Batman, but make it Gen Z

Braucht es drei Monate nach Kinostart noch eine Diskussion von The Batman? Lillith Dörsch dachte: Wenn der Emo-Superheld auf einmal Eyeliner trägt, der Bösewicht ein Streamer ist und das Ganze funktioniert, lohnt sich noch einmal ein Blick zum Home-Entertainment-Release. Ein Kommentar.

Der neue Batman ist so düster wie nie. Bild: Pixabay.

Robert Pattinson ist mittlerweile der neunte Schauspieler, der Batman spielt. Wenn man TV-Serien mitzählt, sind es noch mehr. Die Batman-Trilogie von Christopher Nolan steht auf der Lieblingsfilmliste vieler – und Ben Afflecks Batman ist zwar nicht ganz so beliebt, aber noch frisch in den Köpfen. Und trotzdem waren die Neuigkeiten der Neuverfilmung nicht unbedingt überraschend – denn der Franchise-Boom der letzten Jahre mit Marvel an der Spitze hat uns an Sequels, Reboots und Remakes gewöhnt. Warum also noch ein neuer Batman? Weil er Geld macht. Regisseur und Co-Autor Matt Reeves hat es trotzdem geschafft, seinem Reboot eine popkulturelle Daseinsberechtigung zu geben. Er spricht eine neue Generation an: die Gen-Zler. 

Reeves geht davon aus, dass mittlerweile auch wirklich jede*r Batmans Masche kennt: tote Eltern, jede Menge Leder, Doppelleben, exzentrische Bösewichte. Auch das ist in The Batman nicht anders. Doch die Albernheit der Pre-2000er-Batman-Filme und Nolans quotable quotes über Moral und Verantwortung wurden gegen etwas Neues ausgetauscht: Vibes. Noir-ästhetische Tatorte, neonbeleuchtete Technoclubs und ein stetig verregnetes Gotham, das an die Interpretation der Stadt aus Joker (2019) erinnert. Das ist für den Comic-Batman zwar nicht neu, jedoch durchaus für jenen auf der großen Leinwand. Bruce Wayne hat sein Playboy-Alter-Ego aus bisherigen Filmen abgelegt, schreibt Tagebuch, läuft tagsüber ganz in Schwarz und mit schmaler Sonnenbrille durch sein gotisches Wayne Manor – und hat wortwörtlich so wenig zu sagen wie kein anderer Batman zuvor. 

Die neue Gen-Z-Ästhetik

Natürlich wird auch anderweitig der Zeitgeist eingebracht. Catwoman nennt die Gotham-Mobster „rich white assholes“ und der Riddler, ein altbekannter Batman-Bösewicht, fragt in seinen Livestreams nach Likes und Followern. Doch das macht den Film nicht unbedingt prägend für unsere Generation, denn das Einblenden von Handybildschirmen, Textnachrichten und das Einbringen von aktuellen soziopolitischen Themen machen Kino und TV schon seit Jahren. Es sind die besagten Vibes, getragen von einer ganz bestimmten Ästhetik, die die neue Gen-Z-Popkultur ausmacht.

Paradebeispiel dafür ist das Highschool-Drama Euphoria, welches die perfekte Repräsentation der Gen-Z-„Ästhetik“ ist. Die wird nämlich hauptsächlich durch Kostüm, Make-up und der Selbstdarstellung der Figuren ausgedrückt. Handys sind letztendlich selten zu sehen – und wenn doch, sind sie nicht Schwerpunkt der Szene. So auch beim neuen Batman: Der Riddler und seine Livestreams sind Mittel zum Zweck und werden nicht selbst zum Thema des Films.

The Batman stampft kein völlig neues Genre aus dem Boden, hat sich aber dem Zeitgeist angepasst. Während sich Afflecks JusticeLeague-Batman eher wie ein Iron-Man-Imitationsversuch anfühlte, könnte sich Marvel nun an diesem Film etwas abschauen. Denn dort setzt man gerade noch auf die altbewährte Formel aus Popkultur-Referenzen und One-Linern, die sich im letzten Jahrzehnt als erfolgreich bewiesen hat, aber langsam langweilig wird. Den Marvel-Helden würde sicher auch etwas Schwarz stehen.

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