K-Pop: K wie Kult?

Perfekte Choreographien, aufwendige Musikvideos, bunte Kostüme. Dies zeichnet den koreanischen Pop aus. Musikwissenschaftler Michael Fuhr hat sich in Untersuchungen mit der Fankultur und Begeisterung für K-Pop in Deutschland beschäftigt und seine Ergebnisse in einem Vortrag geteilt. Von Lucie Schrage.

Der Song Dynamite der Band BTS wurde auf YouTube über 984 Mio. Mal angehört. Bildquelle: Caroline Blazy

Sieben junge Musiker lächeln uns auf dem Cover des erfolgreichsten deutschen Jugendmagazins entgegen. Bangtan Sonyeondan (BTS), als derzeit erfolgreichste K-Pop Band, hat es auf das Cover der Bravo geschafft. Doch dieser Erfolg, diese starke Repräsentanz, war anfangs keine Selbstverständlichkeit. Musikwissenschaftler Michael Fuhr, tätig an der Uni Hildesheim, erforscht koreanische Musik und erklärt in seinem Vortrag, dass koreanische Musik lange von der GEMA auf YouTube gesperrt wurde. Doch für den Erfolg einiger Songs war das kein großes Hindernis. Gangnam Style feiert auch in Deutschland seine Erfolge und Fans fanden andere Wege, die Musik zu hören. 

Fans, damit ist eine überwiegend weibliche Gruppe von Teeanger oder Zwanzigjährigen gemeint, sind häufig Schüler*innen, Student*innen, Auszubildende und Jobsuchende. Die Fankultur ist einzigartig. Die vorwiegend sehr jungen Teeanger*innen fühlen sich in der Gruppe verstanden, sehen sich als Familie oder bezeichnen sich als „Fan Army”. Für sie unterscheidet sich K-Pop von der gewöhnlichen westlichen Musik. So seien beispielsweise die grellen Farben, die in der deutschen Musik nicht zu finden sind, einzigartig im K-Pop.

K wie Kunst 

Die größte Begeisterung liegt jedoch beim Tanz und den perfekten Choreographien. Den großen Erfolg von BTS’ sehen die Fans genau dort. Ebendiese Begeisterung führte zu K-Pop Flashmobs und London und Cover Dance Groups wie Re:motion aus Neuss oder One For Nine aus Hamburg. In Bremen gab es sogar einen Contest für K-Pop Cover Dance Groups. 

Viele der Fans wurden durch den Japanese Pop (J-Pop) beeinflusst und haben den K-Pop erst durch den Einfluss der japanischen Kultur kennen gelernt. Sie haben Sailor Moon, Pokémon oder Dragon Ball gelesen oder geschaut. Zusätzlich dazu gibt es in Deutschland seit 2004 das Magazin Koneko, welches als Trendmagazin für Ostkultur gilt. Mit K*bang wurde 2012 auch die koreanische Kultur in Deutschland aufgegriffen.

K wie Kritik?

Doch auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Fuhr sammelte Fanstimmen, die auf Abgrenzung stießen. Sie würden komisch angesehen werden, wenn sie sich entsprechend ihrer Idole kleiden und als Freaks abgestempelt. 

Entscheidend für die immer lauter werdende Kritik ist jedoch die Tatsache, dass hinter K-Pop eine Industrie steckt. Die Stars werden im jungen Alter in Singen und Tanzen unterrichtet, sind von ihren Familien getrennt und als erfolgreiche Stars einem hohen Druck ausgesetzt. Es ist ein export-orientiertes Business der koreanischen Regierung, die das Angebot bestimmt mit einer weltweit wachsenden Nachfrage in Form von Fankultur. Auf Details kann Fuhr in seinem Vortrag nicht weiter eingehen, denn seine Untersuchungen beziehen sich auf Fans in Deutschland. Wie gut die Fans online vernetzt sind, zeigen nicht nur die massiven Beschwerden gegen einen Moderator des Radiosenders Bayern3, der rassistisch über die Band redete, indem er sie mit einem Virus verglich. Die Situation verschärfte sich jedoch, als sich der Comedian Shahak Shapira auf Twitter einen Spaß erlauben und die K-Pop Fans gegen die AfD aufbringen wollte. Ziemlich schnell entstand ein Shitstorm gegen ihn. Die Fan Army bezeichnete nun den Comedian als Rassisten und versuchte seinen Account zu hacken- oft ohne den wirklichen Hintergrund zu verstehen. 


In der Diskussion nach dem Vortrag gab Fuhr an, er wolle weiter forschen, auch zum Thema Queerness unter den Fans, die teilweise beobachtet wurde. Er erklärt, dass vor allem männliche Mitglieder aus den Tanzgruppen bewusst verschiedene Geschlechteridentitäten annehmen und damit spielten. Für aussagekräftige Aussagen über die Zusammenhänge und Übereinstimmungen von Fans, die sich der LGBTQIA+ Community zugehörig fühlen, will er jedoch noch weitere Daten sammeln. Abschließend verdeutlicht Fuhr noch einmal, wie faszinierend und wichtig die Auseinandersetzung mit K-Pop sei. Über die zahlreichen Vernetzungen erhielten viele auch den Zugang und die Möglichkeit sich über Black Lives Matter und #Metoo auszutauschen. K-Pop sei somit nicht nur eine neue bunte Musikrichtung, sondern schafft eine Brücke zwischen Kulturen und vor allem Menschen.

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1 Response

  1. TaiFei sagt:

    “Die Situation verschärfte sich jedoch, als sich der Comedian Shahak Shapira auf Twitter einen Spaß erlauben und die K-Pop Fans gegen die AfD aufbringen wollte. Ziemlich schnell entstand ein Shitstorm gegen ihn.”
    So so es ist also ein Spaß, mit falschen Infos und Lügen einen Tweet zu antiasiatischen Rassismus in Deutschland in eine andere Richtung lenken zu wollen.

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