betreiben. „Ein Foodtruck braucht Starkstrom, um vor Ort kochen zu können, und er unterliegt strengsten Sicherheitsauflagen, die nicht überall gegeben sind”, heißt es seitens des STW. So brauche er gewisse Sicherheitsabstände rundherum, weil der Grill mit Gas betrieben werde.

Bei der Standortwahl werden Wohnheime priorisiert, aber nicht jedes unter ihnen hat dabei die gleiche Chance, regelmäßig von einem Foodtruck angesteuert zu werden. Einerseits spielt Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle. „Wenn der Umsatz an bestimmten Standorten regelmäßig so schlecht ist, dass die laufenden Kosten nicht ausreichend gedeckt werden, dann muss dieser Standort zugunsten anderer, besser laufender Standorte, aufgegeben werden”, schreibt das STW. Die Wohnheime in der Berliner Peripherie wie in der Goerzallee oder in Schönholz dürften demnach eher selten auf den Fahrplänen auftauchen. Andererseits verweist das STW auf die Möglichkeit, die MensaCard an den Trucks aufzuladen. Das sei wichtig, da mit der Karte die Waschsalons in den Wohnheimen betrieben würden.

Vorerst keine weiteren Foodtrucks

Ein Ausbau der Foodtruck-Flotte ist derzeit nicht angedacht. Man habe zwar damit geliebäugelt, schreibt das STW, „aber wir wollen und müssen nachhaltig handeln.” Das Kerngeschäft werde der reguläre Mensabetrieb bleiben. „Darin liegt unser gesetzlicher Auftrag.” Wann es wieder soweit sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Solange werden auch die Angestellten in Kurzarbeit verweilen. Nur diejenigen in den Foodtrucks und den notdürftig geöffneten Kindertagesstätten sind neben der Mensaleitung und Verwaltungskräften derzeit regulär beschäftigt.

Zwischenzeitlich bot das STW noch Click & Collect an. Studierende konnten am Vortag Essen bestellen und am kommenden Tag abholen. Auch an der FU war das ab Juni in der Veggie N°1, bzw. zwischen Oktober und Dezember in der Mensa II kurzzeitig möglich. Allerdings stellte das STW Click&Collect aufgrund der erneuten Schließung der Uni-Einrichtungen vorerst wieder ein. „In Abstimmung mit den Hochschulen ist die Wiederaufnahme an einzelnen Hochschulstandorten ab Sommersemester geplant”, heißt es seitens des STW, vorbehaltlich neuer oder verlängerter Infektionsschutzmaßnahmen. Unter den eingeplanten Standorten befindet sich die Mensa II.

Die Foodtrucks werden laut STW auch nach der Pandemie noch fahren, „um deren hohe Investitionskosten zu rechtfertigen.” 165.000 € kostete die Anschaffung der beiden fahrenden Imbisswagen. Daher wird man beim STW das sich bessernde Wetter begrüßen, um weitere Schneebedingte Ausfälle zu vermeiden. Für alle, die sich nicht auf den bereiften Mensaersatz verlassen und lieber selbst in der Küche betätigen wollen, bietet das STW auf dem YouTube-Kanal Mensa Online wöchentlich Rezepte und Kochtipps an. Dann mal ran die Buletten: Vielleicht finden sich dann in eurer Falafel mit „alleene scheiße schmeckende Auberginen” auch nur Auberginen: keine Schwarzwurzeln, kein Mais und auch keine Paprika. Mahlzeit.

Autor*in

Elias Fischer

Seine Männlichkeit passt nicht ganz in den Bildausschnitt.

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