3 Studis, 3 Fragen

Nur ein Klischee oder Realität im Seminarraum? Der Alltag an der Uni kann je nach Fachbereich sehr variieren. Im Interview mit drei Studentinnen hat Laura Thülen von FURIOS einen Realitätscheck durchgeführt. Ein kleiner Einblick in die Welt der verschiedenen Studiengänge. 

An der FU gibt es viele unterschiedliche Studiengänge. Foto: Laura Thülen.

Französisch, Politik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL). Auf den ersten Blick drei Studiengänge, die sich in vielen Punkten voneinander unterscheiden. Finja, Saphira und Charlaine studieren alle im vierten Bachelorsemester an der FU und begegnen in ihrem Studium neben dem ein oder anderen Klischeeverhalten auch mehr oder weniger verhassten Modulen.

FURIOS hat ihnen drei Fragen gestellt, um ein genaueres Bild vom Studi-Alltag zu bekommen und die Erfahrungen der Studentinnen in den doch so unterschiedlichen Studiengängen einmal im Vergleich zu betrachten. 

Wie lässt sich dein Studiengang in drei Worten beschreiben?

Finja (Französisch): Auf jeden Fall „leseintensiv”. Das kommt unter anderem durch die Literaturwissenschaft, die Teil des Französisch-Studiums ist. Als zweites Wort ist mir „perspektivenreich” eingefallen, da sich das Studium noch aus weiteren Teildisziplinen neben der Literaturwissenschaft zusammensetzt, nämlich der Sprachwissenschaft, Sprachpraxis und Landeskunde. Und zuletzt „Hassliebe”, weil wir uns in einem permanenten Zustand der Bewunderung für alles um die französische Sprache, Literatur und das Nationalverständnis befinden, gleichzeitig aber wahnsinnig viel über die französische Grammatik schimpfen.

Saphira (Politik): Mein erstes Wort ist „groß”, weil wir in Politik wirklich sehr viele Leute sind, ob aus dem Haupt- oder Nebenfach oder auch Lehramtsstudent*innen. Dann noch sehr „textlastig”, da man in jedem Seminar eine Menge deutsche sowie englische Texte lesen muss. Und zuletzt „vielfältig”, weil die Studierenden sich in Punkten wie Alter oder Herkunft sehr unterscheiden. 

Charlaine (AVL): Ich habe mir drei zusammenhängende Worte überlegt – „Prädestiniert fürs Langzeitstudieren”. Und zwar, weil man sehr viel frei wählen kann, es nicht so eine große Struktur gibt, man bei den Prüfungsleistungen vieles schieben kann und die dort beschäftigten Leute sehr viel entspannter sind, als ich es von anderen Fachbereichen gehört habe. Die Mentalität ist eher so, dass man für das Interesse studiert und nicht, um schnell einen Abschluss zu bekommen.

Welches Klischee erfüllen viele Studierende aus deinem Studiengang?

Finja (Französisch): Wir kommen wohl nicht drumherum, permanent über Frankreich zu reden. Gerade, wenn mal wieder grauer Winter in Berlin ist, wünscht man sich dann doch die Côte d’Azur herbei. Außerdem ist es tatsächlich so, dass man in Deutschland einfach kein Croissant und keine Patisserie findet, die an die in Frankreich herankommen. 

Saphira (Politik): Ein erstes Klischee ist, dass sich fast alle irgendwo engagieren, sei es nun passend zu Politik in Parteien oder bei Demos, aber auch in Hilfsorganisationen oder anderen Vereinen. Dazu kommt, dass viele sehr gerne diskutieren. Ob im Seminar mit den Dozierenden oder in Whatsapp-Gruppen mit anderen Studierenden, alle sind sehr diskussionsfreudig und teilen ihre Meinungen. Betrachtet man das politische Spektrum, sind die meisten eher links, was natürlich klar ist, es ist das OSI… 

Charlaine (AVL): Das Klischee, dass natürlich viele Leseratten dabei sind, trifft zu. Oder auch die Tatsache, dass man die Klassiker gelesen haben muss und dann immer nur komisch am Rand sitzt, wenn man nicht die großen Namen oder Bücher kennt. Aber im Endeffekt ist das häufig auch mehr Gerede, als dass die Leute alles ernsthaft gelesen haben. Eine Dozentin hat einmal gesagt, es sei so, als würde sich hier jeder für etwas Besseres halten… 

Welches ist das verhassteste Modul in deinem Studiengang und worum geht es in diesem Modul? 

Finja (Französisch): Das ist ganz klar die Sprachpraxis. Diese hat mich aber auch sehr mit den anderen Leuten im Kurs zusammengeschweißt, weil die zweimal wöchentlich stattfindenden Kurse und hinzukommenden Aufgaben sehr arbeitsintensiv sind. Dafür konnte ich mein Französisch noch einmal verbessern, aber der Weg war nicht leicht.

Saphira (Politik): Bei mir war es auf jeden Fall „Einführung und Methoden der Politikwissenschaft”. Das Modul hat man im ersten Semester, es bestand aus sehr viel Theorie und „Methodenkram“. Wenn man also Statistik mag, dann macht einem das Modul bestimmt Spaß, aber ich fand es sehr langweilig und war froh, als es sich nach dem ersten Semester erledigt hatte. 

Charlaine (AVL): Das Spannende an unserem Studiengang ist, dass die Module zwar verschiedene Namen wie beispielsweise „Interdisziplinäre Literaturwissenschaft” oder „Vergleichende Literaturgeschichte” haben, die Seminare aber im Endeffekt nur grob etwas mit der Modulbezeichnung zu tun haben. Man kann sich komplett frei Seminare aussuchen, die einen wirklich interessieren, Pflichtseminare gibt es nicht. Die Ausnahme ist das Einführungsmodul zu Beginn, bei dem man nicht frei wählen kann, wodurch es wohl das unbeliebteste ist. Da lernt man wie im Deutschunterricht, wie man ein Gedicht analysiert und was überhaupt ein Text ist. Es ist sehr methodisch. 

Wir sehen: Das ein oder andere Klischee scheint wohl doch Realität zu sein. Und seien wir einmal ehrlich – auch die weniger beliebten Module steht man gemeinsam mit seinen Kommiliton*innen durch!

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