Shakespeare: Endlich interessant?

Warum der längst verstorbene Brite heute immer noch Relevanz genießt, hat Alicia Homann beim Vortrag „Shakespeare – immer noch unser Zeitgenosse?” erfahren. Von ihrem Enthusiasmus fehlte am Ende aber jede Spur.

Shakespeare spielt auch in der Moderne noch eine Rolle. Bild Shakespeare: pixabay.com, Stadtbild: unsplash.com. Montage: FURIOS.

„Die Frage des Abends ist wohl für uns alle keine neue“, stellt Prof. Dr. Sabine Schülting, Professorin für Englische Philologie an der FU, zu Beginn fest. Daraus lässt sich bereits schließen, dass ein gewisses Wissen für den Vortrag „Shakespeare – immer noch unser Zeitgenosse?” vorausgesetzt wird. Im Rahmen der Vortragsreihe „Relevanz? Relevanz! Geisteswissenschaftliche Perspektiven” kooperierte die Freie Universität  an diesem Abend mit der Universität Zürich. Leider konnte ich dafür nicht im Hörsaal Platz nehmen, sondern musste mit meinem Laptop vorliebnehmen, da die Live-Veranstaltung in Zürich stattfand.

Shakespeares Stücke – Tragödien ohne klaren Grund

Zunächst zitiert Schülting den Theaterkritiker Jan Kott: „Every historical period finds in him what it is looking for and what it wants to see.“ Sprich: In Shakespeares Stücke kann man selbst so viel hineininterpretieren, dass sie dadurch immer für die jeweilige Zeit relevant bleiben. Besonders die offenen Enden böten hier viel Spielraum. Gleich darauf kommen die Vortragenden auf die heutige Umsetzung seiner Stücke zu sprechen. Shakespeare erlebe aktuell ein neues Hoch und werde vermehrt wieder neu interpretiert. Der Grund dafür kann im Kern aller Stücke gefunden werden: Sie handeln vor allem von dem Problem des Übergangs in etwas Neues und dem Nachwirken des Alten. Viele würden dies auf die Globalisierung beziehen und wie sie unsere bekannte Welt neu formt.

Schwere Kost

Je weiter der Vortrag voranschreitet, umso häufiger steht mir ein großes Fragezeichen auf die Stirn geschrieben. Da wird der italienische Philosoph Giorgio Agamben erwähnt, der sich gefragt hat, was Zeitgenossenschaft überhaupt ist. In diesem Zusammenhang hat er den Begriff der Diskronie erschaffen, was so viel heißen soll wie, dass man durch die Begegnung mit Geschichte die Gegenwart aus der Distanz betrachtet. Dies ist mir nicht schlüssig und ich versuche zu googeln, allerdings erhalte ich als Ergebnis nur einen Artikel auf Italienisch. Ich muss also mit der gegebenen Erläuterung leben. 

Anschließend werden zwei Bücher vorgestellt: White teeth von Zadie Smith und Soul Tourists von Bernardine Evaristo. Beide behandeln vor allem die Thematik, eine Schwarze Person zu sein, und greifen hierbei das Sonnet 130 auf, bei dem schon seit geraumer Zeit gemunkelt wird, die Dark Lady wäre eine Schwarze Frau gewesen.

Shakespeare-Enthusiasmus

Ich werde wieder wacher, als zwischendurch eingeworfen wird: „Jeder amerikanische Präsident hat Shakespeare zitiert – außer Donald Trump“. Gerne hätte ich mehr darüber erfahren, doch es bleibt bei der einen Bemerkung. Nun fährt Elisabeth Bronfen, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin von der Universität Zürich, mit Serien fort, die sich an Shakespeares Stücken orientiert haben. Allerdings verabschiedet sich genau in dem Moment die Technik und es wird zwangsläufig eine Pause eingelegt.

Nach besagter Pause werden mehrere Serien angesprochen wie Westworld, Deadwood und Succesion. Jedoch wird hier von beiden Professorinnen eingeworfen, dass der Vergleich mit Shakespeare oft an den Haaren herbeigezogen werde und man schon ein*e richtige*r Shakespeare-Enthusiast*in sein müsse, um die Parallelen zu erkennen. Ich als Shakespeare-Neuling würde diese Gemeinsamkeiten also gar nicht bemerken und am Ende muss ich zugeben, mein Enthusiasmus wurde durch diesen Vortrag leider auch nicht verstärkt.

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