Das BAföG, eines der großen Streitthemen der letzten Jahre, ist auch für Studierende stets relevant. FURIOS hat nachgehakt, welche Erfahrungen Studierende der FU gemacht haben. Anna-Lena Henrichs und Stina Timmermann über die Chancen und Defizite des Bundesausbildungsförderungsgesetz.
Fast jede*r hat sich vor dem Studium Gedanken darüber gemacht, ob für sie*ihn das BAföG in Betracht kommt. Das nicht ohne Grund, denn ein staatliches Förderungsprogramm für ein Studium, das sich Jede*r leisten kann, klingt verlockend. In den letzten 50 Jahren haben nach Angaben des Deutschen Studierendenwerkes fast 5 Millionen Menschen ihr Studium durch das BAföG (mit)-finanziert. Diese Förderung kostete den Staat seit Einführung knapp 90 Milliarden Euro (mehr zur Geschichte des BAföG hier). All das klingt nach einem erfolgreichen Programm – doch was ist die Kehrseite? Um herauszufinden, ob die individuellen Erfahrungen der Studierenden wirklich dieser Vorstellung entsprechen, wurde mit drei Studentinnen der FU gesprochen.
Aufwendige Antragstellung, die sich lohnt ?
Eine Studentin steht der Antragstellung kritisch gegenüber. Sie hatte das BAföG zu Anfang ihres Studiums beantragt, die Auszahlung erfolgte aber erst im Laufe des zweiten Semesters. Sie erzählt: „Bei meinem Antrag gab es viele Komplikationen. Der Prozess ist zwar für Menschen, die den Antrag zum ersten Mal stellen, relativ zugänglich gestaltet – das macht die Antragstellung aber nicht weniger aufwendig.“ Man komme mit dem Geld zwar hin, wenn man es nur für Lebensnotwendiges ausgibt; andere Ausgaben, wie Bücher, Elektrogeräte oder neue Klamotten, seien damit jedoch nicht mehr so gut zu bewältigen. Die Studentin wünscht sich außerdem eine bessere Kommunikation zwischen dem BAföG-Amt, den Antragsteller*innen und den Eltern, da es durch fehlende Informationen häufig zu Missverständnissen und Verzögerungen kommt.
Kommunikation inklusive Komplikationen
Ähnliche Erfahrungen hat auch Nathalia gemacht, die am Anfang ihre Studiums steht und schon seit ihrem Orientierungsstudium im letzten Jahr BAföG bezieht. Sie hatte besondere Probleme bei der Kommunikation mit dem BAföG-Amt. Denn Mitarbeiter*innen gaben ihr unterschiedliche Informationen, meldeten sich nicht bei ihr oder reagierten nicht auf Kontaktanfragen. Dies führte letztlich dazu, dass die Antragstellung zwei Monate dauerte, während denen sie alle finanziellen Verpflichtungen allein tragen musste. Darum wünscht sie sich eine bessere, einheitliche und schnellere Bürokratie. Allgemein aber empfindet Nathalia das ausgezahlte Geld als ausreichend zum Leben.
“Das Geld reicht aus“
Viktoria, die bereits im 6. Semester an der FU studiert, spricht vor allem positiv über das BAföG. Die aufwendige Antragstellung kann sie aufgrund der für die Geldzahlungen benötigten Informationen nachvollziehen. Außerdem seien die persönlichen Berater*innen sehr hilfreich und jederzeit ansprechbar. Natürlich müsse man sparsam leben, grundsätzlich wäre das Geld jedoch ausreichend. Letzteres sei aber – gerade in Berlin – auch stark von der jeweiligen Wohnungsmiete abhängig.
Ein Gesetz mit Potenzial
Viele der Kritikpunkte, die auch von Medien thematisiert werden, sind ebenfalls in den persönlichen Erfahrungsberichten enthalten: langwierige Bürokratieprozesse, fehlende Kommunikation oder nur wenig Rücksichtnahme auf unterschiedliche Wohnungsmieten. Trotz allen Kritikpunkten, die Studierende am BAföG geäußert haben, sind sie sich doch in einem einig: Das Konzept ist eine enorme finanzielle Unterstützung, ohne die viele Studierende nicht unabhängig und selbstbestimmt ihr Studium ablegen könnten. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen das BAföG nicht ausreicht und das Studium enorme finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Deshalb bedarf es auch nach 50 Jahren noch einer ständigen, kritischen Auseinandersetzung mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetze, um in Zukunft mehr Studierenden die Chance auf Studienförderung zu geben.