Evidenzbasiert, Studi-handgemacht, FU-weit: Die FUCSI-Umfrage

In den nächsten Wochen werden alle Studierenden der FU die FUCSI-Umfrage in ihrem E-Mail-Postfach vorfinden. Die erstmals von Studierenden entwickelte uniweite Umfrage soll die zentralen Probleme des Studiums unter Pandemiebedingungen erfassen. Was zu tun ist, worum es geht und was das Ganze bringt, hat unsere Autorin Julia Wyrott für euch in Erfahrung gebracht.

Wie geht es den Studierenden der verschiedenen Fachbereiche an der FU? Die FUCSI-Umfrage will das herausfinden. Illustration: Julia Wyrott

Lehrevaluationen gehören zum Semesterende wie Binge Learning für Klausuren, Schreibblockaden bei Hausarbeiten und – autsch – der Semesterbeitrag. Doch längst reicht es nicht mehr aus, Lehrkonzepte zu evaluieren, angesichts des veränderten Studienlebens durch die Pandemie. Das findet auch die FU-Corona-Studi-Initiative, kurz FUCSI. Mithilfe der ersten uniweiten Umfrage von Studierenden für Studierende wollen sie systematische Probleme im Studienalltag aufdecken.

Ein neues Umfrage-Konzept mit Erfolgspotenzial

„Es ist etwas ganz anderes, wenn Studierende die Fragen stellen und nicht die Institute selbst“, heißt es vom FUCSI-Team. „Wir haben einen anderen Zugang zu den Problemen, weil wir diesen selbst begegnet sind und kommunikativ besser mit den Studierenden vernetzt sind.“ Das derzeit vierköpfige Team setzt sich aus Studierenden der unterschiedlichsten Studiengänge zusammen. Zwischendurch bestand die FU-Corona-Studi-Initiative aber aus bis zu acht Personen, was sich durch Studienabschlüsse und Teamänderungen reduziert hat. Die FUCSI ist an keine weitere Hochschulgruppe angelehnt. „Wir möchten nicht noch eine Meinung zur Online-Lehre kundtun. Es geht uns in unserer Arbeit vor allem darum, evidenzbasierte Daten über die Realität im derzeitigen Studienalltag zu sammeln“, so FUCSI.

Das Konzept ‚von Studierenden für Studierende‘ hatte schon in der Vergangenheit Erfolg. So haben sich im Sommer 2020 Studierende verschiedener Fachschaftsinitiativen zusammengetan, um eine Umfrage zum Studium unter Pandemiebedingungen am Fachbereich für Philosophie und Geisteswissenschaften durchzuführen. Die regen Teilnehmer*innenzahlen von circa 600 Studierenden machten zentrale Probleme sichtbar: Einschränkungen bei der Teilnahme an Lehrveranstaltungen durch technische Probleme und der Mehraufwand an den zu erbringenden Leistungen für die aktive Teilnahme im Vergleich zur Präsenzlehre. Daraufhin wurden die Ergebnisse im Fachbereichsrat für Philosophie und Geisteswissenschaften und auch im Institutsrat Philosophie vorgestellt und mit den Lehrenden diskutiert. Als Reaktion darauf wurden die Anforderungen zur aktiven Teilnahme wieder mehr an den im Präsenzunterricht üblichen Umfang angepasst.

Im Februar 2021 fand sich das Umfrage-Team erneut zusammen und es zeichnete sich ab, dass sich besonders ein Problem zugespitzt hatte: Über 80 Prozent der 652 Teilnehmenden gaben an, unter Motivations- und Konzentrationsproblemen zu leiden. Außerdem fehlte einem Drittel der Befragten ein ruhiger Arbeitsplatz. Diesmal wurde den Daten hochschulpolitisch mehr Platz eingeräumt – Die Ergebnisse konnten in der Kommission für Lehrangelegenheiten des Akademischen Senats vorgestellt und diskutiert werden. In der Folge setzte sich die FU vor der Berliner Landespolitik dafür ein, die Bibliotheken mit ihren Arbeitsplätzen für Studierende offenzuhalten, auch wenn sie damit eine Außenseiterposition gegenüber den anderen Universitäten einnahm.

Daten, Daten, Daten – und dann?

Ausgehend von diesen ersten Ergebnissen sollen mit der FUCSI-Umfrage nun die Stimmen aller Studierenden erfasst werden. Aber was verspricht sich das Team davon? „Jeder Fachbereich hat seine eigenen Anforderungen. Die Umfrage soll zeigen, wie es den Studierenden in den unterschiedlichen Studiengängen geht.“ Die erhobenen Daten sollen dann über die Fachschaftsinitiativen und Fachbereiche den Studierenden selbst an die Hand gegeben werden. Zudem sitzen zwei Studierende aus dem FUCSI-Team in der Kommission für Lehrangelegenheiten und werden dort die Ergebnisse an das fächerübergreifende Gremium kommunizieren. Das Team erwartet dabei auch Gegenwind, weil die Ergebnisse eventuell Schwachstellen universitätsinterner Instanzen aufzeigen könnten. „Das ist aber der Sinn dieser Umfrage: Ergebnisse zu produzieren, die wehtun, aber denen wir uns stellen müssen, weil sie die Lebensrealität der Studierenden abbilden.“

 „Hast du den Eindruck, dass die 3G-Regel auf dem FU-Campus wie vorgeschrieben eingehalten wird?” und „Gelingt es dir unter den aktuellen Umständen, Freundschaften zu pflegen?” – Diese zwei Fragen gehören zum fertiggestellten Fragenkatalog, der Themen wie die digitale Lehre, die psychische Gesundheit, die allgemeinen Lebensumstände der Studierenden wie auch die Prüfungen aufgreift. Entwickelt wurden die Fragen im engen Austausch mit Studierenden im eigenen Umfeld des Teams, über Fachschaftsinitiativen und soziale Kanäle. Bei bestimmten Themenbereichen hat sich das Team Hilfe von Expert*innen geholt. So wurden die Fragen rund um die psychische Gesundheit mit studierten Psycholog*innen, der Fachschaftsinitiative Psychologie und der psychologischen Beratung der FU entwickelt.

Der Link zur Umfrage soll die nächsten Wochen als E-Mail vonseiten der Hochschulleitung (CV-Taskforce) versendet werden. In den 15 bis 20 Minuten, die die Umfrage in Anspruch nehmen wird, erfassen Multiple-Choice-Fragen und vereinzelte Freitextantworten das Stimmungsbild der Studierenden. „Zuerst wird es eine relativ knappe Auswertung geben, die die wichtigsten Probleme zusammenfasst, sodass wir das sofort der Hochschulleitung weitergeben können“, erklärt das FUCSI-Team. Davon erhoffen sie sich, dass möglichst schnell Ressourcen an den Stellen geschaffen werden, an denen sie von den Studierenden gebraucht werden. Auch für die Studierenden wird das Ergebnis dann einsehbar sein. 

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